Kommentar:Eine Farce

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Andras Turner ist als Gemeinderat untragbar geworden.  Das Bündnis für Karlsfeld hat nur eine Option: Ihn rauszuschmeißen, besser jetzt als in zwei Wochen

Von Gregor Schiegl

A ndreas Turner hätte gut daran getan, seinen Auftritt in der Sondersitzung des Gemeinderats zu nutzen, um seinen Rückzug zu erklären. Das wäre ein Akt der Vernunft gewesen, geleitet von der Einsicht, dass die Diskussionen um seine fragwürdigen Machenschaften dem Ansehen der gesamten Karlsfelder Kommunalpolitik schaden - und auch seinem eigenen. Aber bei dem Bündnis-Gemeinderat scheint es weder Einsicht noch Vernunft zu geben. Kein selbstkritisches Wort kam Turner über die Lippen. Der Auftritt war eine Farce.

Den größten Schaden erleidet dabei das Bündnis für Karlsfeld. Die inneren Grabenkämpfe zwischen Turner-Freunden und -kritikern drohen das Bündnis zu zerreißen. Fraktionschefin Mechthild Hofner hat nur eine Option: Turner aus der Fraktion schmeißen, besser jetzt als in zwei Wochen oder in zwei Monaten. Doch dafür ist sie entweder zu führungsschwach oder schlichtweg nicht willens. Was Hofner abgab, war eine windelweiche Erklärung, eine Minimaldistanzierung. Im Grunde war es nicht mal das. Es war die Ankündigung einer Distanzierung, später vielleicht. Das Ansehen der kleinen Gruppierung, das alles in der Politik immer besonders sauber, besonders transparent, besonders umwelt- und menschenfreundlich haben will, erodiert weiter. Turners Verbleib ist ein Widerspruch zu allem, wofür das Bündnis steht - stehen will.

Völlig unabhängig von der strafrechtlichen Beurteilung der im Raum stehenden Vorwürfe ist Turner als Gemeinderat politisch untragbar geworden. Das Vertrauen in ihn ist irreversibel zerstört, seine Glaubwürdigkeit dahin, eine Läuterung nicht in Sicht. Selbst in den eigenen Reihen heißt es, Turner sei unbelehrbar. Wenn das Bündnis weiter in Nibelungentreue zu ihm hält, wird es mit ihm zugrunde gehen. Es wäre sehr schade, wenn das Bündnis für Karlsfeld in der nächsten Wahlperiode keine Akzente mehr setzen könnte. Auf die Gemeinderatspolitik hat sich das durchaus belebend und positiv ausgewirkt. Turners Beitrag daran geht allerdings gegen null.

© SZ vom 20.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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