Karlsfeld:Gemaltes Tagebuch

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Aysim Woltmann und ihre bunten Bildergeschichten in der Galerie des Kunstkreis Karlsfeld am Drosselanger. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Seit 17 Jahren ist Aysim Woltmann Mitglied im Kunstkreis, der mit ihrer Ausstellung sein 20-Jähriges feiert

Von Bärbel Schäfer, Karlsfeld

Heiter schwingen sich die Farben in den Raum und setzen scheinbar alles in Bewegung. Der ansteckende Esprit geht von großen farbkräftigen Ölbildern mit Blumen und Formenspielen auf leuchtend rotem Grund aus, setzt sich in kleinen abstrakten Landschaften fort und ergreift schließlich die kleinen Zeichnungen, unbeschwert und naiv wie von Kinderhand, die sich als bunte Bildergeschichten aneinander reihen. Oder ist es umgekehrt, und das lustige Spiel wird von den kleinen bunten Bildern mit schaukelnden Schiffen, tanzenden Blumen, fliegenden Häuschen und lachenden Katzen angetrieben und ergreift die restlichen Bilder an den Wänden? Zum 20-jährigen Bestehen des Karlsfelder Kunstkreises präsentiert Aysim Woltmann in der Galerie am Drosselanger eine Retrospektive aus mehr als zwei Jahrzehnten mit Zeichnungen, Malereien, Drucken und Plastiken.

Die Architektin und Fernsehpublizistin mit türkischen Wurzeln malt und zeichnet schon ein Leben lang. Seit 17 Jahren ist sie Mitglied im Karlsfelder Kunstkreis, wo sie 2012 eine Einzelausstellung zeigte. Es sei ihr nicht leicht gefallen, aus einem Fundus von mehreren Tausend Arbeiten die geeigneten Werke für die aktuelle Ausstellung auszuwählen, so Woltmann. Deshalb urteilte sie ausschließlich nach ästhetischen Kriterien, "alles andere wäre didaktisch", so die Künstlerin. Und weil sie vor allem ihre große Bandbreite zeigen möchte, verzichtet sie bei der Zusammenstellung der 150 Arbeiten, die bis ins Jahr 1990 zurück gehen, auf einen thematischen Schwerpunkt. "Ich hatte befürchtet, dass die Ausstellung wie ein Sammelsurium wirkt", zweifelt sie. Im ersten Moment fragt man sich tatsächlich, ob diese stilistisch so unterschiedlichen Bilder alle von derselben Hand stammen. Detailverliebte, bunte Zeichnungen mit kleinen Texten und treffenden Lebensweisheiten, Drucke und Tuschzeichnungen, die das grafische Element betonen, Ölmalereien, allein aus Farbflächen komponiert, und Plastiken aus Gips und Pappmaché, deren picassoartigen Gesichter einerseits auf Schwarz und Weiß reduziert sind und die andererseits vor Farbigkeit überborden.

Aber dann sind doch Gemeinsamkeiten zu erkennen: Die Liebe zum verspielten Ornament, das sich auch in den sachlicheren Gemälden findet, der Mut zur Farbe, die Vorliebe für das Quadrat als Bildformat und die Tendenz zum Erzählen einer Geschichte. Diese findet sich in den Landschaften und großen Blumenstillleben, die obwohl die Blumenköpfe schon ein wenig zu welken scheinen, trotzdem voller Freude sind. "Ich nehme mir die Freiheit, einfach loszulegen und nach meinem Befinden zu zeichnen und zu malen, egal ob mit der kratzenden Feder oder als große Fläche." Die hübschen Zeichnungen entstehen nach der Arbeit, jeden Tag eine. Die Malereien nach Lust und Laune, um sich selbst zu überraschen.

Vernissage Freitag, 19. Februar, 19 Uhr, beim Kunstkreis Karlsfeld. 20./21.Februar und 27./28. Februar, jeweils von 14 bis 18 Uhr.

© SZ vom 18.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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