Kampf gegen das Defizit:Lieb und teuer

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Der tägliche Bauchklatscher kostet mit der Saisonkarte von diesem Sommer an 70 Euro, für Kinder bis 16 Jahre die Hälfte. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Eintrittspreise für das Familienbad wurden deutlich erhöht. An den Kassen gibt es darüber hitzige Diskussionen. Die Stadtpolitiker verteidigen ihre Entscheidung. Das Angebot sei es wert

Von Benjamin Emonts, Dachau

Die Irritation ist derzeit groß, wenn Stammkunden des Dachauer Freibads an die Kasse treten und sich von den neuen Eintrittspreisen geradezu überrumpelt fühlen. Eine Einzelkarte kostet jetzt 4,50 Euro statt bisher 2,50 Euro. Etliche Gäste verlangen nach einer Erklärung oder stornieren kurzerhand ihre Saisonkarte, sobald sie realisieren, dass sie nicht mehr 30, sondern inzwischen 70 Euro kostet. Auch das sei ein Grund für die langen Schlangen an den zwei Kassen. "Kunden, die neu von den Preisen erfahren, sind überrascht", sagt Barbara Kern, Abteilungsleiterin Bäder bei den Stadtwerken Dachau.

Die Erhöhung der Eintrittspreise für das hoch frequentierte Dachauer Freibad wurde im November 2016 mit großer Mehrheit im Dachauer Werkausschuss beschlossen. Die einhellige Meinung war, dass sich die Qualität des Familienbads mit den bisherigen Eintrittspreisen nicht aufrecht erhalten lässt und die finanziellen Defizite durch die beiden Dachauer Bäder noch mehr anwachsen würden. Die Stadtwerke Dachau zeichnen mit dem Hallen- und Freibad jährlich einen Verlust von rund 750 000 Euro, der über die Gewinne aus den Sparten Strom und Gas ausgeglichen wird. Die letzte Preiserhöhung für das Dachauer Familienbad liegt 14 Jahre zurück. Während in den umliegenden Bädern die Preise für ein Einzelticket längst bei mehr als vier Euro lagen, konnte man in Dachau noch für 2,50 Euro den ganzen Tag baden. "Wir hatten einen Zustrom von überall her, sogar aus München. Weil wir enorm preisgünstig waren", sagt Kern.

Die Preiserhöhung, die seit Beginn des Jahres gilt, fiel allerdings sehr drastisch aus. Den Grünen war sie deutlich zu hoch, weshalb sie im Werkausschuss als einzige Fraktion dagegen stimmten. Sie plädierten damals für einen moderaten Preisanstieg, der in mehreren Schritten erfolgen sollte. Dass einige Leute sich nun aufregen, wundert den Grünen-Fraktionsvorsitzenden Thomas Kreß folglich nicht: "Ich kann das verstehen", sagt er. Besonders die Bürger, die bislang nicht Bescheid gewusst hätten über die Erhöhung, erlebten an den Kassen jetzt eine böse Überraschung.

Antragsteller und FDP-Stadtrat Jürgen Seidl verteidigt die Preiserhöhung. Zwar räumt er ein, dass eine moderate, schrittweise Erhöhung sinnvoller gewesen wäre, doch er betont: "Die Erhöhung ist gerechtfertigt." Andere Bäder im Umkreis, so Seidl, hätten "ganz andere Preise, bei schlechteren Bedingungen". Dass die Stadtwerke jedes Jahr ein großes Defizit mit ihren Bädern erwirtschaften, dürfe der Bürger nicht einfach verdrängen. Zumal in die Qualität des Freibads immer wieder investiert worden sei. Weiter weist Seidl darauf hin, dass für Kunden der Stadtwerke Dachau die Preise deutlich vergünstigt wurden. Sie sparen 30 Prozent. "Einheimische spüren die Erhöhung nicht so wie Auswärtige."

"Den merklichen Anstieg können wir so mittragen", sagt der CSU-Fraktionsvorsitzende Florian Schiller. Die Eintrittspreise seien schließlich "sehr, sehr lange Zeit" nicht erhöht worden und sehr niedrig gewesen, während die Qualität des Familienbads kontinuierlich verbessert worden sei. "Ein gutes Angebot kostet eben", sagt Schiller. Auch er räumt ein, dass man mit den Preiserhöhungen zu lange gewartet habe. "Man hätte sie besser alle zwei, drei Jahre schrittweise erhöhen sollen." Letztlich gebe es aber viele Vergünstigungen im neuen Tarif-System "um das Ganze sozial ausgewogen zu gestalten". Und: "Im Preisvergleich mit anderen Bädern im Umkreis liegen wir im guten Mittelfeld."

"Wir haben uns an die Bäder im Umland angepasst", sagt Bäder-Chefin Barbara Kern. Viele der Badegäste würden dafür auch Verständnis aufbringen. Denn das Dachauer Familienbad habe vieles zu bieten, beispielsweise zwei große Rutschen, Sportmöglichkeiten, verschiedenste Becken oder einen Verleih von Liegen gegen Pfand. "Das, was wir bieten, entspricht durchaus der Preiserhöhung", sagt Kern.

© SZ vom 03.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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