Sinfonieorchester Karlsfeld:Schicksalsmotiv zum Jubiläum

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Bernhard Koch hat das Karlsfelder Sinfonieorchester gegründet. (Foto: oh)

Das Musiker-Ensemble wird 25 Jahre alt und feiert den Geburtstag mit einem Programm, in dessen Mittelpunkt Beethoven steht. Über eine Erfolgsgeschichte, die eng mit dem Dirigenten Bernhard Koch verbunden ist.

Von Adolf Karl Gottwald, Karlsfeld

Was wäre das Karlsfelder Musikleben ohne das Sinfonieorchester Karlsfeld, dem man hier jedes Jahr ein Adventskonzert, ein großes Symphoniekonzert im Frühjahr und eine sehr beliebte Sommerserenade verdankt? Außer den Gastspielen fremder Ensembles im Bürgerhaus und einigen Initiativen der kommunalen Musikschule wäre kaum Nennenswertes geboten. 25 Jahre Karlsfelder Sinfonieorchester - dieses Jubiläum muss also gebührend groß gefeiert werden.

Das Programm am Sonntag, 6. März, beginnt mit einem "Marsch der Priester" aus der Musik, die Felix Mendelssohn Bartholdy 1843 und 1845 als Musik zu dem Schauspiel "Athalie" von Racine geschrieben hat. In seiner sinnigerweise für eine Mädchenschule geschriebenen biblischen Tragödie schildert Racine "mit all der gezügelten Leidenschaft seiner Spätwerke" den Kampf der heidnischen Königin Athalia gegen den Gott Israels, der mit ihrer Niederlage endet. Vorher aber rottete sie bis auf eine Ausnahme die gesamte königliche Familie in Juda aus. Nur ihr Enkel Joasch wurde von einer Tante gerettet und sechs Jahre lang versteckt gehalten, bis er groß genug war , einen Aufstand gegen seine Großmutter zu inszenieren, bei dem diese getötet, Joasch aber zum König ausgerufen wurde. Mendelssohns Musik zu dieser hübschen biblischen Mädchenschultragödie gilt als unbedeutend. Nur der Kriegsmarsch der Priester hat es als glänzendes Stück zu großer Beliebtheit gebracht.

Das Violinkonzert g-Moll von Max Bruch ist eines der beliebtesten

Das im Jubiläumsprogramm darauf folgende Violinkonzert g-Moll von Max Bruch ist seit seiner Erstaufführung 1868 eines der beliebtesten Stücke der gesamten Konzertliteratur. Kein Geiger geht an diesem Bruch-Konzert vorbei, es gibt wohl kaum einen Konzertbesucher, der dieses Stück nicht schon bei den ersten Takten der Orchestereinleitung erkennt.

Nicht anders ergeht es den Besuchern klassischer Konzerte bei der 5. Sinfonie c-Moll von Beethoven op. 67. Beethovens "Fünfte" gehört zu den bekanntesten Werken Beethovens überhaupt; unzählige Menschen werden von sich behaupten, "jede Note" zu kennen, insofern mit Recht, als sie in der Tat bei einer wie immer gearteten Aufführung keine Überraschung erleben - es sei denn über die Art, wie die ihnen bekannten Töne von dem Dirigenten "aufgefasst" werden. Der Münchner Beethoven-Biograf Walter Riezler behauptet sogar, dass die Knappheit des ersten Satzes, alles, was vorher und nachher in der sinfonischen Musik geschaffen wurde, weit hinter sich lässt und sagt weiterhin: "Nie wurde ein stürmisch-ungestümer Drang mit festerer Hand gelenkt. Aber dass auch dieser Satz nicht nur Muskeln und Sehnen, sondern blutvollstes Leben ist, das sollte man nicht übersehen dürften - wenn auch manche Aufführungen in der Tat nur das Konstruktive, nicht das Lebendige erkennen lassen." Man darf also trotz der Bekanntheit dieses Werk - das hämmernde Vier-Töne-Motiv, mit dem der erste Satz beginnt, ist als "Schicksalsmotiv" eng mit dem Leben Beethovens in Verbindung gebracht worden - auf die Interpretation gespannt sein.

Der erste öffentliche Auftritt wurde mit der 3. Symphonie von Schubert gewagt

Orchester-Gründer Bernhard Koch stammt aus einer Musikerfamilie. 1979 gründete er das Orchester Junge Münchner Symphoniker, das unter seiner Leitung im Jahr 2003 den ersten Platz beim Wettbewerb für Laienorchester in Bayern belegen konnte. Weil vor allem Münchner Musikstudenten mitspielen, die Erfahrungen im Orchesterspiel sammeln wollen, ist die Fluktuation stark. Gerade sie führt zur Breitenwirkung von Kochs Jugendarbeit.

1989 traten die Jungen Münchner Symphoniker in Karlsfeld auf, was die damalige Leiterin der Karlsfelder Musikschule, Marita Eggebrecht, veranlasste, zusammen mit Koch ein eigenes Karlsfelder Musikensemble zu gründen. Von einem Orchester konnte man noch nicht sprechen; denn der Anfang mit nur drei Musikbegeisterten war bescheiden. Doch schon nach vier Monaten waren es zwölf, und mit einem Satz aus der 3. Symphonie von Franz Schubert wurde ein erster Versuch mit einer Aufführung gewagt. Mittlerweile ist in diesem Laienorchester nicht nur die Streichergruppe ausreichend besetzt, auch alle Holzbläser und zum Teil auch die Blechbläser stellt das Orchester selbst. Der Nachwuchs kommt aus dem Landkreis und dem Münchner Norden, merkwürdigerweise am wenigsten aus der Karlsfelder Musikschule, an der Bernhard Koch seit 30 Jahren als Geigenlehrer tätig ist.

Sinfonieorchester, Sonntag, 6. März, 19 Uhr, Bürgerhaus. Karten: M3 Apotheke, Wörl Geschenke, Schreibwaren Dachau, Münchner Straße 31.

© SZ vom 03.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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