Konzert in Dachau:Ein eingespieltes Team

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Catharina Link ist 30 Jahre alt, Felix Rahimpour gerad einmal 13 - doch in ihrem Können sind sie vereint. (Foto: Niels Jørgensen)

Trotz Altersunterschieds: 13-Jähriger und 30-Jährige harmonieren am Klavier

Lange klatscht das Publikum, bis sich die Tür das erste Mal öffnet. Heraus tritt Felix Rahimpour, und sitzt nach wenigen zielstrebigen Schritten an dem großen Flügel, der inmitten des Gemeinderaums der Friedenskirche steht. Er beginnt mit Robert Schumann, spielt viel Franz Schubert und endet mit Claude Debussy. Der Auftakt eines klangvollen, gemütlichen Abends.

Die Tür wird im Laufe des Konzertes noch häufiger auf und zu gehen, denn darin soll sich auch die Idee der Veranstaltung spiegeln. Als Rahimpour die Bühne verlässt, tritt Catharina Link auf, spielt John Cage, Beethoven, Bach und Skrjabin. "13 trifft 30" heißt es auf der Einladung, die Zahlen stehen für das Alter der zwei Musikschüler. Die beiden spielen seit Jahren gemeinsam in derselben Meisterklasse, die ihre Klavierlehrerin Heike-Angela Moser für ihre interessantesten Schüler gegründet hat. Rahimpour ist darin der Jüngste, Link die Älteste - und da die beiden parallel die Idee eines Solokonzertes hatten, beschlossen sie, ihr Können zu vereinen und einen Abend gemeinsam zu gestalten.

"Wir wollten sehen, was musikalisch entsteht, wenn eine Dreißigjährige und ein 13-Jähriger aufeinandertreffen", sagt Link zu Beginn der Veranstaltung. Deswegen das Auf und Ab auf der Bühne, das Auf und Zu der Tür. Man wolle, dass sich die verschiedenen Stile des Spielens begegneten, die unterschiedlichen Komponisten, die Unterschiede, die vielleicht auch in dem großen Altersunterschied der beiden Musikschüler liegen könnten. "Welcher gemeinsame Weg sich ergibt, wird sich im Laufe des Abends zeigen", kündigt Link an, bevor Rahimpour als Erster zu spielen beginnt.

Nach dem rund zweistündigen Konzert steht Link in dem Raum hinter der Tür, mit einem Blumenstrauß in der Hand, die Anspannung des Auftritts fällt langsam von ihr ab. Mit neun hatte sie mit dem Klavierspiel begonnen, später Schulmusik studiert, heute ist für sie klar, dass das Klavierspiel mehr als nur ein Hobby ist. Rahimpour kennt sie, seit er mit sechs Jahren in die Meisterklasse aufgenommen wurde. Seitdem proben sie häufig gemeinsam, manchmal organisiert ihre Klavierlehrerin auch Reisen für die gesamte Gruppe, in Italien waren sie bereits viermal.

Auch an diesem Abend soll deutlich werden, dass dieses Konzert gemeinsam gestaltet wurde. "Ich gebe zu, es war etwas spontan", sagt Rahimpour kurz nach der Pause. Doch zusammen ein Programm zu entwerfen, mit dem sich dieser Abend füllen ließe, das hätte sehr viel Spaß gemacht. Damit Rahimpour zum Umblättern nicht stoppen muss, setzt sich Link manchmal neben ihn, schlägt die nächste Seite des Notenblattes auf, damit sein Spiel mühelos ineinander übergeht. Am Ende bemühen sich die beiden, abgestimmt durch ein Kopfnicken, sich synchron vor dem begeistert klatschenden Publikum zu verbeugen. Der Saal ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Da huscht Link noch einmal durch die Tür, holt ein paar Notenblätter an den Flügel, Rahimpour stellt einen zweiten Hocker vor das Klavier. Zum Abschluss spielen die beiden gemeinsam - ein Stück aus Brahms Ungarischen Tänzen, vierhändig.

© SZ vom 24.02.2020 / aej - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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