Karlsfeld:Alois Glück warnt vor "Abschreckungskultur"

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Begeisterten Applaus erhielt Alois Glück für seine Rede in Karlsfeld. (Foto: Toni Heigl)

Auf dem Neujahrsempfang der Karlsfelder CSU kritisiert der frühere Landtagspräsident auch Mitglieder der eigenen Partei

Von Sebastian Jannasch, Karlsfeld

Für Alois Glück war es eine Rückkehr zu seinen politischen Wurzeln. Denn der ehemalige bayerische Landtagspräsident und langjährige Vorsitzende des CSU-Bezirksverbandes Oberbayern startete seine Laufbahn im Landkreis. Anfang der Siebzigerjahre lebte er in Ampermoching, leitete den CSU-Ortsverband Hebertshausen und erlebte dort "wichtige Lehrjahre in meiner politischen Entwicklung", wie er am Sonntag im Karlsfelder Bürgerhaus sagte. Eingeladen hatte ihn der CSU-Ortsverband als Festredner zum traditionellen Neujahresempfang. Um Alois Glück für den CSU-Jahresauftakt gewinnen zu können, hatte der Ortsvorsitzende Bernhard Gaigl den Termin dieses Jahr sogar erst auf den dritten Sonntag des Jahres gelegt. Das Karlsfelder Vivaldi-Orchester übernahm die musikalische Gestaltung.

Verdrängung, Abwehr und Abschreckung lösen keine Probleme

In seiner Rede ging Glück vor allem auf die Flüchtlingsthematik ein. Er wisse, dass der Zustrom an Flüchtlingen viele Menschen beunruhige. Vehement warb er aber dafür, sich nicht auf die Sorgen zu konzentrieren. Man dürfe sich von der "Angst nicht beherrschen oder lähmen" lassen, sagte er. Glück warnte auch die Politik davor, Verunsicherung zu "kultivieren" und somit Ängste in der Bevölkerung zu verstärken. Das Thema eigne sich nicht für persönliche Profilierung. "Ich erschrecke über manche Untertöne, auch aus der eigenen Partei", sagte Glück. Wer glaube, durch "Verdrängung und Abwehr" sowie eine "Abschreckungskultur" Herausforderungen der Globalisierung, zu denen Glück die Flüchtlingsbewegungen zählt, fernhalten zu können, lebe in einer "Traumwelt".

Flüchtlinge nicht danach unterscheiden, wie nützlich jemand ist

Stattdessen sprach sich der ehemalige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken dafür aus, sich bei der Aufnahme und Integration der Flüchtlinge von christlichen Werten leiten zu lassen. "Jeder Mensch hat seine Würde" und "Anspruch auf Respekt", sagte Glück. Zwar sei es klar, dass Deutschland nicht alle "Bedrängten" aufnehmen könne. Jeder Einzelne müsse aber respektvoll behandelt werden, auch wenn er nicht bleiben könne. Glück plädierte zudem dafür, Flüchtlinge nicht danach zu unterscheiden, wie nützlich jemand ist und wie viel er kostet. Damit die Integration gelinge, müssten die Einheimischen selbstbewusst die eigene Identität vertreten, ohne überheblich zu sein oder sich vermeintlicher "Islamisierung" ausgeliefert zu fühlen. Viele der Gäste erhoben sich am Ende der Rede von den Plätzen, um begeistert zu applaudieren.

Politische Schwerpunkte für Karlsfeld

Während Alois Glück die Zusammenhänge der internationalen Politik erörterte, stand der Karlsfelder CSU-Fraktionsvorsitzende Bernd Wanka bei dem Empfang als Ansprechpartner für die kommunalen Belange zur Verfügung. Ein wesentliches Anliegen seiner Partei sei es, 2016 das Gewerbegebiet und das Landschaftsschutzgebiet zwischen Karlsfeld und Dachau auf den Weg zu bringen. Nachdem der Bund Naturschutz vergangene Woche sein Konzept für ein größeres Schutzgebiet vorgestellt hatte, sieht Wanka gute Einigungschancen, wenn "niemand auf Maximalforderungen" bestehe. Weitere Schwerpunkte sieht er beim sozialen Wohnungsbau, der Verkehrspolitik sowie einem verbesserten Marketing der Gemeinde, um Besucher noch besser zu örtlichen Geschäften zu leiten.

© SZ vom 18.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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