Konzertführer:Das schönste Werk von Mozart

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Victor Bolarinwa leitet auch dieses Jahr die Sinfonietta im Schloss. (Foto: Toni Heigl)

Sinfonietta-Dirigent Victor Bolarinwa engagiert für das Herbstkonzert die Geigerin Elisabeth Heuberger

Von Adolf Karl Gottwald, Dachau

In Weimar gab es zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein "Journal des Luxus und der Moden". Im Januarheft 1808 erschien ein Wiener Bericht über Beethoven mit dem Hinweis: "Die vierte Sinfonie von ihm ist im Stich, auch eine sehr schöne Ouvertüre zum Coriolan und ein großes Violinkonzert, auch drei Quartette werden gestochen." Man sieht, die Sinfonie Nr. 4 in B.-Dur op. 60, das Hauptwerk des Herbstkonzerts der Sinfonietta Dachau am Samstag, 22. Oktober, im Dachauer Schloss gehört zu den Werken aus einer der fruchtbarsten Perioden in Beethovens Schaffen, es war aber auch eine seiner glücklichsten.

Seine vierte Sinfonie stand lange im Schatten der Eroica und der ihr folgenden fünften, ehe man ihren inneren Wert ganz erkannte. Freilich ist sie, verglichen mit den Nachbarsinfonien, von einer konfliktlosen Glückseligkeit, die zu dem lange herrschenden Bild des unselig dämonischen Beethoven nicht recht passt. Deshalb nahm man sie oft nur als höheres Spiel, in dem sich der Genius entlastete. Heute kennt man ihre Geheimnisse und weiß, dass auch ihre vollkommene Harmonie auf einem dunklen Grunde ruht.

Dies zeigt schon die Einleitung, wohl die schönste und am größten angelegte, die es bis dahin gab. Im wahrsten Sinne des Worts "leitet sie in das Werk hinein", alles an ihr ist Vorbereitung, Erwartung, Spannung, auch viel Zwielicht, Schwanken zwischen Dur und Moll. "Nehmt das, was kommt, ernst - es ist nicht nur Spiel und Übermut", scheint diese große Einleitung dem Hörer zuzurufen, und sie bekräftigt es in dem großartigen Augenblick jener Dominantseptakkorde im Fortissimo, mit denen der entscheidende Schritt in das Allegro vorbereitet wird. Berühmt ist auch eine Stelle im Finalsatz, wo plötzlich ein Fortissimo auf dem in einem B-Dur-Satz absolut unerwarteten Ton h in allen Stimmen des Orchesters in das heitere, scheinbar harmlose Spiel der Figurationen gewalttätig und unheimlich hineinfährt, wie der Musikwissenschaftler Walter Riezler (1878 - 1965) sinngemäß sagte.

Eingeleitet wird das Konzert mit der Konzertouvertüre "Die Hebriden" von Felix Mendelssohn Bartholdy. Ossian, Sohn des Fürsten Fingal ist ein Sagenheld der keltischen Vorzeit. Ossian-Gesänge waren schon im 18. Jahrhundert große Mode, bei Goethe liest der junge Werther mit Lotte aus dem "Ossian" und noch zu Schuberts Zeit wurden in Wien Ossian, Shakespeare und Walter Scott viel gelesen und übersetzt. Der 20-jährige Felix Mendelssohn machte im August 1829 sogar einen Ausflug auf einem der damals ganz neuen Raddampfer zu der sagenhaften "Fingalshöhle" auf einer schottischen Insel. Die musikalische Frucht dieses etwas abenteuerlichen Ausflugs ist die Konzertouvertüre, die zunächst unter dem Namen "Fingals Höhle" erschien, heute aber als Hebriden-Ouvertüre bekannt ist. Mendelssohn arbeitete an diesem Werk drei Jahre lang, und noch im Januar 1832 schrieb er an seine Schwester: "Der Mittelsatz im forte D dur ist sehr dumm, und die ganze sogenannte Durchführung schmeckt mehr nach Contrapunkt, als nach Thran und Möven und Laberdan, und es sollte doch umgekehrt sein." Die endgültige Fassung aber wurde ein sehr großer Erfolg und zählt zu Mendelssohns besten Werken.

Das Instrumentalkonzert dieses Abends ist das Konzert für Violine und Orchester A-Dur KV 219 von Mozart. Vom April bis Dezember 1775 schrieb der 19-jährige Mozart seine fünf Violinkonzerte gleichsam in einem Zug nieder. Als schönstes, originellstes und vielschichtigstes Werk gilt das Konzert Nr. 5 A-Dur. Als Besonderheit sei hier nur die Gestaltung des Finalsatzes genannt. Es ist ein Rondeau A-Dur im Tempo di Menuetto, in welchem plötzlich ein türkischer Marsch in der dafür typischen Tonart a-Moll erscheint, der manches aus dem allgemein bekannten türkischen Marsch aus Mozarts A-Dur-Klaviersonate KV 331 vorwegnimmt. Danach wird der gesamte Anfang bis zum türkischen Marsch wiederholt, variiert zwar, aber ungekürzt. Als Solistin gewann die Sinfonietta die junge Geigerin Elisabeth Heuberger.

Das Herbstkonzert der Sinfonietta Dachau findet am Samstag, 22. Oktober, 20 Uhr, im Schloss Dachau unter der Leitung ihres Chefdirigenten Victor Bolarinwa statt. Vorverkauf: 08131/24 52 oder Trachtenmoden Schiela 08131/73 57 81.

© SZ vom 20.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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