Karlsfelder Siedlerfest:Katerstimmung

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Wenn das Wetter mitspielte, waren die Freiflächen am Karlsfeld Siedlerfest gut besucht. Im Festzelt blieben viele Plätze leer, auch bei Regen. (Foto: Toni Heigl)

Weniger Besucher, weniger Umsatz: Das 60. Karlsfelder Siedlerfest findet unter schwierigen Bedingungen statt. Regen und Fußball-EM vermiesen den Veranstaltern die Feierlaune. Im Festzelt sitzen manchmal nur 50 Gäste

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

Schön war es schon, vor allem war es friedlich, dieses 60. Siedler- und Seefest, das am Sonntag zu Ende gegangen ist. Bei der Siedlergemeinschaft Karlsfeld-Nord, die dieses wahrscheinlich größte private Volksfest in Bayern veranstaltet, herrscht trotzdem Katerstimmung. Ja, es ging weitestgehend friedlich zu und sehr ruhig, sagt Festreferentin Christa Berger-Stögbauer bei der abschließenden Pressekonferenz. Aber diesmal wohl etwas zu ruhig. Schausteller und Wirt klagen über massive Umsatzrückgänge, die Besucherzahlen sind eingebrochen, vor allem dass die Jugend ausgeblieben ist, macht die Veranstalter ratlos. Christa Berger-Stögbauer versucht gar nichts zu beschönigen. "Natürlich war es etwas mau."

Offizielle Zahlen gibt es nicht, der Vorsitzende der Siedlergemeinschaft, Gerhard Proske, schätzt die Zahl der Besucher an den zehn Tagen des Siedlerfests auf etwa 80 000 bis 90 000 Leute statt der sonst üblichen 140 000. "Es gab schon öfter Gedränge", sagt Proske. Aber was nützt das, wenn sie nur schauen und nichts kaufen? Für eine umfassende Bilanz ist es noch zu früh, aber es ist nicht zu gewagt, schon jetzt von einem Fiasko auszugehen.

Schausteller berichten über Umsatzeinbußen von bis zu 50 Prozent gegenüber dem Siedlerfest 2015. Festwirt Burkhard Greiner kann sich nicht erinnern, dass es bei ihm in den 37 Jahren, die er schon im Geschäft ist, jemals so schlecht gelaufen ist wie jetzt. Die Essensbestellungen ging gegenüber 2015 um 10,75 Prozent zurück, hat er auf seinem Zettel notiert, bei den Getränken - Bier, Weizen, Limo, Helles - brach der Umsatz sogar um 21,5 Prozent ein. Macht in absoluten Zahlen summa summarum 56 000 Euro weniger, und Greiner hat viel Personal zu bezahlen, 47 Bedienungen, 18 Küchenkräfte und acht Mitarbeiter an der Schänke. Bleibt da überhaupt noch ein Gewinn übrig? Der Festwirt zieht die Schultern hoch und seufzt. "Das weiß ich erst, wenn alles abgerechnet ist."

Das 60. Siedlerfest fand unter schwierigen Bedingungen statt. "Immer wenn viele Leute da waren, hat es angefangen zu schütten", sagt Gerhard Proske. Es fing schon beim Festzug an. Der erste Sonntag fiel regelrecht ins Wasser. "Das holt man nicht mehr rein." Und dann ist da ja noch die große Konkurrenzveranstaltung gewesen, die Fußball-EM. Im Festzelt saßen manchmal nur 50 Besucher, die anderen waren draußen im Freibereich. Wo Andal Lauberts Band "Skandal" spielt, bebt normalerweise die Hütte, vor allem junge Besucher fahren auf Skandal ab, aber diesmal spielten sie auf verlorenem Posten. Die Veranstalter sind einigermaßen ratlos. Das Freizeitverhalten hat sich verändert.

Früher war bei Festwirt Greiner um 18 Uhr alles gesteckt voll; jetzt kommen sie erst um 20.30 Uhr - aber auf einen Schlag, die Bedienungen kommen kaum hinterher - und dann ist es schon wieder vorbei. Wenn zur Arbeit der Frust kommt, denkt Christa-Berger Stögbauer schon manchmal, es gehe nicht mehr. Aber dann geht es doch wieder weiter. Auch 2017 wird es wieder ein Siedlerfest geben, das steht fest. 15 Schausteller haben sich schon beworben.

© SZ vom 08.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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