Kommentar:Wackeliges Fundament

Für eine Entscheidung über den Standort des fünften Gymnasiums sollten alle Daten herangezogen werden, nicht nur die, die schnell greifbar sind

Von Thomas Radlmaier

Die Frage ist angesichts der Rückkehr zum G9 und des Bevölkerungswachstums nicht, ob ein fünftes Gymnasium im Landkreis notwendig ist. Sondern vielmehr: Wo soll es gebaut werden? Viele Bürgermeisterhände sind in den vergangenen Wochen nach oben geschnellt. Jeder würde gerne seine Kommune mit so einer Schule schmücken. Entsprechend heftig ringen die Rathauschefs im Vorfeld der Kreistagssitzung am Freitag und entsprechend groß ist der Neid. Landrat Stefan Löwl (CSU) hat sich keinen Gefallen getan. Er hat die Debatte indirekt befeuert und den Landkreis in der Standortfrage gespalten.

Freilich hat Löwl Recht: Ein neues Gymnasium muss her und zwar so schnell wie möglich. Doch der Landrat ordnet dem Zeitfaktor alles unter, auch eine saubere Abwägung aller möglichen Standorte. Dazu gehört zum Beispiel, dass man sich mit allen Nachbarlandkreisen abspricht. Oder strukturpolitische Argumente berücksichtigt. Doch wie ein Heizer in der Lokomotive hat Löwl eine Schippe nach der anderen in den Kessel geworfen. Jetzt droht der ganze Zug in der Kurve zu entgleisen.

Innerhalb weniger Monate hat ein Statistiker ein Gutachten erstellt, das Standorte nahe Dachau nahelegt. Die Studie stützt sich auf Daten des Landesamtes für Statistik. Aus Zeitgründen blieben Daten des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum München außen vor. Doch letztere hätte es gebraucht, um eine wirklich fundierte Entscheidung treffen zu können. Nun kritisieren einige Kreisräte zu Recht die Aussagekraft der vorgelegten Zahlen. Die Standortfrage muss auf einem wackeligen Fundament beantwortet werden.

Ja, der Landkreis muss dringend den Bau eines weiteren Gymnasiums auf den Weg bringen. Doch einen Schnellschuss sollte man vermeiden.

© SZ vom 23.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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