Karlsfeld:Die Gerberau in der Nachkriegszeit

Blickfang in der Ausstellung des Heimatmuseums Karlsfeld ist die alte Glocke der Barackenkirche Sankt Josef. (Foto: oh)

Das Heimatmuseum Karlsfeld zeigt eine Sonderausstellung mit Fotos, Dokumenten und Berichten über die Kriegs- und Nachkriegszeit der Gerberau und anderer Wohnlager um Karlsfeld aus der Zeit zwischen 1940 und 1960. Die Ausstellung ist Teil einer Dokumentation von Klaus Mai über den Münchner Norden, ergänzt mit Bildern und Berichten eines Zeitzeugen. Eröffnet wird die Sonderausstellung am Sonntag, 21. Februar, um 14 Uhr. Zu sehen ist sie jeden ersten und dritten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr. Die Entwicklung von Karlsfeld war und ist geprägt von den Industriebetrieben im Münchner Norden. Dort, wo sich heute MAN und MTU befinden, war offiziell bis 1957 BMW ansässig. Im Auftrag des NS-Regimes wurden hier bis zum Kriegsende 1945 mit Zwangsarbeitern unter unmenschlichen Bedingungen Flugmotoren gebaut. 1940 wurden Baracken-Wohnlager zur Unterbringung von 3000 Arbeitern geplant, die ab Dezember 1944 mit etwa 14 500 Personen überbelegt waren. Nach der Kapitulation 1945 übernahmen die Amerikaner das BMW-Werk und installierten hier das KOD "Karlsfeld Ordnance Depot", als Reparaturwerkstätte für amerikanische Militärfahrzeuge. Die Wohnlager dienten zunächst als Unterkunft für die Arbeiter des KOD und nach 1947 auch für Vertriebene und Flüchtlinge und deren Familien. So wurde aus der BMW-Wohnsiedlung die Gerberau, die auf Münchner Grund direkt an Karlsfeld anschließt. Klaus Mai hat in jahrelanger Forschungsarbeit über die NS-Gräueltaten, Krieg, Verfolgung und Vertreibung speziell im Münchner Norden recherchiert und dazu mehrere Ausstellungen konzipiert.

© SZ vom 20.02.2016 / gsl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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