Kloster-Sanierung:Im Umbruch

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Um das Birgitten-Kloster in Altomünster erhalten zu können, ist eine Generalsanierung nötig. Der erste Schritt ist die Renovierung des Gästetrakts - eine wichtige Einnahmequelle für den Orden. Direktor Jörg Johannes Fehlner will damit die Zukunft des Hauses sichern

Von Robert Stocker, Altomünster

Die dicken, alten Ziegelsteine sind freigelegt, etliche Putzschichten wurden von den Wänden abgekratzt. Jörg Johannes Fehlner deutet auf die Mauern. "Alles war feucht, unter der Holzvertäfelung hatte sich der pure Schimmel ausgebreitet." Der Direktor des Birgitten-Klosters in Altomünster steht mit Priorin Apollonia Buchinger im Wein- und Bierkeller des ehrwürdigen, aber in weiten Teilen maroden Gebäudes. Der Raum soll im Original wieder hergestellt werden. "Wir schaffen hier ein gemütliches Ambiente für Übernachtungsgäste", erklärt der Direktor das Ziel der Sanierung. Die Handwerker und Restauratoren arbeiten aber nicht nur hier. Gänge und Räume im Verbindungstrakt zwischen Kloster und Gästehaus werden trockengelegt, Arbeiter schlagen den feuchten Putz von den Wänden und streichen sie mit gelagertem Sumpfkalk an. "Wegen des schwierigen Untergrunds können wir keine Dispersionsfarbe verwenden", sagt Fehlner. Außerdem ginge durch einen herkömmlichen Anstrich die barocke Aura verloren.

Hinter den Türen des Birgitten-Klosters ist so mancher Schatz zu finden - so wie die Scala sacra, eine Kopie der Heiligen Treppe in Rom. (Foto: Niels P. Joergensen)

Jörg Johannes Fehlner ist seit April dieses Jahres im Amt. Er ist einer von vier Angestellten, die der Orden im Birgitten-Kloster Altomünster beschäftigt. Der gebürtige Oberpfälzer aus der Nähe von Amberg lenkt als neuer Direktor den Wirtschafts- und Gästehausbetrieb des Klosters. Der studierte Theologe kann auf berufliche Erfahrungen verweisen, die er in der freien Wirtschaft gemacht hat. Und aus diesen kann er gleich für die Renovierung des Klosters schöpfen. Es steht eine Generalsanierung an, die wohl zehn Jahre dauern wird. "In manchen Trakten ist seit mehr als 30 Jahren nichts mehr gemacht worden", sagt Priorin Apollonia. Die ersten Arbeiten haben Ende August im Verbindungstrakt zwischen Kloster und Gästehaus wie auch im Gästehaus selbst begonnen. "Denn das ist für uns eine wichtige Einnahmequelle", begründet Fehlner den ersten Sanierungsschritt. Ein Architekturbüro erstellt derzeit mit den zuständigen Behörden einen Realisierungs- und Kostenplan für das gesamte Projekt. "Dann können wir die Fördergelder akquirieren", sagt der Klosterdirektor.

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Priorin Apollonia und Klosterdirektor Jörg Johannes Fehlner schätzen die Atmosphäre in der "Alten Rekreation". In dem Raum...

...stehen Aussteuertruhen...

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(Foto: Niels P. Joergensen)

...von Klosterschwestern.

Das Gästehaus verfügt über 22 Zimmer, in denen 28 Betten stehen. Und die sollen schnellstmöglich wieder belegt werden können. Denn seit Juni finden im Kloster Seminare und Vorträge statt, die das Burnout Centrum mit Sitz in Landsberg veranstaltet. Etwa 50 Seminarleiter, Mediziner, Pädagogen und Theologen erklären dort, wie Stress und Konflikte bewältigt und ein Burnout vermieden werden kann. Wenn es sich um mehrtägige Kurse handelt, übernachten die Teilnehmer im Gästehaus. Das bringt Geld in die Kasse des Klosters. "Wenn die Seminarteilnehmer hier sind, muss es leise sein, denn die Betroffenen brauchen Ruhe", erklärt Priorin Apollonia. Weil die Sanierungsarbeiten jetzt Lärm verursachen, sind derzeit keine Seminar-Besucher im Haus. Fehlner tritt in diesem Zusammenhang Gerüchten entgegen, wonach das Burnout Centrum seinen Sitz im Kloster habe. "Kloster und Burnout Centrum sind Kooperationspartner, wir bieten nur die Räume für die Seminare an", stellt der Klosterdirektor klar. Und esoterisch geprägte Veranstaltungen gebe es nicht. "Alle Vorträge und Seminare finden auf der Basis der katholischen Lehre und der christlichen Spiritualität statt", sagt Fehlner. Er will die Öffentlichkeitsarbeit fördern, um das Kloster künftig transparenter zu machen. "Wir wollen gläserne Türen, Bewohner, Gemeinde und Kloster müssen miteinander kooperieren", betont der Direktor. Oberstes Ziel sei es, das Kloster zu erhalten und Nachwuchs für den Konvent zu gewinnen. Nur drei Schwestern leben derzeit im Haus. Doch bald könnten es mehr sein: Bis Dezember stellen sich zwei Kandidatinnen vor, eine Aspirantin kommt im Januar.

Ziel der Generalsanierung ist es auch, die Energiekosten in dem bisher feuchten Gemäuer zu senken. Um das Kloster zu beheizen, wurden bisher 70 000 Liter Öl pro Jahr verbraucht - so viel wie für 25 Einfamilienhäuser. Die Beleuchtung wird auf LED-Lampen umgestellt, Fluchtwege und Brandschutz müssen verbessert werden. Fehlner: "Das sind die Basics, die für einen sicheren Betrieb des Gästehauses nötig sind." Dass die Sanierung sehr aufwendig ist, zeigt sich zum Beispiel in der Küche. Der 116 Quadratmeter große Raum muss künftig alle Hygiene-Vorschriften erfüllen. Unter dem Putz der Gewölbe-Decke kam ein alter Anstrich zum Vorschein, der aus Ochsenblut und Kalk gemischt ist. "So entsteht der Eindruck eines toskanischen Marmors", sagt der Direktor. Er soll unbedingt erhalten werden. In einem Gang des Gästehauses wird eine 15 Meter lange Stuckdecke restauriert. 700 Arbeitsstunden sind dafür nötig - und diffizile Handarbeit, die Experten übernehmen.

© SZ vom 24.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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