Karlsfelder Finanzen:Sanierung zur unpassenden Zeit

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Die finanziell angeschlagene Gemeinde muss das Dach des BRK-Kinderhauses reparieren

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Schon bevor sich das Coronavirus ausgebreitet hatte, stand Karlsfeld finanziell gesehen mit dem Rücken zur Wand. Viele Vorhaben mussten gestrichen oder verschoben werden, um überhaupt einen ausgeglichenen, genehmigungsfähigen Haushalt zu bekommen. Jetzt sieht sich die Gemeinde mit den ersten unvorhergesehenen Ausgaben konfrontiert. Das Dach des BRK-Kinderhauses Schatzinsel muss saniert werden. Eimer müssen zwar noch nicht aufgestellt werden, um den Regen aufzufangen, aber an vielen Stellen dringt Feuchtigkeit ein. Erste Flecken sind bereits sichtbar geworden. Noch sind die Schäden leicht zu beheben, doch warten sollte die Gemeinde keinesfalls, so der Fachplaner, der sich das Problem inzwischen näher angeschaut hat. Mehr als eine Million Euro wird die Sanierung voraussichtlich kosten, fast doppelt so viel als ursprünglich gedacht.

Dass das Dach gemacht werden muss, hatte man im Rathaus bereits geahnt, denn die Folie, die das Gebäude vor Wasser schützt, ist 20 bis 25 Jahre alt. Nach dieser Zeit ist es laut Verwaltung normal, dass sie ersetzt werden muss. Einer groben Schätzung zufolge plante Kämmerer Alfred Giesinger deshalb 550 000 Euro für die Sanierung des Dachs im Haushalt ein. Wie sich jetzt herausstellt, etwas zu wenig. Der Fachmann riet den Gemeinderäten trotz prekärer Finanzlage davon ab, die Sanierung auf die lange Bank zu schieben.

Es wurden bereits mehrfach Reparaturen an dem Gebäude in der Röntgenstraße gemacht. Zuletzt war die Folie nach einem heftigen Hagelschauer im vergangenen Jahr undicht geworden, sodass Wasser in das Gebäude eindrang. Doch das provisorische Flicken hatte nie dauerhaften Erfolg. Der Dachdecker war zuletzt regelmäßig im Einsatz, um das Nötigste zu machen, so Bernd Wanka (CSU). Es werde auch immer schwieriger, das Dach dicht zu bekommen, warnte der Planer. Im September will man nun mit der Sanierung beginnen. Um einen Mehrwert zu haben, soll gleichzeitig auch eine Dämmung angebracht werden. Das wird sich positiv auf die Heizkosten des Kinderhauses auswirken.

"Wenn wir solche Dinge schieben, werden sie teurer", sagt Franz Trinkl (SPD). Das werde die Gemeinde noch zu spüren bekommen, denn in diesem Jahr werden keine Straßen instand gesetzt. Das Budget dafür wurde gestrichen, normalerweise investiert Karlsfeld dafür etwa 800 000 Euro. "Wir machen nur das Nötigste in diesem Jahr - alles was substanzgefährdend ist", stimmte Kämmerer Alfred Giesinger bei. Voraussichtlich im Herbst wird die Gemeinde einen Nachtragshaushalt verabschieden.

Wie sich die Coronakrise auf die Karlsfelder Finanzen auswirkt, weiß Giesinger noch nicht. "Ich schätze, dass 20 Prozent der Steuern einbrechen", prophezeit er jedoch. Auch die Einnahmen aus Hallenbad (150 000 Euro pro Jahr) und Bürgerhaus fehlen der Gemeinde. Wann das Hallenbad wieder eröffnet, wird derzeit noch heiß diskutiert. In zwei Wochen beginnt die reguläre Sommerpause. Ob vorher noch jemand in den Becken schwimmen kann, ist fraglich zumal baulich etwas verändert werden muss, um die nötige Hygiene einzuhalten. Die Wassertemperatur ist bereits gesenkt, um die Heizkosten niedriger zu halten. Der Saal des Bürgerhauses ist seit Monaten verwaist. Anders als normalerweise gibt es dort keine Abiturfeiern und auch sonst keine Veranstaltungen. Bislang konnte die Gemeinde deshalb nur 10 000 Euro Mieteinnahmen generieren, 2019 waren es 50 000 Euro, so Giesinger. Sparen konnte die Kommune indes bei Veranstaltungen wie "Mini-Karlsfeld" und "Seh am See", die nicht stattfinden.

© SZ vom 03.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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