Karlsfeld:Am Bahnhof werden die Parkplätze knapp

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Offenbar weichen immer mehr Dachauer Pendler in den Nachbarort aus. Die Gemeinderäte stehen vor einem Dilemma

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Sie stehen in Einfahrten, auf dem Gehweg oder sogar in zweiter Reihe. Für Anwohner, Passanten und Autofahrer sind die kreuz und quer geparkten Pkws ein großes Ärgernis. Doch die Parkplatznot am Karlsfelder Bahnhof scheint manch einen geradezu dazu zu bringen, die Regeln außer acht zu lassen. Günter Meikis (SPD) kennt das Problem nur zu gut. "Manchmal fahre ich so lange auf der Suche nach einem Parkplatz umher, dass ich die S-Bahn schon wegfahren sehe und die nächste auch nur mit Mühe schaffe", erzählt er im Bauausschuss am Mittwoch. Die Kollegen nicken zustimmend. Jeder hat das bereits erlebt. "Wir müssen was tun", sagt Bürgermeister Stefan Kolbe. Alle sind sich einig.

Mehr Parkplätze zu schaffen, wird allerdings nicht die Lösung des Problems sein. Das stellt Bernd Wanka (CSU) sofort klar. Der Grund: Die Gemeinde will keinesfalls mehr Verkehr anlocken. Das Parkchaos am Bahnhof ist schon oft zur Sprache gekommen. Die meisten Beschwerden kamen von Anwohnern im Karlsfelder Westen. Und so wurde bereits des öfteren der Ruf nach Bewohnerparkzonen laut. Planer Tobias Kölbl vom Büro Gevas hat dies im Auftrag der Gemeinde untersucht. Sein Ergebnis ließ manch einen Gemeinderat allerdings verwundert aufblicken.

"Die Gesamtparkauslastung liegt bei 71 Prozent. Es gibt also noch Bereiche, wo Platz ist", erklärte Kölbl. Einzig der P&R-Platz sei "gut ausgefüllt". Mittags um zwölf Uhr liegt die Auslastung dort bei 94 Prozent. An der Wehrstaudenstraße seien nicht die Pendler das Problem, sondern die Anlieger. Denn die Parkplätze dort sind vor allem morgens und abends belegt. Während im südlichen Bereich rund um Fachoberschule und Bahnhof tagsüber alles zugeparkt ist. Bewohnerparkzonen seien deshalb nicht nötig, befand der Experte.

"Wie so oft prallt hier Wissenschaft auf gefühlte Wirklichkeit", merkte Wanka an. "Von 7 bis 14 Uhr ist hier ordentlich was los. Wir können dieses Ergebnis nicht einfach lochen und abheften." Die Gemeinde müsse "Maßnahmen ergreifen, um den Parkraum sinnvoll zu ordnen". Stefan Theil (CSU) bemängelte, dass der Planer für seine Erhebung einen sehr warmen Sommertag gewählt hatte. Ein Tag, an dem viele ihr Auto gerne mal stehen lassen und mit dem Rad fahren. Das verfälsche das Bild. "Wie wäre es, wenn Sie beim nächsten Mal einen Tag im Herbst nehmen, an dem mehr Autoverkehr herrscht", forderte Theil den Verkehrsexperten auf. Mechthild Hofner (Bündnis) beklagte, dass Kölbl bei seiner Untersuchung Hol- und Bringplätze, sowie Stellplätze an der Johann-Heitzer-Straße mitgerechnet hatte, obwohl dort niemand parken könne. Kolbe bemerkte, dass das Gebiet so weit gefasst sei, dass die Not am Bahnhof abgefedert werde. "Niemand parkt am Kastanien- oder Lärchenweg, wenn er zum Bahnhof will."

In Dachau habe man nun rigoros durchgegriffen, was das Parken angehe, berichtete Hofner. "Es ist eine Gratwanderung", bemerkte Kolbe. "Wir wollen ja, dass so viele wie möglich auf den MVV umsteigen." Vermutlich bekomme Karlsfeld nun die Auswirkungen der Dachauer Politik zu spüren. "Wir müssen die Pendler lenken", so Kolbe. Die Planer sollen sich nun etwas überlegen und die Situation im Herbst erneut untersuchen.

© SZ vom 12.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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