Kinderfestzug in Dachau:Wicki lässt's krachen

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Tausende Besucher winken den prächtig kostümierten Teilnehmern des Kinderfestzugs in der Dachauer Altstadt zu

Von Robert Stocker, Dachau

Der Knirps mit dem Wikingerhelm und dem Holzschwert legt sich wirklich mächtig ins Zeug. "Uiii", ruft er den Zuschauern zu, die zu Hunderten die Augsburger Straße säumen. Der Kleine zieht die Blicke auf sich, die Kinder am Straßenrand machen große Augen. Im Schlepptau hat er seine Kumpane und ein täuschend echtes Wikingerschiff. Wicki und seine starken Männer sind eben selbstbewusst. Zuvor ist Cäsar in seinem Kampfwagen majestätisch vorbeigezogen, dahinter winkt Kleopatra huldvoll ihren Untertanen zu. Und Jim Knopf ist natürlich ein echter Eisenbahn-Fan: Auf dem Anhänger seiner Lokomotive Emma ist eine Modelleisenbahn aufgebaut, die ihre Runden durch Lummerland dreht.

Der wilde Westen wird wieder lebendig. (Foto: Toni Heigl)

Es ist eine fabelhafte Märchenwelt, die sich am Sonntagvormittag beim Kinderfestzug in der Dachauer Altstadt entfaltet. Frau Holle im Grundschulalter schüttelt auf einem Wagen ihr Bett, auf dass es unten in der Welt zu schneien beginne. Die Schneekönigin und ihre kleine Zofe fahren auf ihrem traumhaft dekorierten Wagen vorbei, und der Drache von Berk mit dem blau-gelb gestreiften Schwanz und den großen Flügeln ist ein beeindruckendes Monster aus Pappmaché. Volksfestreferent Robert Gasteiger sitzt auf dem blumengeschmückten Gefährt des Museumsvereins, Stadt- und Kreisrat Jürgen Seidl trägt einen Judo-Anzug, in dem er sich mit den Nachwuchssportlern des TSV Dachau 1865 präsentiert. Am Ende des Festzugs sitzt Heidi Fitzthum, Vorsitzende des Vereins Kinderfestzug, in einer Kutsche. Das Schlusslicht bildet der Schaustellerwagen, der für die Besucher eine Überraschung hat: Die Fieranten verteilen Coupons für die Fahrgeschäfte und Lebkuchenherzen.

Der Wagen der Spatenbrauerei ist beim Kinderfestzug durch die Dachauer Altstadt dabei. (Foto: Toni Heigl)

Der Wettergott hat es mit dem Kinderfestzug gut gemeint. Die Zuschauer winken bei strahlendem Sonnenschein den Mitwirkenden zu, allein an der Münchner Straße stehen Tausende dicht gedrängt. Der Zug, der alle zwei Jahre zum Volksfestauftakt von der Brucker über die Augsburger-, die Konrad-Adenauer-, die Ludwig-Thoma- und die Münchner Straße durch die Dachauer Innenstadt zieht, ist in Bayern einmalig. 550 Kinder und zig Erwachsene wirken mit, darunter Musikanten von acht Kapellen. Der Aufwand für die Wagen und die Kostüme ist groß. "Das ist schon beeindruckend, was da geleistet wird", sagt ein älterer Herr, der sich zum ersten Mal das Spektakel ansieht. Seine Enkel machen bei der Biedermeier-Gruppe mit, in der die kleinen Damen elegante Hüte und die Herren Gehröcke tragen.

Die Vorbereitungen waren bis zu den letzten Tagen vor dem Umzug im Gange. Der Aufbau der Wagen begann vor einer Woche auf dem Lagerplatz der Firma Reischl in Hebertshausen. Anschließend ging es an die aufwendige Dekoration. Der Veranstalter muss strenge Sicherheitsauflagen erfüllen. Wagen, auf denen Kinder sitzen, müssen ein Geländer haben. Neben jedem Rad eines Gefährts muss ein Erwachsener laufen. Beim Aufbau der Wagen sind starke Männer gefragt, die auch über handwerkliches Geschick verfügen. Der Aufwand für den Kinderfestzug nimmt immer mehr zu. Für die Vorbereitungen ist ein Heer von ehrenamtlichen Helfern nötig. Und die waren heuer offenbar schwer zu bekommen. Nach mehreren Aufrufen fanden sich doch noch genügend Ehrenamtliche. Heidi Fitzthum, die den Kinderfestzug vor 30 Jahren ins Leben rief, fiel ein Stein vom Herzen.

© SZ vom 14.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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