Jugendtreff in Altomünster:Vorbildlicher Einsatz

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Großer Einsatz für einen neuen Treffpunkt: die Hohenzeller Jugendlichen, die im vergangenen Sommer den Standort eines alten Bauwagens von Müll, Schutt und der Bauwagen-Ruine befreiten. (Foto: oh)

Jugendliche aus dem Altomünsterer Ortsteil Hohenzell wollen einen Treffpunkt wieder aufleben lassen, der in den vergangenen Jahren verwahrlost war. Sie entsorgten einen alten Bauwagen und viel Müll. Jetzt wollen sie einen Container aufstellen. Die Gemeinde steht hinter ihnen - eine Genehmigung des Landratsamts steht noch aus

Von Horst Kramer, Altomünster

Stefan Maier, 16, Angelo Edelmann, 16, und Alex Asam, 15, verließen sichtlich erleichtert den großen Sitzungssaal des Altomünsterer Rathauses. Dort hatte eben der Altomünsterer Bauausschuss getagt. Als vierter Punkt stand auf der Tagesordnung: "Antrag auf Einrichtung eines Jugendtreffs als Ersatz." Die beiden letzten Worte sind entscheidend. Denn die drei Jugendlichen aus dem Altomünsterer Ortsteil Hohenzell wollen zusammen mit rund einem Dutzend weiterer Altersgenossen nicht einen neuen Jugendtreff aus der Taufe heben, sie wollen vielmehr einen alten wieder aufleben lassen. Der Grund für die Erleichterung des Trios war klar: Das Gremium mit Bürgermeister Anton Kerle (CSU) an der Spitze hatte ihrem Anliegen nicht nur zugestimmt, sondern ihr Engagement ausdrücklich gelobt.

Rund zwei Jahrzehnte stand ein Bauwagen im Süden des 300-Einwohner-Dorfes. Frühere Teenager-Generationen haben sich dort getroffen. Damals wie heute ist es für Menschen ohne eigenes Auto und Führerschein äußerst schwierig, in den Zentralort zu fahren. Das gilt natürlich auch für Jugendliche, die das Jugendzentrum in Altomünster besuchen wollen. Deshalb wurde der Treffpunkt in Hohenzell geschaffen. Doch irgendwann waren die damals Verantwortlichen erwachsen geworden, manche zogen weg, der Treffpunkt verfiel.

Im vergangenen Sommer hatten Stefan Maier, Angelo Edelmann, Alex Asam und ihre Freunde die Idee, den alten Bauwagen wieder herzurichten. Das Problem: "Der sah fürchterlich aus, innen wie außen", erzählt Angelo Edelmann. "Das gesamte Gelände war vermüllt", ergänzt Stefan Maier. Die Hohenzeller Gemeinderätin Martina Englmann (CSU) erklärt: "Der Dreck geht höchstens teilweise auf die Kappe von früheren Jugend-Generationen. Die Stelle wurde früher schon von Müll-Vandalen als Müllkippe missbraucht." Womöglich, weil einen halben Kilometer weiter die frühere Kläranlage der Ortschaft angesiedelt war. Die Hohenzeller Jugendlichen krempelten die Ärmel hoch und machten sich an die Arbeit. Sie zerlegten die Bauwagen-Ruine in ihre Einzelteile, sammelten und sortierten den Müll und füllten damit einen Container, den ihnen das Rathaus zur Verfügung gestellt hatte. Mit Hilfe ihrer Eltern entsorgten sie den Krempel fachgerecht. "Die Verwaltung war dankbar, ansonsten hätten sie Bauhof-Mitarbeiter zu uns schicken müssen", berichtet Englmann. Die kommunalen Angestellten wären wohl eine Weile beschäftigt gewesen. "Wir waren bis zu zwanzig Personen und haben dafür mehrere Wochen gebraucht", erinnert sich Alex Asam.

Noch im August stellten die Familien sowie die Gemeinderätin Martina Englmann einen Antrag beim Landratsamt, den Treffpunkt wieder aufleben zu lassen. Die Behörde entschied aber nicht sofort, sondern forderte die Marktgemeinde zu einer Stellungnahme auf und legte zudem einen "Duldungskatalog Bauwägen" bei, den sie im Herbst 2018 erlassen hatte - mit einer Vielzahl von Auflagen. So wird etwa ein zweiter Fluchtweg gefordert, die Überprüfung der Elektrik durch einen Elektromeister und die Abnahme eines Ofens oder einer Heizung durch eine Fachfirma. Außerdem muss ein Feuerlöscher verfügbar sein oder auch ein Feuer- und CO-Melder. Kohlenmonoxid (CO) ist ein nicht wahrnehmbares Gas, das bei nicht sachgerechter Nutzung eines Kohle-, Holz- oder Ölofens zum Erstickungstod führen kann. "Das kriegen wir hin", sind sich die Jugendlichen sicher, nachdem sie das Schreiben des Landratsamts zusammen mit Englmann und ihren Eltern studiert hatten.

Es gibt indes noch ein weiteres Problem: In dem Schreiben ist ausdrücklich von "Bauwägen" die Rede. In Hohenzell wollen sie stattdessen einen Wohncontainer aufstellen. "Damit sind die Auflagen viel einfacher zu erfüllen", weiß Englmann. Finanzierung und Transport seien kein Problem. Darum wollen sich die Eltern und die Jugendlichen kümmern.

Bauwagen oder Hütten im Außenbereich brauchen grundsätzlich eine baurechtliche Genehmigung. Die Gesamtzahl der Treffpunkte im Landkreis soll nicht steigen. Zu den Vorschriften gehört zudem, dass ein Rettungsweg vorhanden ist. Rettungsdienst und Feuerwehr müssen eine Ortsbesichtigung machen. "Das Landratsamt will nicht, dass neue derartige Treffpunkte entstehen", erläuterte Bürgermeister Kerle im Bauausschuss. "Die alten Bauwägen wurden hingegen geduldet, wenn sie die Auflagen erfüllen."

In Hohenzell hebt man die jahrzehntelange Tradition des Treffpunkts hervor. "Dass der alte Bauwagen hinüber ist, dafür können wir nichts", meinen die Jugendlichen. Sie hoffen nun auf eine positive Entscheidung des Landratsamts, nachdem sich nun die Ortspolitiker und die Verwaltung hinter sie gestellt haben. Die Entscheidung sollte möglichst noch bis zum Sommer fallen. Denn dann könnten sie ihren neuen Treffpunkt mit einem zünftigen Fest unter dem Sternenzelt einweihen. "Mit Container auch bei Regen", schmunzeln die Jungs.

© SZ vom 17.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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