Karlsfeld:Pflegen statt fällen

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Das Bündnis für Karlsfeld warnt vor einem Kahlschlag am Karlsfelder See. Es fordert das Landratsamt auf, behutsam vorzugehen und zumindest einen Teil der kranken Bäume aufzupäppeln

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

Das Bündnis für Karlsfeld warnt vor den Folgen der geplanten Rodungen am Karlsfelder See. In den kommenden Wochen könnten dort bis zu 180 Bäume gefällt werden, die aufgrund von Alter oder Krankheit nicht mehr standsicher sind. "Ein Kahlschlag in dieser Größenordnung hätte gravierende Auswirkungen auf die Umwelt, den Erholungswert des Karlsfelder Sees", schreibt die Fraktion in einem Antrag. Indirekt wirke sich die Maßnahme auch auf das Image Karlsfelds aus, "ist doch der See eines unserer Aushängeschilder". Eingereicht hat die Fraktion den Antrag auf der jüngsten nicht öffentlichen Sitzung des Gemeinderats. Darin fordert sie Landratsamt und Erholungsflächenverein auf, die Verjüngung der Bäume "behutsam und schrittweise durchzuführen".

2014 waren am Karlsfelder See an einem einzigen Tag 26 Weiden gefällt worden. Damals hatte es einen Aufschrei in der Bevölkerung gegeben. Erst nachträglich erfuhren viele Bürger, dass das Landratsamt sie fällen ließ, um zu verhindern, dass Badegäste von herabfallenden Ästen verletzt werden. Diesmal will die Behörde

auf einer Informationsveranstaltung vorab darüber aufklären, welche Maßnahmen am Karlsfelder See geplant sind und warum. Experten informieren am Montag, 15. Februar, um 15.30 Uhr im Seehaus am Karlsfelder See über die geplanten Maßnahmen und beantworten auch Fragen der Bürger.

Heute hat sich die Kiesgrube Karlsfelder See zu einem gut zugewachsenen Erholungsgebiet entwickelt. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Unruhe in der Gemeinde ist groß, weil rund um den See etwa 180 Bäume farbig markiert wurden. Nach einer Baumbeschau durch Fachberater Siegfried Lex hat das Landratsamt noch einmal ein "externes, objektives Gutachten Untersuchung" in Auftrag gegeben, wie Sprecher Wolfgang Reichelt sagt. Dessen Ergebnis liegt nun vor und wird auf der Informationsveranstaltung bekanntgegeben. Viele Bäume sind von einem Bakterium befallen, das sich ausgehend von der Baumkrone ausbreitet. Betroffen sind zwei Baumarten, Pappeln und Silberweiden, aber ausgerechnet sie sind am Karlsfelder See besonders zahlreich vertreten.

"Wir sind uns bewusst, dass bei der Anlage des Erholungsgebietes in den Jahren 1971 bis 1977 zur schnellen Eingrünung vorwiegend Weiden und Pappeln gepflanzt wurden, die nur eine begrenzte Lebensdauer haben", schreibt das Bündnis. "Sie kommen allmählich in die Jahre und könnten die Verkehrssicherheit gefährden." Allerdings hält die Bündnis-Fraktion es für möglich, mit pflegerischen Maßnahmen zumindest einen Teil des erkrankten Baumbestands zu sichern und damit auch das Landschaftsbild zu schonen. Diese Pflege sei jedoch "kostenintensiv".

In den Sechziger Jahren konnten die Badegäste noch mit dem Auto ans Ufer fahren und eine wilde Idylle genießen. (Foto: oh)

Das Landratsamt drängt zur Eile. Im März beginnt die Brutsaison. "Aus Gründen des Natur- und Tierschutzes" sollen deshalb alle notwendigen Maßnahmen davor abgeschlossen sein, sagt Reichelt. Zwar geht er davon aus, dass es einige Bäume gibt, bei denen tatsächlich ein Beschnitt der erkrankten Baumkrone genügt, dennoch müssten zahlreiche Bäume gefällt werden. "Das wird sich optisch bemerkbar machen", sagt Reichelt.

Ob tatsächlich der Eindruck eines Kahlschlags entsteht, hänge davon ab, wie nahe die betroffenen Bäume auf dem 33 Hektar großen Gelände beieinanderstehen. Um die Fällung der morschen Bäume wird das Landratsamt jedenfalls nicht herumkommen. "Die einzige Alternative wäre, den Bereich um jeden betroffenen Baum für einige Jahre großräumig abzusperren, bis er von alleine umfällt", sagt Reichelt. Das könne nicht im Interesse der Spaziergänger und Badegäste sein.

Die Anfänge des größten Badesees im Landkreis gehen auf das Jahr 1940 zurück. Damals ließ die Deutsche Reichsbahn den Kies für den Rangierbahnhof in Moosach ausheben. Noch bis ins Jahr 1968 diente der See dem amerikanischen Militär als Truppenübungsplatz für Schwimmpanzer. Erst in den Siebzigerjahren wurde daraus ein naturnahes Erholungsgebiet und beliebtes Ausflugsziel.

© SZ vom 06.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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