Kommentar:Warme Worte sind zu wenig

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Würdigungen für Ehrenamtliche gibt es immer wieder. Doch was sie wirklich bräuchten, ist die Unterstützung in ihrem Engagement

Von Jacqueline Lang

Leistung wird heute zumeist daran bemessen, wie viel man verdient. Fürs Ehrenamt gibt es kein Geld. Da scheint es wenig verwunderlich, dass Vereine und Organisationen Probleme haben, Freiwillige zu finden, die sich engagieren wollen und die bereit sind, ihre Zeit für andere opfern. Gelegentlich bekommen Ehrenamtliche zwar eine Aufwandsentschädigung für ihre Mühen, aber das sind keine bedeutenden Summen. Bei ehrenamtlichem Engagement geht es - anders als sonst - eben nicht um Gewinnmaximierung oder Profit.

Es ist daher reine Heuchelei, wenn von Seiten der Politik immer wieder kritisiert wird, dass es zu wenige Ehrenamtliche gibt. Natürlich ist es schön, dass vermehrt Menschen für ihr Engagement ausgezeichnet werden und für einen Abend im Rampenlicht stehen und beglückwünscht werden. Aber was ist das wert, wenn sie den Rest des Jahres um jede noch so kleine Unterstützung kämpfen müssen und vor immer neue bürokratische Hürden gestellt werden? Ehrenamtliche in den Vereinen übernehmen häufig dort Aufgaben, wo der Staat versagt: Helferkreise unterstützen Geflüchtete dabei, in ihrer neuen Heimat anzukommen. In Sportvereinen lernen Kinder und Jugendlichen schon früh, was Fair Play bedeutet. Und bei der Freiwilligen Feuerwehr begreifen Menschen, was es heißt, Verantwortung für andere zu übernehmen. Und obwohl Politiker immer wieder betonen, wie wichtig das Engagement der Helfer, der Trainerinnen, der Betreuer, Feuerwehrler, THWler, Hospizbegleiter und Selbsthilfegruppenleiterinnen ist - selten bekommen sie mehr als den sinnbildlich feuchten Händedruck.

In einer Welt, in der sich kaum noch jemand auf etwas dauerhaft festlegen will, ist fehlende Wertschätzung sicherlich nur einer von vielen Gründen dafür, warum es immer schwieriger wird, Ehrenamtliche zu finden, die sich langfristig engagieren - ohne Entlohnung. Aber eine Politik, die Ehrenamtliche mit ihren Wünschen, Sorgen und Problemen oftmals alleine lässt, muss sich nicht wundern, wenn immer mehr Menschen sich dagegen entscheiden, ihren gesellschaftlichen Beitrag im Dienst am Nächsten zu leisten. Verlierer sind dabei am Ende alle.

© SZ vom 31.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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