Kommentar:Frechheit darf nicht siegen

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Die Gemeinde Karlsfeld unternimmt den Versuch, Gerechtigkeit beim Kampf um die Parklücken zu schaffen. Auch wenn es viele nicht freuen wird, ist Knöllchen verteilen der richtige Weg

Von Gregor Schiegl

Einen Beliebtheitswettbewerb wird die Gemeinde Karlsfeld mit ihren Bewohnerparkzonen im Zentrum wohl nicht gewinnen. Die Anwohner müssen Parkausweise beantragen und bezahlen, die Kunden und Gelegenheitsbesucher müssen schauen, wo sie parken dürfen und wie lange, und wer es nicht tut, hat gleich ein Knöllchen unter dem Scheibenwischer. Aber wenn der Straßenrand nicht zum Kriegsschauplatz werden soll, bleibt der Gemeinde gar nichts anderes übrig, als einzuschreiten. Zu viele Menschen mit zu vielen Autos konkurrieren um zu wenige Parkplätze. In der gerade eröffneten Neuen Mitte kann man besichtigen, welche Dreistigkeit und Rücksichtslosigkeit viele Autofahrer inzwischen an den Tag legen.

Die Parkplatznot hat viele Ursachen: In manchen Bereichen wurden schlicht zu wenige Stellplätze gebaut, in anderen wurden Stellplätze, die man gerade nicht benötigte, einfach weiterverkauft; die fehlen vielen Mietern nun. Dazu kommt die Nachverdichtung, die immer mehr Autos in die Straße zieht - und tendenziell immer größere. Hinzu kommen Zweit- und Firmenwagen und die Unsitte, Garagen für alles zu verwenden, nur nicht fürs Parken. An dieser Stellschraube setzt die Gemeinde an: Nur wer wirklich keinen Stellplatz auf seinem Grundstück hat, darf sein Auto noch ganztags auf die Straße stellen. Das könnte die Not etwas lindern, lösen wird es das Problem nicht. Letztlich ist das Karlsfelder Parkraummanagement nicht mehr als Mangelverwaltung.

Falsch ist es trotzdem nicht, denn wenn es einen Mangel an Gütern gibt, ist es sinnvoll, denen Vorrang zu geben, die am stärksten auf das knappe Gut angewiesen sind. Das sind die Anlieger in den Wohnstraßen, das sind die Kunden in den Geschäftsstraßen. Alle anderen müssen längere Wege in Kauf nehmen oder umsteigen auf andere Verkehrsmittel. Auf lange Sicht ist das sowieso die einzige zielführende Alternative.

© SZ vom 11.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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