Karlsfeld:Neue Unterkunft für Flüchtlinge in Karlsfeld

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Drei Schwäne besichtigen das "Karlsfelder Modell" mit seinen einfachen Wohnhäusern. Es soll Vorbild für weitere Unterkünfte im Landkreis sein. (Foto: Michael Matziol/oh)

Die Wohngebäude mit Platz für bis zu 200 Leute werden zwischen Hochstraße und Bajuwarenstraße errichtet und sollen die menschenunwürdige Traglufthalle ersetzen

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

Nahe dem Karlsfelder See, am sogenannten Spitz zwischen Hochstraße und Bajuwarenstraße, soll eine neue Flüchtlingsunterkunft für bis zu 200 Menschen errichtet werden. Geplant sind Wohngebäude mit maximal zwei Geschossflächen. Vorbild ist die vor einem Monat eingeweihte Mustersiedlung an der Parzivalstraße hinter dem Heizkraftwerk. Dort wurden vier einfache Häuser in Holzständerbauweise errichtet mit kleinen Wohnungen, Küche und Bad; in der vergangenen Woche sind die ersten Familien eingezogen. Die neue Unterkunft ist allerdings nicht als zusätzliche Flüchtlingsunterbringung gedacht, sondern soll die Traglufthalle im Gewerbegebiet ersetzen.

Die neuen Planungen stehen noch ganz am Anfang. Der Bauausschuss genehmigte am Mittwochabend erst den Antrag auf Bauvorbescheid. Vor einigen Jahren war das Areal schon einmal als Standort für ein kleines Gewerbegebiet im Gespräch gewesen. Wegen des Erholungsgeländes Karlsfelder See, das in Sichtweite liegt, hatte es massive Bürgerproteste gegeben. Daraufhin gab die Gemeinde ihre Pläne auf. Derzeit läuft eine Änderung des Flächennutzungsplans von einem Gewerbegebiet mit Grünflächen zu einer rein landwirtschaftlichen Nutzung. Eine Wohnbebauung ist dort eigentlich nicht erlaubt, zumal das Gebiet im Außenbereich liegt.

Wie Bauamtsleiter Günter Endres ausführte, macht eine Sonderregelung des Bundes in der aktuellen Flüchtlingssituation den Bau möglich. Wenn sonst keine Möglichkeit bestehe, dringend benötigten Wohnraum rechtzeitig herzustellen, seien Abweichungen von Baugesetzbuch und Baunutzungsverordnung erlaubt: Die Gemeinde sieht den Bedarf. "Wichtig ist, dass die unsägliche Traglufthalle wegkommt", sagte SPD-Fraktionssprecherin Hiltraud Schmidt-Kroll. Die Massenunterkunft hat es zu trauriger Berühmtheit gebracht, weil es dort immer wieder zu Konflikten und tätlichen Auseinandersetzungen kommt. "Wenn man 280 Menschen auf engem Raum zusammenpfercht, ist das auf kurze Zeit möglich", sagte Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU). Eine Dauerlösung sei es nicht. "Wir hoffen, dass wir jetzt menschenwürdige Unterkünfte bekommen." Die Traglufthalle wurde im Herbst vergangenen Jahres errichtet; die Baugenehmigung gilt für zwei Jahre.

In nichtöffentlicher Sitzung hatte der Gemeinderat vorab mehrere Standorte geprüft, sich dann aber einstimmig für die Fläche an der Hochstraße entschieden. "Wir haben nirgendwo einen besseren Standort", erklärte Hiltraud Schmidt-Kroll - auch wenn das Areal "nicht optimal" sei. Karlsfeld zählt mehr als 20 000 Einwohner und ist die flächenärmste Gemeinde im Landkreis, Standortfragen sind dort immer schwierig. Bernd Wanka, Fraktionssprecher der CSU, pochte darauf, dass die kleine Siedlung - gedacht ist an drei oder vier Gebäude - städtebaulich ansprechend gestaltet werde, schließlich befinde sich das Gelände am Ortseingang.

Geplant ist die Unterkunft zunächst für zehn bis zwölf Jahre. Dass die Asylgesetzgebung, die die Baugenehmigung überhaupt erst möglich macht, zum Jahr 2020 ausläuft, spielt dabei keine Rolle. "Solange der Zweck der Unterkunft erhalten bleibt, ändert sich nichts", sagte Bauamtsleiter Günter Endres auf Nachfrage von Bündnis-Rat Adrian Heim. Erst wenn die Nutzung geändert werde, müsse neu entschieden und gegebenenfalls auch rückgebaut werden.

Ob das tatsächlich geschieht, kann derzeit freilich keiner abschätzen. "Wir wissen nicht mal, ob wir nicht doch noch einen dritten Standort dazu bekommen werden, wenn der Zustrom von Flüchtlingen weiter anhält", sagte der Rathauschef.

© SZ vom 11.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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