Kleine Altstadtgalerie:Verrückte Welt

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Marius Klohn ist schon gespannt, wie seine Ausstellung ankommt. (Foto: Toni Heigl)

Marius Klohn stellt erstmals seine mehrfach belichteten, kunstvoll verdrehten Fotografien aus

Von Marie Groppenbächer, Dachau

Ein schneebedeckter Hinterhof, ein verregneter Schrottplatz, fensterlose Häuserwände - die Motive auf Marius Klohns Fotografien sind unaufgeregt, man könnte beinahe sagen unspektakulär. Doch eines fällt sofort auf: Es ist als hätte man vergessen, seine Brille aufzusetzen oder als hätte man zu viel Alkohol im Blut. Verschwommen sehen die Bilder aus, alles erscheint in doppelter Abbildung. Es drängt sich die Frage auf: Wie hat der Fotograf das gemacht? Manch einer mag bei solch einem Anblick als erstes an digitale Bearbeitung denken. Doch diese neumodischen Spielereien kommen für den Künstler gar nicht in Frage: "Ich bin kein Computertyp, der im Nachhinein daran rum feilt. Ich mache zehn Fotos, schaue sie mir an, und die neun, die mir nicht gefallen, lösche ich sofort."

Die feine Auswahl an Fotografien seiner Serie "Gedreht", die vom 28. Oktober bis 18. November in der Kleinen Altstadtgalerie zu sehen ist, hat er mit einer ganz speziellen Technik aufgenommen. Die Idee dazu kam ihm, als er vor einigen Jahren ausnahmsweise einmal allein im Urlaub war und mit seiner Kamera unter einem Olivenbaum lag. Während er den Auslöser gedrückt hielt, drehte er die Kamera. Eingestellt war die Funktion HDR, bei der mehrere Bilder in unterschiedlicher Belichtung, kurz hintereinander aufgenommen und anschließend automatisch übereinandergelegt werden. Viele kennen diese Funktion auch von ihren Smartphones. Mit den neueren Geräten könnte man Bilder, wie Marius Klohn sie macht, allerdings nicht mehr einfangen. Der Abstand zwischen den einzelnen Belichtungsphasen ist zu kurz, ein Drehen der Kamera unmöglich. Darum nutzt der Fotograf noch immer seine zehn Jahre alte Canon und hegt und pflegt sie, so gut es geht.

Im "echten Leben" arbeitet Marius Klohn als freiberuflicher Kameramann. Fotografie war für ihn immer eher ein Hobby. Häufig nutzt er Drehpausen dazu, dabei könne er sich entspannen, sagt er. Was er lieber mag, das Fotografieren oder das Filmen, kann er nicht sagen. "Fotografie war schon immer eine Herzensangelegenheit von mir. Filmen, das mache ich beruflich, aber auch saugern." Der Weg vom Fotografen zum Kameramann sei nicht ungewöhnlich, so der Künstler. Früher sei es beim Bayerischen Rundfunk zum Beispiel unabdingbar gewesen, ausgebildeter Fotograf zu sein, um auch als Kameramann tätig werden zu können, erzählt er.

Die Vorliebe für bewegte Bilder zeigen auch die Fotos seiner Ausstellung. Dennoch bleiben sie in der Bewegung entstandene Momentaufnahmen, für die Ewigkeit festgehaltene, unveränderliche Eindrücke. In der Ausstellung traut sich Marius Klohn zum ersten Mal mit seinen Fotos an die Öffentlichkeit. "Hinter der Kamera fühle ich mich wohl, ich muss nicht im Rampenlicht stehen", sagt er schmunzelnd. Doch sein Vater, der Künstler Heiko Klohn, bestärkte ihn, dass es viel zu schade wäre, seine Bilder auf irgend einer Festplatte verrotten zu lassen und sie keinem zu zeigen. Er war es vermutlich auch, der seinem Sohn, als der noch kleiner Junge war, eine Kamera in die Hand drückte.

Die Vernissage findet am Sonntag um 15 Uhr in der Kleinen Altstadtgalerie in der Burgfriedstraße 3 statt. Dazu spielt Bassist Matthias Richter von der Band Schandmaul.

© SZ vom 25.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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