Die letzten Bahnen werden noch tapeziert, während die Mitarbeiter bereits zwischen den Kleiderständern umherwuseln. Die meisten Pullover, Blusen und Mäntel hängen zum Wochenbeginn schon an ihrem Platz, etliche Kisten müssen allerdings noch ausgepackt werden. Ab diesem Mittwoch soll jedoch alles im schönsten Schein erstrahlen - dann nämlich eröffnet das Kaufhaus Rübsamen in der Dachauer Altstadt und präsentiert sich selbst in völlig verändertem Aussehen.
Seit Ende Juni blieben die Eingangstüren des Modehauses in der Pfarrstraße geschlossen, ein eingeschränkter Verkaufsbetrieb wurde im Untergeschoss aufrecht erhalten. In den rund vier Monaten, die seitdem vergangen sind, ist im Inneren des Hauses - zumindest im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss - kein Stein mehr auf dem anderen geblieben. Die beiden Etagen wurden entkernt, was entsprechend der Vorstellung der Architekten des Dachauer Büros PMP zu einem völlig veränderten Raumgefühl führte. "Wir haben jetzt maximale Größe, Luft und Transparenz und können so den heutigen Anforderungen und der Modernität gerecht werden", zeigt sich Rübsamen-Geschäftsführer Marcus Vorwohlt bei einem Vorabrundgang zufrieden. Einziger Makel: Die Neueröffnung war ursprünglich schon für Oktober geplant - doch der enge Zeitplan hielt nicht. Trotzdem will der Geschäftsführer sich nicht beklagen, die Umbauarbeiten hätten jedenfalls sehr gut funktioniert.
Für ein neues Raumgefühl sorgt nun unter anderem die freigewordene Blickachse von Nord nach Süd durch das gesamte Ladenlokal. Hier verstellen keine zusätzlichen Stellwände mehr die Sicht, sondern Tageslicht flutet den Raum. Auch an der Decke setzt man auf Transparenz. Es gibt nur ein zentrales Deckensegel, ansonsten bleiben Kabel und Leitungen sichtbar. Der Fußboden ist ebenso wie die Regale aus Holz gefertigt, moderne Leuchten und Sitzgelegenheiten sollen für die nötige Aufenthaltsqualität sorgen und eine wohlige Atmosphäre vermitteln. Die Umkleidekabinen sind größer geworden und mit mehreren Spiegeln ausgestattet. Vorwohlt fasst zusammen: "Alles ist anders."
Das betrifft zumindest in Teilen auch das Sortiment. Denn die Bereiche Damen-, Herren- und Kindermode sowie Young Fashion und Dessous wurden um mehrere Marken ergänzt, welche die Auswahl insgesamt "wertiger" machen sollen, wie Vorwohlt es formuliert. "Die Kunden müssen nicht nach München zum Einkaufen fahren, um ein entsprechendes Sortiment vorzufinden", erklärt der Geschäftsführer. Doch nicht nur verbessertes Aussehen und Auswahl sollen die Attraktivität des Modehauses künftig weiter steigern, sondern vor allem der dort gebotene Service. Rübsamen sei ein Fachgeschäft, das für Individualität stehe und wo es möglich sei, sich Zeit für den Kunden zu nehmen. "Das wird heute oft vermisst", sagt Vorwohlt und erklärt, dass sein Kaufhaus aber einen ebensolchen Service gewährleisten könne, nun sogar mit entsprechender "Hardware."
Dabei soll das Kaufhaus Rübsamen nicht nur in sich für Qualität stehen, sondern vor allem als Magnet für die Dachauer Altstadt wirken. Diese werde oft schlechter geredet, als sie eigentlich ist, meint Vorwohlt: "Momentan haben wir zwar überall Baustellen, aber das ist ja an sich nichts Schlechtes. Das zeugt von einer wahnsinnigen Dynamik, die wir gerade haben und keineswegs von Stillstand." Investor Franz Scherm, dem das komplette Gebäude gemeinsam mit seinem Sohn gehört, lobt das Engagement Vorwohlts zum Umbau und merkt an, dass es sich dabei um ein Bekenntnis zur Altstadt handle. Trotz Umsatzeinbußen durch die Umbauzeit im Sommer sei große Begeisterung von allen Seiten zu spüren.
Ein Ende findet die Baustelle rund um das Gebäude allerdings auch mit der Neueröffnung des Modehauses noch nicht. Denn nun wird die Umgestaltung der oberen Stockwerke und des Vorplatzes am Eingang zum Untergeschoss in Angriff genommen. Mit finanzieller Unterstützung der Stadt Dachau soll dieser neu begrünt und attraktiver gestaltet werden. Außerdem soll es Sitzgelegenheiten geben. Denn: Bauherr Scherm wünscht sich weiterhin, dass ein Lebensmittelgeschäft in die Räumlichkeiten im Untergeschoss einzieht. "Aktuell laufen noch Verhandlungen und Gespräche", erklärt Scherm. Er ist überzeugt, dass potenzielle Betreiber die Möglichkeit nutzen würden, denn "räumlich gesehen ist das die letzte Chance für einen Nahversorger in der Altstadt."
Unter anderem durch die zahlreichen neuen und im Entstehen begriffenen Wohnungen in der Dachauer Altstadt dürfte auch das Einzugsgebiet groß genug sein. Zwölf ebensolche - von 28 bis zu etwa 80 Quadratmetern Fläche - entstehen nun auch im Gebäude selbst. Des weiteren wird es über dem Kaufhaus verschiedene Praxisräume geben.