Klamme Haushaltslage in Dachau:Das Eisstadion rückt in weite Ferne

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Das Projekt fällt bei den pandemiebedingten Streichungen unter den Tisch

Von Julia Putzger, Dachau

"Wenn wir das so machen, fahren wir den Sport in Dachau an die Wand" - so warnte der Sportreferent Günter Dietz (CSU) im Haupt- und Finanzausschuss des Dachauer Stadtrats vor den coronabedingten Streichungen im Haushalt, von denen vor allem die Dachauer Sportvereine massiv betroffen sind. Tatsächlich sieht es nicht gut aus: Sowohl Förderbeträge für Veranstaltungen als auch Geld für Baumaßnahmen wurden gestrichen. Beinahe stillschweigend fiel dabei auch das geplante Dachauer Eisstadion unter den Tisch.

Obwohl der Neubau der baufälligen Georg-Scherer-Halle nach wie vor an den Bau eines Eisstadions gekoppelt ist, da die neue Turnhalle auf der Fläche der bestehenden Eisfläche entstehen soll, scheint der Bau eines Eisstadions immer weiter in die Ferne zu rücken. Alles Geld für den Bau eines neuen Eisstadions wurde gestrichen. Und auch eine letzte Alternative, nämlich die Errichtung einer mobilen Eislauffläche, fand keine Mehrheit. Gemeinsam hatten ÜB/FDP, Grüne und Bündnis nämlich einen Antrag eingebracht, der die Errichtung einer mobilen Eisfläche auf dem Gelände des alten Hallenbads vorsah.

Diese Fläche ist eigentlich für den zweiten Bauabschnitt des Hallenbads, also den Saunabereich, vorgesehen. Aufgrund massiver Kostensteigerungen beim Hallenbadbau und der klammen Haushaltslage wird der Saunabereich aber vermutlich nicht in naher Zukunft entstehen. Die Antragsteller sahen deshalb durch die Nutzung dieser Fläche als temporäre oder möglicherweise auch dauerhafte Eislauffläche mehrere Vorteile: Zum einen würde der Neubau der Georg-Scherer-Halle endlich von der Eislauffläche, deren Bau mehr als fraglich ist, entkoppelt. Zum anderen vermuteten sie Synergien durch das Nebeneinander der beiden Sportstätten Hallenbad und Eisfläche.

Doch die Stadtwerke erteilten diesen Überlegungen eine klare Absage: Es seien keine solchen Synergieeffekte zu erwarten, da weder Eingänge samt Kassenpersonal noch Umkleiden von Besuchern des neuen Hallenbads und der Eissportfläche gemeinsam genutzt werden könnten, hieß es in der Sitzungsvorlage. Auch technische Synergieeffekte werde es nicht geben, da beispielsweise das Blockheizkraftwerk im neuen Hallenbad auf dessen Betrieb dimensioniert sei.

Vor allem im direkten Vergleich mit dem geplanten Saunabereich schneidet die Eisfläche schlecht ab. Nicht nur, dass es zwischen Hallenbad- und Saunagästen weitaus mehr Synergien gebe, auch die Wirtschaftlichkeit spielt eine Rolle. Denn eine Sauna arbeite weitgehend kostendeckend, während der Betrieb eines Eisstadions mit Defiziten im Volumen von einer Million Euro jährlich zu rechnen sei. Zudem würden sich auch die Kosten für eine temporäre Eisfläche im Haushalt durchaus bemerkbar machen: Mietangebote, die Mitte 2019 eingeholt worden waren, bewegten sich zwischen 238 000 und 357 000 Euro brutto für eine Eislaufsaison. Bei einer vierjährigen Nutzung wären somit mit einer bis 1,4 Millionen Euro zu rechnen. Hinzukommen würden noch die Kosten für die Vorbereitung der Fläche und eine erforderliche Isolierung.

Weitere Argumente gegen den Vorschlag waren, dass auf dem Gelände des alten Hallenbads bereits Parkplätze, Rettungswege, eine Müllstation und eine Hausmeisterwohnung entstehen sollen. Für die Umplanungen wäre eine erneute Änderung des Flächennutzungsplans notwendig. Außerdem müsste die Untere Naturschutzbehörde Erlaubnis für die Errichtung einer Eisfläche geben, da das Areal sich im Landschaftsschutzgebiet "Amperauen mit Hebertshauser und Inhauser Moos" befindet.

Jürgen Seidl (FDP) urteilte auf dieser Datenlage, dass die Synergien zwar wider Erwarten nicht "riesengroß" seien, aber es jedenfalls weit weniger Nachteile als beim derzeit geplanten Eisflächen-Standort beim ASV gebe. Dessen künftige Entwicklung sei durch die Pläne "erheblich eingeschränkt". Trotzdem fanden sich im Ausschuss insgesamt nur fünf Befürworter, weshalb der Antrag abgelehnt wurde. Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) kündigte jedoch an, dass demnächst eine generelle Entscheidung über eine Dachauer Eisfläche und die Koppelung mit der Scherer-Halle fallen müsse.

© SZ vom 18.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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