Karlsfeld:An "Massenschlägerei" in der Traglufthalle nur wenige beteiligt 

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Der Alarm vom Sonntag, 80 Asylbewerber würden sich mit dem Sicherheitsdienst prügeln, war offenbar stark übertrieben.

Von Wolfgang Eitler, Karlsfeld

Die Kriminalpolizei in Fürstenfeldbruck ermittelt wegen der Vorkommnisse in der Karlsfelder Traglufthalle für Flüchtlinge nach dem Ausschluss-Prinzip. Demnach waren an der Auseinandersetzungen am Sonntagmittag, 13. Dezember, gegen 13 Uhr zwischen Asylbewerbern und Security-Mitarbeitern nicht 80 Personen beteiligt, wie zunächst gemutmaßt wurde. Außerdem hielt sich das Eskalationspotenzial in Grenzen. Allein die Anwesenheit der Polizei mit 40 Beamten aus Dachau und München hatte ausgereicht, um die Lage zu befrieden.

Bisher gibt es wenige Fakten: Zwei Asylbewerber wurden festgenommen, um zu klären, welche Rolle sie an diesem Sonntag gespielt hatten. Vier Security-Mitarbeiter und drei Asylbewerber wurden leicht verletzt. Anscheinend war ein Aschenbecher aus Glas als Wurfgeschoss eingesetzt worden; womöglich flogen ein paar Fußballschuhe und vielleicht auch Steine.

Als sicher gilt bei der Polizei, dass der Aufwand enorm wird, um überhaupt einen Tathergang einschließlich des Motivs zu rekonstruieren. Beispielsweise müssen zahlreiche Dolmetscher eingesetzt werden. Deswegen ermittelt jetzt fachübergreifend die Kriminalpolizei. Im Kern soll sie herausfinden, ob die Sachverhalte den Verdacht des Landesfriedensbruch hergeben.

Schwierige Ermittlungen

Der Tatbestand gilt dann als erfüllt, wenn sich aus einer Menge heraus einzelne Menschen zu gezielten Gewalttätigkeiten entschließen. Über Motiv und Tathergang kursieren bei der Polizei mehrere Mutmaßungen. So sollen Asylbewerber Fußball in der Traglufthall gespielt haben. Eventuell ist ein Konflikt dadurch entstanden, dass Security-Mitarbeiter einem Asylbewerber beim Eintreten in die Halle einen Spazierstock hatten wegnehmen wollen. Das Dachauer Landratsamt vermutet, dass ein Streit beim Tipp-Kick-Tischfußball entstanden sein könnte. Am Montag teilte das Oberbayerische Polizeipräsidium mit: "Zurzeit ist nicht einmal der Anlass klar."

Am Sonntag allerdings hörte sich der Hilferuf aus der Karlsfelder Traglufthalle besorgniserregend an. Ungefähr 80 Asylbewerber befänden sich in einer handgreiflichen Auseinandersetzung mit der Security. Deswegen verfügte das Polizeipräsidium unverzüglich, dass neben den Beamten aus Dachau ein kompletter Schichtzug aus München angeordnet werden müsste.

Den Polizisten bot sich bei der Ankunft in Karlsfeld ein wesentlich friedlicheres Bild als zunächst erwartet. Das Polizeipräsidium vermutet, "dass sich durch den massierten Kräfteeinsatz die Lage schnell beruhigte". Es schloss allerdings aus, dass tatsächlich 80 Flüchtlinge in eine Auseinandersetzung involviert gewesen sein könnten. In der Traglufthalle leben durchschnittlich ungefähr 280 Personen, die dann von dort auf feste Unterkünfte wie Wohncontainer im gesamten Landkreis verteilt werden.

© SZ vom 15.12.2015 / we - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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