Karlsfeld:JK Wohnbau gibt sich zuversichtlich

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Eine Hiobsbotschaft folgt auf die nächste: Das einstige Vorzeigeunternehmen JK Wohnbau schreibt Millionenverluste, der Chef der Immobilienfirma soll abgelöst werden. Doch all das habe laut Firma keine Auswirkungen auf das Prestigeprojekt "nido" in Karlsfeld.

Gregor Schiegl

Vor zwei Jahren bedrängte der Geschäftsführer der Münchner Immobilienfirma JK Wohnbau, Josef Kastenberger, die Gemeinde Karlsfeld, sie müsse den Weg frei machen für größere Einzelhandelsflächen. Tue sie das nicht, riskiere sie "im allerschlimmsten Fall tatsächlich eine zweite Baugrube". Nach der Neuen Mitte, sollte das heißen, könnte auch das ökologisches Modellprojekt "nido", das größte Neubaugebiet im Landkreis überhaupt, den Bach hinuntergehen: Aus den 560 Wohneinheiten für 1500 Neubürger würde nichts werden.

JK Wohnbau verbuchte hohe Verluste an der Börse. Für das Projekt "Prinzenpark" in Karlsfeld habe dies aber keine Auswirkungen. (Foto: DAH)

Doch wenn man sich dieser Tage Sorge um die Zukunft des 15,4 Hektar großen Areals westlich der Bahn macht, dann weniger, weil die Gemeinde hart geblieben ist: Von der Münchner Immobilienfirma JK Wohnbau dringen nur noch Hiobsbotschaften an die Öffentlichkeit. Ein Jahr nach seinem Börsengang versinkt das erfolgsverwöhnte Vorzeigeunternehmen im Chaos: 75,4 Millionen Euro Verlust verbuchte sie für das Geschäftsjahr 2010. "Eine immense Größe", schreibt die Financial Times Deutschland (FTD), "zumal die Firma 2009 bei gut 44 Millionen Euro Gesamtleistung nur knapp 6 Millionen Euro Gewinn auswies."

Weil das Unternehmen sich mit den Wirtschaftsprüfern nicht über Bilanzierungsregeln einigen konnte, teilte es Mitte der Woche mit, keinerlei Informationen mehr an die Wirtschaftsprüfer weiterzugeben. Josef Kastenberger, im Februar noch als "Unternehmer des Jahres" gefeiert, soll zum Jahresende an der Spitze der JK Wohnbau abgelöst werden. Es halten sich hartnäckig Gerüchte, die Firma solle an einen israelischen Investor verkauft werden. Die JK Wohnbau, heißt es in der FTD, gleiche "einem Trümmerhaufen".

Eine Sprecherin der JK Wohnbau versicherte auf Anfrage der SZ: "Das operative Geschäft läuft weiter wie bisher." Auswirkungen auf die laufenden Projekte seien nicht zu befürchten, insbesondere nicht auf das Bauvorhaben in Karlsfeld. Bau und Vermarktung von "nido" seien weit fortgeschritten. "Die Abläufe sind alle schon getaktet." Das Projekt - quasi ein Selbstläufer. Im August 2013 werde es fertiggestellt.

Der erste von drei Bauabschnitten ist nach Angaben von JK Wohnbau "nahezu abverkauft", der zweite Abschnitt ist bereits zur Hälfte fertiggestellt. In Kürze will das Unternehmen den Wohnabschnitt Nummer sechs in Angriff nehmen, ein Gebiet mit Reihenhäusern; zwölf Wohnabschnitte gibt es insgesamt.

JK Wohnbau hat das Areal als ökologische Mustersiedlung konzipiert, die "im Großraum München einzigartig" sein soll. Entstanden ist das Modell in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Karlsfeld, der Technischen Universität München und dem Energiekonzern Eon, dem das Gelände auch gehört.

Zu Beginn hatte die JK Wohnbau über massive Probleme bei der Vermarktung geklagt. Der 95 Meter hohe Richtfunkmast am Bahnhof mit Mobilfunksendeanlagen schreckte Kaufinteressenten ab; er ist inzwischen abgebaut. Großer Schwachpunkt bleibt die Versorgung mit Einzelhandel. Die westlich der Bahn vorgesehenen Flächen sind den Einzelhandelsketten zu klein. Eine Ausweitung lehnt die Gemeinde aus Rücksicht auf die Entwicklung im Zentrum ab.

© SZ vom 16.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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