Kita-Einrichtung:Vielfältig und individuell

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Der Name ist Programm: Umgeben von bunten Farben und aufmerksamen Gesichtern liest Claudia Prokisch, die Leiterin des neuen Mosaik-Kindergartens, spannende Geschichten vor. (Foto: Toni Heigl)

Der neue Mosaik-Kindergarten in Petershausen bietet ein breit angelegtes pädagogisches Konzept. Weil das Projekt im Eiltempo realisiert wurde, muss an manchen Stellen aber noch improvisiert werden. Auch die Zukunft des Betreuungsangebots ist noch ungewiss

Von Petra Schafflik, Petershausen

Das giftgrüne Strichmännchen ist schon fertig, gemeinsam haben die Mädchen und Buben die vorgezeichnete Form mit glänzenden Glasplättchen ausgelegt. Nun sind in den kommenden Tagen noch Eltern und Gemeinderäte am Zug, um mit blauen und gelben Steinen jeweils eine weitere farbige Figur zu legen. Dann ist es fertig, das bunte Logo des Mosaik-Kindergartens, der ersten Petershausener Kita in gemeindlicher Trägerschaft, deren Konzept gemeinsam mit engagierten Familien vom Verein Elterninitiative Peterhausen entwickelt wurde. Der Name Mosaik ist bewusst gewählt, sagt Bürgermeister Marcel Fath (FW). So vielfältig und individuell wie Mosaiksteine seien auch die Kinder, die in der Einrichtung betreut werden. Noch ist der eingruppige Kindergarten, der am 1. September im Dachgeschoss des Krippengebäudes gestartet war, nicht voll belegt. Zur Freude der neun Buben und Mädchen, die derzeit von drei Vollzeitfachkräften sehr familiär betreut werden. Wer sich ein Bild machen möchte vom Kindergartenalltag ist eingeladen zum Tag der offenen Tür am Sonntag, 7. Oktober, von 14 bis 16 Uhr (Münchner Straße 22).

Die Sonne scheint durch die nach Süden ausgerichteten Fenster in den Gruppenraum, wo es sich eine Handvoll Kinder mit Kita-Leiterin Claudia Prokisch zum Vorlesen auf grünen Polstern bequem gemacht haben. Die Kissen strahlen noch fabrikneu, das Mobiliar ist erst in den letzten Tagen aufgestellt worden. Voller Neugier entdecken die Kinder die verschiedenen Spiele. Das hölzerne "Traumschloss" wird erobert, in der Bauecke ragt schon ein steiler Turm in die Höhe. Unbeeindruckt vom lebhaften Trubel sitzt ein Mädchen vor einem kleinen Tablett mit bunten Steinen, die sie nun zu fantasievollen Kreationen aufreiht. Gleich mehrere solche besonderen Spiel- und Lernangebote sind im Regal angeordnet, werden von den Kindern nach ihren Interessen eigenständig ausgewählt. Diese Spielsituationen orientieren sich an der Montessori-Pädagogik, sind aber nur ein Element im breit angelegten Konzept. Wichtig war den Eltern, dass die Betreuung nicht nach ausschließlich einer pädagogischen Richtung folge, sondern eine flexible Mischung biete, "die sich immer am Bedarf der Kinder orientiert", wie Stefan Strehlow betont, der Sprecher der Elterninitiative. Natürlich strukturiert den Kita-Alltag ein Tagesplan. "Aber wir bleiben flexibel, beobachten, was jedes Kind gerade braucht, orientieren uns an den Interessen der Kinder", sagt Kita-Leiterin Prokisch. Weil einige der Mädchen und Buben im kommenden Jahr in die Schule kommen, gibt es für sie den obligatorischen Vorkurs. Auch Kinder mit besonderem Förderbedarf könnten integrativ aufgenommen werden. Der neue Mosaik-Kindergarten logiert im obersten Stockwerk des Krippengebäudes.

Für die neue Kita wurde dort das bisher von der Volkshochschule genutzte Dachgeschoss umgebaut. Dort, wo bisher vor allem Gymnastik-Kurse stattgefunden haben, spielen, lernen, basteln und essen jetzt die Kinder. Neben dem großzügigen Gruppenraum gibt es ein kleines Zimmer für Förderangebote oder Therapiestunden, dazu Personal-, Büro- und Sanitärräume. Im recht weitläufigen Flur fehlt noch die Garderobe, dort möchte Claudia Prokisch auch noch mobile Turngeräte aufstellen. Im Freigelände wird im Frühjahr noch ein Gartenbereich hergerichtet. Derweil toben und turnen die Kinder an öffentlichen Spielplätzen oder in der benachbarten Schulsporthalle. Das Miteinander der nun zwei separaten Kitas unter einem Dach funktioniere gut, sagt Prokisch. Selbiges gelte für die Kooperation mit der vom Trägerverein Willkommen-Sein organisierten viergruppigen Krippe. Was sich jetzt wie ein lange geplantes Projekt präsentiert, wurde tatsächlich im Eiltempo realisiert. Denn der neue Kindergarten wurde auf Anregung von Familien eingerichtet, die sich um die Betreuungssicherheit sorgten und deshalb im Frühjahr die Initiative ergriffen haben. Die Gemeinde half schließlich bei der schwierigen Raumsuche. Auch die Trägerschaft des Kindergartens, die der Elternverein wegen der vielen Risiken scheute, hat die Gemeinde übernommen. Andererseits konnten sich die Eltern beim pädagogischen Konzept "intensiv einbringen",wie Sprecher Strehlow bestätigt. "Wir sind rundum zufrieden."

Gemeinde wie Elterninitiative legen Wert auf die Betreuungsqualität mit einem guten Personalschlüssel. Für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sorgen lange Öffnungszeiten und nur zwei feste Ferienwochen, in denen die Einrichtung schließt. Wichtig ist auch, dass diese Einrichtung noch Kinder aufnehmen kann, falls Familien in den Ort zuziehen. Um das neue Angebot auf die Schnelle auf die Beine zu stellen, hat die Gemeinde rund 50 000 Euro in den Umbau investiert. Für den Betrieb rechnet Rathauschef Fath mit weiteren 55 000 Euro. Der Mosaik-Kindergarten, der bis zu 25 Kinder aufnehmen darf, ist als Übergangslösung konzipiert, um die Betreuungslücke zu schließen. Schon 2021 wird der kirchliche Sankt-Laurentius-Kindergarten mit dem Umzug in einen geplanten Neubau weitere Kapazitäten schaffen. Aus dem jetzt noch eingruppigen Mosaik-Kindergarten könnte danach eine gemeindliche Kita werden, für die in Kollbach mittelfristig ein Neubau denkbar wäre, so Fath.

© SZ vom 06.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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