Karlsfeld:Gemeinderäten stockt der Atem

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Derart hohe Kosten für das neue Verkehrskonzept erwartete keiner

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

Die Gemeinde Karlsfeld will den Öffentlichen Personennahverkehr attraktiver machen, das ist ein Kernstück ihres Verkehrsentwicklungsplans, denn die 20 000-Einwohner-Gemeinde zwischen Dachau und München erstickt im Durchgangsverkehr. Nun geht es um die Umsetzung des Konzepts: Geplant ist ein Umbau der Bushaltestellen, eine separate Busspur parallel zur B 304 an der Reschenbachstraße, eine Verkehrszuflusssteuerung am Ortseingang, die den Stau draußen hält und die Zahl der Fahrzeuge auf ein zu bewältigendes Maß im Ort drosselt. Die Buslinie 172 könnte dadurch einige Minuten Fahrzeit einsparen. Die dafür notwendigen Maßnahmen wollen die Nachbarkommunen München und Dachau nach Aussage von Simone Hotzan vom Karlsfelder Bauamt "auf jeden Fall" umsetzen. Und die Karlsfelder wollen es natürlich auch.

Soweit so schön. Im Bauausschuss mussten die Gemeinderäte allerdings dann doch schlucken, als sie die Kostenberechnungen zu Gesicht bekamen. Danach würden die Maßnahmen auf Karlsfelder Gemeindegebiet insgesamt mehr als 1,4 Millionen Euro kosten. Mit Fördermitteln und Zuschüssen blieben immer noch rund eine Million Euro, die die finanziell gebeutelte Kommune in den kommenden Jahren in den Haushalt einstellen müsste. Zwar liegt die B 304 in der Baulast des Staatlichen Bauamts, aber die Behörde soll bereits klargestellt haben, dass sie für ein besseres Nahverkehrssystem schlichtweg nicht zuständig sei. "Wir werden wahrscheinlich froh sein, wenn sie die Lichtzeichenanlage übernehmen", sagte Hotzan.

"Ich befürchte Schlimmes", sagte SPD-Fraktionssprecherin Hiltraud Schmidt Kroll. "Nämlich, dass wir am Ende mehr oder weniger alles zahlen müssen." Ob Karlsfeld das stemmen kann, zusammen mit dem fast 30 Millionen Euro teuren Grundschulneubau, das bezweifle sie. Ihr CSU-Kollege Bernd Wanka warb dafür, den Landkreis "mit ins Boot zu holen", um die finanzielle Last vielleicht ein Stück abfedern zu können. Bündnis-Sprecherin Mechthild Hofner sagte, sie sei "grundsätzlich" dafür, die Maßnahmen umzusetzen.

Nicht so leicht ausbremsen ließ sich Verkehrsreferent Johann Willibald (CSU). "Für mich steht außer Frage, dass wir da mitmachen", sagte er. "Wenn wir die Leute dazu bewegen wollen, auf den Bus umzusteigen, brauchen wir eine Beschleunigungsspur." Außerdem sei es ein "ganz wichtiges Signal" an die Bürger, die sich an den Thementischen zum Verkehrsentwicklungsplan beteiligt haben. Das war auch Bürgmeister Stefan Kolbe (CSU) wichtig: "Wir wollen jetzt auch erste Zeichen in der Öffentlichkeit setzen."

Ein Beschluss zur Sache wird aber voraussichtlich erst in der Bauausschusssitzung am 22. März fallen. Wegen einiger noch ungeklärter Detailfragen beantragte Johann Willibald, den Fraktionen noch einmal Zeit zu geben, das Thema in Ruhe zu beraten. "Wir wollen nicht blockieren", betonte er. Aber wenn die offenen Punkte abschließend geklärt seien, könne auch seine Fraktion "guten Gewissens" zustimmen.

© SZ vom 15.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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