Karlsfeld:Pennsylvania in der Korneliuskirche

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Die Diva des Abends: Sängerin Edith Prock. (Foto: Toni Heigl)

Das Munich Swing Orchestra begeistert in Karlsfeld. Rudi Nagora, der früher mit Max Greger spielte, hat sie eingeladen

Von Sven Roeder, Karlsfeld

Der musikalische Leiter zählt ein: "A one, a two, a one, two, three." Der Raum füllt sich mit dem breiten Klang der Bläser, die Triolen auf dem Becken des Schlagzeugs schwingen mit, begleitet vom Auf und Ab des Kontrabasses. Man muss einfach mitwippen, als das Munich Swing Orchestra ihr Konzert "Swinging Karlsfeld" in der Korneliuskirche eröffnet. Begleitet werden sie von Ingo von Bargen am Piano und Sängerin Edith Prock. Gespielt wurde Musik von Glenn Miller und seinen Zeitgenossen.

Im Anschluss an den ersten Song begrüßt der Organisator Eckart Moj das zahlreich erschienene Publikum. Bereits eine Viertelstunde vor Beginn des Konzerts ist die Kirche bis auf wenige Plätze gefüllt. "Die vorherrschende Farbe hier vorne ist eigentlich schwarz, heute mal weiß, kein Talar, sondern Smokings", sagt Moj und verweist damit auf die Musiker, die allesamt in weißem Smoking mit roter Fliege auftreten. Eine Kirche und Swing, das passt eigentlich nicht zusammen, mögen viele denken. Das sieht Moj anders: "Warum soll in der Kirche kein Swing-Konzert stattfinden? Alles, was den Leuten Freude bringt, ist in der Kirche richtig aufgehoben."

Er hatte die Idee für das Konzert zusammen mit dem Karlsfelder Pfarrgemeindemitglied Rudi Nagora, der pensionierter Musiker ist und früher in der Band der internationalen Jazzlegende Max Greger spielte. Nagora war es auch, der den Kontakt zum Munich Swing Orchestra herstellte. Moj und Nagora planten das Konzert schon Monate im Voraus und "nach langem hin und her hatten wir dann endlich einen Termin gefunden", erklärt Moj. Nach seiner Begrüßung überlässt er den Musikern wieder das Feld.

Die 18 Mann haben ihre Instrumente vor dem Altar aufgebaut und werden von zwei Baustrahlern angeleuchtet - eine Stunde vor Konzertbeginn war noch die Sicherung für die Beleuchtung ausgefallen. Gespielt wird "Pennsylvania 6-5000", ein Stück des Glenn Miller Orchestra, das auf das berühmte New Yorker Café Rouge verweist, das in den 1930ern und 40ern den Jazz- und Swing-Größen eine Bühne bot. Die Nummer 6-5000 musste man wählen, um einen Platz zu reservieren. Und ein ähnliches Gefühl bekommt man in der Korneliuskirche.

Mit ihren Swing- und Jazzsongs versetzen die Musiker den Hörer in eine andere Zeit zurück, fast könnte man vergessen, dass man in einer Kirche sitzt und so gut, wie das Konzert besucht ist, hätte man auch glatt vorher reservieren müssen, um noch einen Platz zu ergattern. Die Mühe von Moj und Nagora hat sich gelohnt. Dem Publikum gefällt es und die Musiker ernten reichlich Beifall.

Mit dem vierten Song betritt Edith Prock, die Diva des Abends, den Kirchenraum. Sie trägt ein elegantes, schwarzes Kleid und steht im Rampenlicht. Dennoch stiehlt sie den Musikern nicht die Show und fügt sich gut in das Ensemble ein. Spielt ein Musiker ein Solo, räumt sie die Bühne für ihn. Nach dem Song "Goodie Goodie" merkt sie an, dass ihr so langsam warm wird in der etwas kühlen Korneliuskirche. Und das Publikum scheint ebenso langsam warm zu werden, denn sie bewegen sich auf ihren Sitzen und klatschen im Takt mit. Darüber freuen sich auch die Musiker, denn wegen der schwierigen Akustik in dem nüchternen Raum sind sie alle froh, eine zusätzliche rhythmische Unterstützung zu erhalten.

© SZ vom 27.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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