Kirchenkonzert:Das richtige Futter zur echten Weihnachtszeit

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Besonders schön und zart singt der Dachauer Kammerchor unter der Leitung von Rainer Dietz Max Regers "Schlaf, mein Kindchen". (Foto: Toni Heigl)

Der Dachauer Kammerchor und das Consorzio Brassivo überzeugen in Mariä Himmelfahrt mit Barockmusik und Motetten

Von Adolf Karl Gottwald, Dachau

Es wird Zeit zur Rückbesinnung auf die echte Weihnachtszeit - jene "zwischen den Jahren". Bekanntlich ist die ehemals "staade Zeit" genannte Adventszeit mit Terminen und Aktivitäten vollgestopft, mit allerlei Weihnachtsfeiern, und nicht zuletzt mit Adventskonzerten, die oft vorweggenommene, verkappte Weihnachtskonzerte sind. Erst wenn diese Wochen vorbei und auch die Weihnachtsfeiertage überstanden sind, wird es ruhig, abgesehen von der Silvesterknallerei.

Wer in diesen wirklich "staaden" Tagen "zwischen den Zeiten" ein Weihnachtskonzert gibt, kann mit großer Zustimmung und somit mit vollem Haus rechnen. In diese christliche Marktlücke trifft Jahr für Jahr das Weihnachtskonzert des Dachauer Kammerchors mit dem Dachauer Consorzio Brassivo in der bei dieser Gelegenheit immer sehr gut besetzten Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt.

Was bei diesem Weihnachtskonzert auf dem Programm steht und wie gesungen und musiziert wird, ist fast Nebensache. Heuer wechselten sich der Dachauer Kammerchor und das Consorzio Brassivo in schöner Gleichmäßigkeit ab: zwei Motetten vom Chor, zwei Stücke von den Bläsern, zwei Motetten vom Chor, zwei Stücke von den Bläsern. Bis zwei Motetten zu je acht Stimmen von Gustav Adolf Merkel und Felix Mendelssohn Bartholdy erreicht waren. Der Dachauer Kammerchor sang unter der Leitung von Rainer Dietz, er begann mit zwei schlichten vierstimmigen Weihnachtsmotetten des späten 16. Jahrhunderts, wandte sich dann aber anspruchsvollen Stücken zu, nämlich der sechsstimmigen Motette "Schlaf, mein Kindchen" von Max Reger und der lateinischen Motette "O magnum mysterium" von Francis Poulenc, die von dem "großen Geheimnis und bewundernswürdigen Heiligtum, das die Tiere zuerst sehen konnten" spricht.

Bekanntlich waren ja Ochs und Esel die erste "Societas Jesu" also Gesellschaft des Kindes. Das war das richtige musikalische "Futter" für den Dachauer Kammerchor. Ochs und Esel an der Krippe verleiteten zu diesem sonst eher für Tiernahrung gebrauchten Ausdruck. Hier konnte er seine hohe Qualität der Intonation und Farbgebung zeigen, während er die schlichten Weihnachtslieder mit ausgefeiltester Dynamik sang, was aber manieriert wirkte.

Besonders schön und zart sang der Chor Max Regers "Schlaf, mein Kindchen". Das war auch nötig, denn unmittelbar davor bliesen fünf Blechbläser den "Abendsegen" aus der Oper "Hänsel und Gretel" von Engelbert Humperdinck in einem eigenen Arrangement ihres Posaunisten Marcus Compostella. Dieser "Abendsegen" fiel zwar bei weitem nicht so laut schmetternd und dröhnend aus wie beim Schlosskonzert Ende November, aber Blechbläser und "Abends, wenn ich schlafen geh" passen halt nicht so recht zusammen.

Die anderen Stücke des Consorzio Brassivo waren Barockmusik in verschiedenen Arrangements, darunter eine kurze Folge aus der "Wassermusik" von Händel und ein barocker Tanz (Gaillarde) von Samuel Scheidt in der sehr virtuosen Bearbeitung von Philip Jones. Das interessanteste Stück der Blechbläser war "Gammal fäbodpsalm fran Dalarna" des schwedischen Komponisten Oskar Frederik Lindberg, der bis 1955 in Stockholm wirkte, aber in seinem Komponieren sich älterer Zeit verpflichtet fühlte. Da "gammal" zu deutsch "alt" heißt und das Stück in einem Weihnachtskonzert gespielt wurde, handelte es sich wohl um einen alten Weihnachtspsalm aus Dalarne, dem Geburtsort von Oskar Frederik Lindberg. Alle Stücke dieses Weihnachtskonzerts in der echten, richtigen Weihnachtszeit waren kurz und sehr angenehm zu hören. Das hat man nicht in jedem Konzert.

© SZ vom 02.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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