Konzert in Bergkirchen:Beethoven, Ballett und "Bel Ami"

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Jürgen Rothaug mit seinem Cantori Ensemble begeistert die Gündinger mit seinem vielfältigen Konzert

Von Adolf Karl Gottwald, Bergkirchen

"O Freunde, nicht diese Töne, sondern lasst uns angenehmere anstimmen, und freudenvollere!" Das lässt Beethoven nach drei Sätzen seiner neunten Symphonie einen Bariton singen, worauf der Chor mit "Freude, Freude, Freude schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium" einfällt. Beim großen, wohl zu Beethovens 250. Geburtstag konzipierten Konzert des von Jürgen Rothaug geleiteten Ensembles Cantori in der Sporthalle Günding war das ebenso. Das war zunächst eine Riesenleistung, den bekannten Freuden-Hymnus von einem gemischten Chor von nur sieben Frauen- und sechs Männerstimmen und einem kaum größeren Orchester aufzuführen. Aber worauf war der Aufruf "O Freunde, nicht diese Töne!" zu beziehen? Ihm waren ja keine Symphoniesätze von Beethoven vorausgegangen, sondern nur die Begrüßungen von Jürgen Rothaug und von Bürgermeister Robert Axtner. Die aber waren keineswegs so schlecht, dass man sagen müsste: "O Freunde, nicht diese Töne!"

Jürgen Rothaug hat sich wohl gefragt, was man Beethoven zum 250. Geburtstag präsentieren könnte, ein Geschenk, von dem man nicht sagen müsste: "Hat er schon - braucht er nicht!" Da fiel ihm eine Begegnung mit Marilyn Monroe ein. "Beethoven meets Monroe" war schließlich Titel und Programm des Konzerts. Da waren gewiss Töne dabei, von denen Beethoven gesagt hätte: "O Freunde, nicht diese Töne!", aber auch viele angenehmere und freudenvollere. Beethoven selbst kam nur noch mit zwei Liedern zur Klavierbegleitung - gespielt von Carina Ellerhof, Veronika Werner und der hervorragenden Pianistin Anna Nam am gewaltig verstärkten E-Piano - und mit einem Auszug aus seinem Brief "An die unsterbliche Geliebte" zu Wort; denn schon die reizende Ballettdarbietung der Ballettschule Maria Taglioni leitete über zu einer "Legende" von George Enescu mit einem von Michi Nauderer virtuos gespielten Trompetensolo.

Dagegen hätte Beethoven vermutlich nichts einzuwenden gehabt, aber gegen die Oper "Cosi fan tutte" von Wolfgang Amadeus Mozart hatte er entschieden Einwände. Er lehnte sie wegen ihres von ihm als "frivol" empfundenen Textes ab und sagte, so etwas würde er nie komponieren. Ein Duettino aus dieser Oper wurde von Johannes und Michi Nauderer dennoch spritzig eingeführt und gesungen.

Der zweite Teil des anregenden Konzerts aber war erfüllt von so angenehmen Tönen, besser gesagt "Songs", wie sie Beethoven selber nie zustande gebracht hätte: "Bel Ami", "Die Männer sind alle Verbrecher, ihr Herz ist ein finsteres Loch", "Liebling, mein Herz lässt dich grüßen" oder "Ich tanze mit dir in den Himmel hinein", "Ein Freund, ein guter Freund" und "Bei mir bist du schön", "Kauf dir einen bunten Luftballon" sowie "Salome" und viele mehr... Bei diesen heute noch populären Schlagern, die vor allem das ältere Publikum noch Stück für Stück mitsingen könnte, zeichnete sich vor allem die kurzfristig eingesprungene, extra aus Berlin angereiste Sängerin Veronika Werner aus.

Ein höchst virtuos ausgeführter Pole Dance (Janine Hollung vom "Supergirl Studio") ersetzte den eigentlich erwarteten zweiten Auftritt der jungen Damen der Ballettschule Maria Taglioni glänzend. War das noch zu überbieten? Ja! Marilyn Monroe, alias Veronika Werner, trat auf und sang: "I wanna be loved by you." Da hätte Beethoven gewiss nichts dagegen gehabt.

© SZ vom 26.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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