Klamme Haushaltslage:Karlsfelder Hallenbad droht Schließung

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Die finanzielle Lage der Gemeinde ist alles andere als rosig. Nun zeichnet sich ab, dass die Sanierung der Mittelschulturnhalle weitere Millionen von Euro verschlingen wird, ebenso das Hallenbad. Trotz üppiger staatlicher Fördermittel ist zweifelhaft, ob die Kommune das bezahlen kann

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Die Zukunft des Karlsfelder Hallenbads ist ungewiss: Die Gemeinde muss viel Geld in die Sanierung der Mittelschulturnhalle stecken. (Foto: Toni Heigl)

Noch sind die Bauarbeiter im neuen Karlsfelder Schulhaus an der Krenmoosstraße beschäftigt. Doch es warten schon weitere Aufgaben: ein undichtes Dach in der Dreifachturnhalle der Mittelschule und die Modernisierung der sanitären Anlagen oder die Sanierung des Hallenbads. Beides Projekte, die schon lange aufgeschoben und doch dringend nötig sind. Immer fehlte das Geld. Kämmerer Alfred Giesinger hat jetzt eine mögliche Geldquelle gefunden: ein Bundesförderprogramm für Einrichtungen im Bereich Sport, Jugend und Kultur. 600 Millionen Euro stehen darin zur Verfügung. "Wir sollten es auf jeden Fall probieren", warb Bernd Wanka (CSU) in der jüngsten Gemeinderatssitzung um die Stimmen seiner Kollegen. Die waren nötig, um die Bewerbung zu vervollständigen. Sie stimmten zu, doch keineswegs mit ungetrübter Freude.

Die Gemeinde steht finanziell schon jetzt mit dem Rücken zur Wand. Die Corona-Pandemie hat in den vergangenen Monaten ein Loch von knapp zwei Millionen Euro in die Kasse gerissen. Dabei war der Spielraum für gemeindliche Projekte zuvor schon äußerst gering. Nichts konnte dieses Jahr in Angriff genommen werden, außer den absolut notwendigen Instandsetzungsmaßnahmen. Der Bau der Grundschule an der Krenmoosstraße hat Karlsfeld einen riesigen Schuldenberg beschert, der Ende des Jahres auf etwa 27 Millionen Euro angewachsen sein wird. Ob ein Nachtragshaushalt nötig wird, ist noch offen. Kämmerer Giesinger steht noch in Verhandlung mit dem Landratsamt Dachau. Dabei geht es um die Aufnahme eines Kredites für die laufenden Geschäfte, was unter normalen Umständen nicht möglich wäre, doch dieses Jahr aufgrund der besonderen Corona-Situation ausnahmsweise akzeptiert wird. "Das Jahr ist finanziell eine große Herausforderung, und man kann jetzt schon festhalten, dass 2021 noch schwieriger sein wird", sagte Finanzreferent Stefan Theil (CSU) bereits vor einem Monat, als die Größe des Haushaltslochs erstmals publik wurde. Den Kommunalpolitiker war der Schock angesichts dieser Aussichten anzumerken. Theil mahnte seine Kollegen, nur noch "mit angezogener Handbremse in die Haushaltsberatungen zu gehen". Auf dem Prüfstand stünden vor allem die freiwilligen Leistungen.

Nach monatelanger Pause hatte das Karlsfelder Hallenbad erst vor zwei Wochen wieder geöffnet. Beim Baby-Schwimmkurs planschten viele das erste Mal in einem Becken. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Kaum einen Monat später ist von zwei Millionenprojekten die Rede. Allein Beate Full (SPD) wagte es, die Frage zu stellen, die eigentlich auf der Hand lag: "Können wir uns das leisten?" Zwar ging es lediglich um die Bewerbung für Fördergelder. Doch das impliziert schließlich auch, dass die Gemeinde den übrigen Teil der Summe selbst aufbringen kann. "Damit schließen wir automatisch andere Maßnahmen aus", bemerkte Michael Fritsch (Grüne).

"Wir greifen der Haushaltsberatung vor. Ich finde das nicht so glücklich bei dem großen Betrag", meinte auch Heike Miebach (Grüne). Und könne man später überhaupt noch darüber nachdenken, ob man das überhaupt wolle oder ob es sinnvoll sei, wollte Full wissen, die sich nicht sicher war, ob der Betrieb des Hallenbads, der jedes Jahr mit bis zu 700 000 Euro zu Buche schlägt, künftig überhaupt noch finanzierbar ist.

"Wenn wir feststellen, dass wir uns das nicht leisten können, ist das eine andere Situation", beruhigte Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU). Man werde darüber noch viele Diskussionen führen. Es gehe vorerst nur darum, sich die Möglichkeit eines staatlichen Zuschusses zu sichern.

Am 12. August hatte die Bundesregierung das Förderprogramm eröffnet. Bis zum 30. Oktober mussten sich die Kommunen bewerben. Giesinger hatte schnell alle erforderlichen Unterlagen zusammengestellt, der Beschluss des Gemeinderats durfte nachgereicht werden. "Unsere Erfolgsaussichten liegen bei unter zehn Prozent", prophezeite der Kämmerer in der Sitzung. Dennoch sei das Programm sehr interessant, denn die Fördersumme liege bei etwa 45 Prozent - so hoch wie bei keinem anderen Fördertopf in Bayern.

Nach SZ-Informationen wird die Dreifachturnhalle der Mittelschule voraussichtlich mit 3,9 Millionen Euro zu Buche schlagen; sie ist aus dem Jahr 1972 und müsste komplett saniert werden. Als die Schule im Rahmen des Konjunkturprogramms vor zehn Jahren energetisch saniert wurde, habe man die Halle ausgespart, erklärt der Kämmerer der SZ. Das Dach sei undicht, die Lüftung müsste erneuert werden, ebenso wie die sanitären Anlagen. Ein behindertengerechter Ausbau wäre nötig. Das alles ist schon öfter zur Sprache gekommen, zuletzt bei den Planungen zum Grundschulneubau. Damals hatte man sich darauf geeinigt, die Sanierung anzugehen, sobald die Schule und damit die neue Turnhalle steht. Der Grund: Die Halle ist täglich belegt. Morgens sporteln die Schüler, nachmittags okkupiert der TSV sie. Am Wochenende finden dort Punktspiele und Hallenturniere statt. Zur Sanierung wäre eine Sperrung nötig. Um den Sportbetrieb nicht lahmzulegen, wollte die Gemeinde mit der Sanierung warten, bis die Sportler umziehen können. Das ist bald so weit. "Es ist wichtig, dass die Halle weiter bespielbar ist", sagt TSV-Präsident Rüdiger Meyer (CSU) der SZ. Ein Umzug alleine würde nicht reichen, der Verein kämpfe jetzt schon mit Einschränkungen, da er zu wenig Trainingszeiten in den Hallen zur Verfügung habe.

Noch deutlich teurer wird wohl die Sanierung des Hallenbads. Nach SZ-Informationen soll sie ersten Erkenntnissen zufolge etwa elf Millionen Euro verschlingen. Seit Jahren weiß man, dass es durch das Dach tropft. Die Fassadensanierung wird in regelmäßigen Abständen verschoben. Doch es gibt noch viele andere Punkte. "Darüber werden wir in der nächsten Gemeinderatssitzung sprechen", kündigte Bürgermeister Stefan Kolbe an. "Es kann sein, dass die Summe zu hoch ist, dann müssen wir schließen. Aber das sehe ich als die schlechteste Möglichkeit."

Ob Karlsfeld eine Förderung für diese beiden Projekte erhält, wird man im Frühjahr nächsten Jahres wissen. Sollte dies der Fall sein, hat die Gemeinde fünf Jahre Zeit, die Sanierungen anzugehen.

© SZ vom 09.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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