Konzert in der Kulturschranne:Die Elfe und der Barde

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Die ehemaligen Ruckteschell-Stipendiaten der Stadt Dachau Sofia Talvik und Tim McMillan geben in der Kulturschranne ein Winterkonzert. Im Gepäck haben sie jede Menge neuer Folk-Songs

Von Marie Groppenbächer, Dachau

Dachau ist wohl einfach zum Verlieben: Auch die beiden Musiker Sofia Talvik und Tim McMillan haben hier ihr Herz verloren, als sie als Stipendiaten der Stadt die Ruckteschell-Villa bewohnten. Grund genug, um immer wieder mal nach Dachau zurückzukehren. An diesem Donnerstag, 6. Dezember, treten sie von 20 Uhr an in der Kulturschranne in der Altstadt auf.

Die schwedische Singer-Songwriterin Sofia Talvik wohnte und arbeitete von März bis Juni 2016 in der Ruckteschell-Villa. Das Stipendium war ihr nach einem Auftritt im Café Gramsci angeboten worden. Sie nutze die Zeit, um an ihrem Weihnachtsalbum zu arbeiten, erzählt sie. "When Winter comes - a Christmas Album" erschien im Dezember 2017 und gehörte in den USA zu den fünf meist gespielten Alben in den Folk-Radio-Charts. Das Album ist das Ergebnis einer kleinen Tradition, die die Künstlerin nun schon seit zwölf Jahren verfolgt. Immer kurz vor Weihnachten bringt sie ein selbstgeschriebenes Weihnachtslied heraus. Doch mit althergebrachten Nummern wie "Jingle Bells " haben diese Songs wenig zu tun. "Ich schreibe Weihnachtsmusik für Leute, die die traditionellen Lieder nicht mögen. Mein Fokus liegt dabei auf der dunkleren Seite von Weihnachten, die traurige und andere Seite der festlichen Tage", erklärt sie. "Das Lied 'A Berlin Christmas Tale' zum Beispiel ist angelehnt an das Märchen von dem kleinen Mädchen mit den Schwefelhölzchen von Hans Christian Andersen." Ihre Lieder porträtieren die weniger Glücklichen und die Unglücklichen, eine melancholische Seite der Feiertage.

Auch in Dachau schrieb sie damals das Weihnachtslied "When it rains on Christmas Day". Schmunzelnd erklärt die Sängerin: "Inspiriert hat mich zu diesem Text , dass es ständig geregnet hat, als ich in Dachau gelebt habe." Dennoch kommt sie immer wieder gerne in ihre alte Wahlheimat zurück, wenn sie die Zeit dazu findet. Inzwischen wohnt sie in Berlin, ist jedoch sechs Monate im Jahr allein in den USA auf Tour. In Dachau wird sie gerne zu privaten Hauskonzerten eingeladen. Da wird es dann kuschelig, wenn sich 30 bis 50 Dachauer in ein Wohnzimmer zwängen, um Sofias Folk-Songs zu lauschen.

Sofia Talvik spielt Weihnachtslieder. (Foto: Makaki Music, Jonas Westin)

Neben ihren eigenen Liedern wird sie an diesem Donnerstagabend auch ausgewählte winterliche Coversongs präsentieren. Doch ihre Mission bleibt, eine andere Seite von Weihnachten zu zeigen, als es die meisten gewohnt sind. Ihre engelsgleiche Stimme wird durch eine geschmackvolle Mischung aus Harmonien und Delays erweitert und von ihrer Akustikgitarre sowie dem Rhythmus, den sie mit ihren eigenen Füßen, Glocken und einer Stomp Box darbietet, begleitet.

Ihr Musikerkollege Tim McMillan kennt Dachau schon etwas länger. Von Juli bis Dezember 2011 wohnte und komponierte er in der Ruckteschell-Villa. Auch er wurde im Café Gramsci entdeckt und als Stipendiat angefragt. Der Musiker freute sich sehr über das Angebot und nutzte das halbe Jahr ebenfalls dazu, an seinem Album zu arbeiten. "Der damalige Bürgermeister Peter Bürgel hat mich in dieser Zeit sehr unterstützt", erinnert sich der australische Gitarrist. Für ihn war die Zeit in Dachau eine "unheimlich bereichernde Erfahrung", wie er sagt. Noch immer pflegt er viele Kontakte, die er hier knüpfen konnte. Dazu gehört neben anderen Dachauer Musikern auch Drummer Alex Bökelund, mit dem er schon häufig aufgetreten ist.

Tim McMillan und Rachel Snow präsentieren ihr gemeinsames Album. (Foto: oh)

In der Kulturschranne tritt er an diesem Donnerstag mit seiner Songwriting-Partnerin, der Violinistin Rachel Snow, auf. Sie kommen beide aus Melbourne und machen schon seit rund 15 Jahren gemeinsam Musik. Das frisch aufgenommene gemeinsame Album "Hiraeth" ist eine Sammlung instrumenteller Stücke. Es beinhaltet eine Vielzahl von Gastauftritten aus der Rockmusikwelt, unter anderem von Mitgliedern von Motörhead, The Sisters of Mercy, Ugly Kid Joe, Mr Bungle und den Label-Kollegen Pulsar Trio. Der Einfluss von Gitarrenlegenden wie Al Di Meola, Devin Townsend und Michael Hedges ist auf dem gesamten Album hörbar, wobei die Stilrichtungen von keltischen Folk- und Fingerzeiggitarrenklängen bis Progressive und Acoustic Metal variieren.

In Europa bekannt wurde der gebürtige Australier als Live-Musiker durch seine lebhafte Darbietung, seinen Humor und seine Fähigkeit, das Publikum zu begeistern.

Sowohl Sofia Talvik als auch das Duo Tim McMillan und Rachel Snow touren im Moment durch Deutschland. Ihr Zeitplan bis Weihnachten ist straff. Umso schöner, dass sie sich die Zeit nehmen, um nach Dachau zurückzukehren und hier ihre neuen Songs darzubieten.

Sofia Talvik mit Tim McMillan und Rachel Snow spielen an diesem Donnerstag, 6. Dezember, um 20 Uhr in der Kulturschranne Dachau. Karten gibt es ab zehn Euro unter tolldach.blogspot.com.

© SZ vom 06.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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