Kommentar:Völlig abgetaucht

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Öffnet das Dachauer Familienbad noch oder bleibt es zu? Das geht alle Bürger an, doch die Stadtwerke bleiben die Antwort selbst den Stadträten schuldig

Von Thomas Balbierer

Kindern wird im Freibad nie langweilig. Sie rutschen, schwimmen, planschen oder spielen Ball. Oft veranstalten sie auch Wettkämpfe: Wer kann schneller schwimmen? Wer kann länger tauchen? Harmlose Spielereien. Wie die Dachauer Stadtwerke derzeit aber die Luft anhalten, ist nicht lustig. Presseanfragen zur Situation des Freibades beantwortet das städtische Unternehmen wahlweise mit dürren Formeln oder gar nicht. Der Freibadbetreiber ist völlig abgetaucht. Dabei wäre es für die Dachauer Öffentlichkeit allmählich interessant zu erfahren, ob in diesem Jahr noch eine Freibadsaison stattfindet. Wer wissen will, wie die ohnehin schon viel zu lang andauernden Bauarbeiten im Schwimm- und Sprungbecken vorankommen, erhält jedoch keine Antwort. Wer nach Details des Hygienekonzepts fragt, zum Beispiel nach einer Besuchergrenze, bleibt ahnungslos. Selbst Mitglieder des Werkausschusses bekommen keine Antworten.

Natürlich muss nun diskutiert werden, ob ein Badebetrieb unter den gegebenen Umständen sinnvoll ist. 200 000 Euro Mehrkosten für zusätzliche Corona-Vorkehrungen sind viel Geld für ein Freizeitbad, das auch in pandemiefreien Jahren rote Zahlen schreibt. Dass das Bad technisch erst Mitte Juli betriebsbereit ist, muss auch berücksichtigt werden. Aber eine echte Debatte kann nur geführt werden, wenn neben der Verwaltung auch der Stadtrat und die Bürger (für die das Bad ja gebaut wurde) einbezogen werden. Ohne Informationen geht das nicht.

Wer abtaucht, will sich verstecken. Indem die Stadtwerke einfach schweigen, drücken sie sich davor, sich öffentlich zu rechtfertigen. Warum zum Beispiel ist es seit den Lockerungen Ende Mai nicht gelungen, ein brauchbares Ticketsystem für Besucher auf die Beine zu stellen? Vorbilder gibt es in Bayern genug, da muss man nicht ins große München schauen. Unter Wasser sieht man schlecht - und wer abtaucht, muss irgendwann auch wieder auftauchen.

© SZ vom 25.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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