50 Jahre sind für Grundschulkinder eine unvorstellbar lange Zeit. So lange existiert die Verbandsgrundschule München-Karlsfeld bereits. Dass die Gebäude 2017 abgerissen werden sollen und nur die sanierte Turnhalle stehenbleiben soll, tat der Feierstimmung am Mittwoch keinen Abbruch. Im Gegenteil, die Landeshauptstadt München, die die Gebäude über viele Jahre verlottern ließ, baut die Schule komplett neu, größer, schöner und moderner.
Für Bürgermeister und Schulverbandsvorsitzenden Stefan Kolbe (CSU), der es nicht immer leicht mit dem Münchner Partner hatte, war dies zur Abwechslung mal eine Überraschung der erfreulichen Art. Die Schule müsse sich heutzutage neuen gesellschaftlichen Herausforderungen stellen, sagte er. Als Schlagworte nannte er Ganztagsschule und Inklusion. Landrat Stefan Löwl (CSU) hob die Bedeutung der Verbandsgrundschule für "das Landkreisprojekt viertes Gymnasium" hervor. Indirekt bekannte er sich noch einmal zum Standort Karlsfeld. "Warum sollten die Kinder nach der Grundschule nicht nebenan ins Gymnasium gehen können?"
Kinder und Lehrer gestalteten die kleine Feier in der Schulturnhalle mit Liedern aus dem Jahr 1965 ("Yesterday", "Marmor, Stein und Eisen bricht", "Downtown"), außerdem zeigten sie Szenen des Schulalltags aus dem Jahr 1965. Eine strenge Schulwelt war das, förmlich und auf Ordnung und Gehorsam angelegt, mit Stockhieben auf die Finger und lebenspraktischen Lehrsätzen wie: "Ich muss meine Kuh reichlich und gut ernähren."
Eigentlich ist die Geschichte der Verbandsgrundschule viel älter, nämlich etwa 70 Jahre. Nach dem Krieg löste sie die mit Flüchtlingskindern überfüllte Barackenschule der BMW-Siedlung ab. Die vormalige Schule an der Dachauer Straße in Ludwigsfeld war 1944 bei einem Bombenangriff zerstört worden.