Konzertführer:Beethoven in guter Laune

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Das Herbstkonzert der Sinfonietta Dachau

Von Adolf Karl Gottwald, Dachau

Am 2. September 1812 meldete die Allgemeine musikalische Zeitung: "L. v. Beethoven, welcher zur Bade- und Brunnenkur erst in Teplitz, dann in Karlsbad sich aufhielt und nun in Eger ist, hat wieder zwei neue Symphonien geschrieben." Es sind seine Siebte und Achte. Die achte Sinfonie opus 93 ist das Hauptwerk des Herbstkonzerts der Sinfonietta Dachau im Festsaal des Schlosses, das am Samstag, 14. Oktober, 20 Uhr, stattfindet.

Sie ist Beethovens kürzeste Sinfonie, kundigen Betrachtern gilt sie als seine vollkommenste. In der allgemeinen Achtung steht diese "Sinfonie der guten Laune" - so wird sie auch genannt - aber nicht so hoch wie die großen Sinfonien von Beethoven, man vermisst das typisch Beethovensche "Pathos", die "Tiefe", das "Heroische" etwa der "Eroica" und der "Schicksalssinfonie". Kraftvoll, frisch setzt das Hauptthema ein, mit seinem pochenden Rhythmus und den immer höher strebenden Jauchzern.

"Die Durchführung dieses von Anfang bis Ende unbegreiflich vollkommenen Satzes ist besonders bemerkenswert", schreibt der Münchner Beethoven-Forscher Walter Riezler: "Sie arbeitet im Grunde nur mit dem Hauptmotiv, und zwar zuerst mit dessen ersten beiden Takten, dann nur mit dem ersten, 27 Takte lang vor der Reprise - und doch ist der dann folgende Eintritt des Hauptthemas in seiner achttaktigen Form von größter Wirkung; aufs höchste gespannt vernimmt der Hörer nun endlich wieder das Hauptthema in seiner vollkommenen Gestalt." Berühmt sind das betont altertümlich gehaltene Menuett dieser Sinfonie und im letzten Satz die geradezu dämonisch hereinbrechenden Fortissimo-Stellen in fremder Tonart.

Das Instrumentalkonzert dieses Sinfonietta-Abends ist das häufig gespielte Konzert für Violine und Orchester von Felix Mendelssohn Bartholdy. Im klassisch-romantischen Repertoire, das bis heute die Konzertprogramm beherrscht, haben Violinkonzerte einen besonderen Stellenwert: Beethoven - Mendelssohn - Brahms - Dvořák - Tschaikowsky. Das Beethoven-Violinkonzert ist das anspruchsvollste, das Mendelssohn-Konzert das dankbarste; denn es ist nicht so schwer wie die anderen, dabei entfaltet es aber eine glänzende Virtuosität. Das ganze Repertoire der Geigenkunst wird entfaltet: alle Feinheiten der Fingertechnik und Bogenführung, Doppelgriffe, brausende Arpeggien, prickelnde Stakkati und schmelzende Kantilene. Matthias Well, der junge Geigenvirtuose der bekannten Well-Familie spielt es jetzt mit der Sinfonietta Dachau.

1841 war für den damals 31-jährigen Robert Schumann ein sinfonisches Jahr. Er schuf seine 1. Symphonie B-Dur, eine zweite in d-Moll, die aber nicht gefiel und zehn Jahre später, stark überarbeitet als 4. Sinfonie erschien, und eine Sinfonietta, die dann als "Ouvertüre, Scherzo und Finale op. 52" bekannt wurde. Es ist ein liebenswürdiges Seitenstück zu den größeren sinfonischen Werken mit "einer heiteren Ouvertüre, einem sinnigen Scherzo und hinreißendem Finale", wie die "Leipziger allgemeine Zeitung" vom 9. Dezember 1841 feststelle. Die "heitere" Ouvertüre eröffnet das Herbstkonzert der Dachauer Sinfonietta, wieder unter der Leitung von Victor Bolarinwa.

Sinfonietta Dachau Herbstkonzert, Samstag, 14. Oktober, 20 Uhr, Schloss Dachau. Vorverkauf: Sinfonietta: 08131/24 52. Trachtenmoden Schiela in der Altstadt Dachau: 08131/73 57 81.

© SZ vom 12.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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