Karlsfelder See:Das Phantom vom Badesee

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Vor 43 Jahren verschwand Krokodil Emil spurlos im Karlsfelder See. Seitdem nehmen die Gerüchte kein Ende. Heimatforscherin Ilsa Oberbauer über den Ausnahmezustand am Badesee .

Lissy Gomm

Das Krokodil vom Karlsfelder See - eine Geschichte, die in der Gemeinde seit Jahrzehnten als Mythos lebt. Ihr wahrer Kern liegt gar nicht so weit in der Vergangenheit zurück. Lissy Gomm sprach mit Heimatforscherin Ilsa Oberbauer über den Ausnahmezustand am Badesee und wie Krokodil Emil berühmt wurde.

Vor 43 Jahren verschwand Krokodil Emil spurlos im Karlsfelder See. (Foto: Symbolbild: Manfred Neubauer)

SZ: Frau Oberbauer, was genau hat es mit Emil auf sich?

Ilsa Oberbauer: Laut Sage war ein Dachauer einst mit seinem Haustier, einem Krokodil, am Karlsfelder See spazieren und wollte schwimmen gehen. Doch auf einmal verschwand das Krokodil im See und ward nie mehr gesehen.

SZ: Und wie ist diese Sage entstanden?

Oberbauer: Das war im Jahre 1967. Der Dachauer Klaus Hager hatte sich in München ein Krokodil gekauft und es auf dem Rücksitz seines Autos mit an den Karlsfelder See genommen. Als er ausgestiegen ist um seine Badehose anzuziehen, hat das Krokodil die Flucht ergriffen, ist in den See ausgebüchst und untergegangen. Emil wurde seitdem nie mehr gesehen.

SZ: Wenn Emil in den See geflohen ist, wurde er dann nicht gefährlich für die Badegäste?

Oberbauer: Die Geschichte hat sich sehr schnell herumgesprochen. Drei Wochen lang sind tatsächlich sehr wenige Leute zum Baden an den See gegangen. Das Krokodil wurde mit verschiedenen Techniken gesucht, Zoodirektoren wurden befragt. Dennoch wurde es nie gefunden. Emil ist wohl untergegangen, weil das Wasser zu kalt war. Und Klaus Hager musste 35 Mark Strafe zahlen.

SZ: Dann ist das Krokodil wahrscheinlich noch im Karlsfelder See?

Oberbauer: Ja, bestimmt sind irgendwo im See noch Knochen des Krokodils. Da der See aber überall acht bis zehn Meter tief ist, können die Überreste nicht so leicht gefunden werden.

SZ: Armer Emil! Wie wurde die Geschichte dann zu dieser weit über Karlsfeld hinaus bekannten Legende?

Oberbauer: Im darauffolgenden Jahr hat eine Dachauer Faschingsgesellschaft ein Krokodil aus Pappmaché vor das Rathaus gestellt, das dann auch noch von der katholischen Jugend entführt wurde. So werden Geschichten am Kochen gehalten. Auch ich habe damals als Grundschullehrerin mit meinen Schülern jedes Jahr über Emil Gedichte geschrieben, gebastelt und gemalt. Das haben wir viele Jahre gemacht. Für so etwas ist heute leider keine Zeit mehr.

© SZ vom 16.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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