Jugendfestival:Das Start-Up-Unternehmen

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Die P-Town-Dramagroup präsentiert beim Creatival Ausschnitte aus dem neuen Stück mit dem vielsagenden Titel "Kaktus". (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Bedeutung des Creativals in Petershausen wächst mit dem Erfolg der Teilnehmer

Von Petra Neumaier, Petershausen

Die Stimmung kocht. Wenn Philipp Dietrich, 17, rappt, die Bands Springstories und Owing to the rain rocken, dass der Boden zittert. Wenn Jonas Wittmer, 15, oder Alex Rosenberger, 20, und Verena Mayer, 20, ihre Songs vortragen, dass man sich am liebsten in ihre Stimmen und Gitarrenklänge hineinlegen und tragen lassen möchte, dann gibt es keine Zweifel mehr: Man hätte gute Musik und Unterhaltung verpasst, wäre man nicht beim 5. Creatival am Samstagabend in Petershausen dabei gewesen.

Langsam, nur sehr langsam füllt sich an diesem ersten schönen und lauen Frühlingsabend des Jahres die Aula der Schule. Olaf Schräder und Petra Brunner, die Jugendarbeiter sowie Barbara Blickle, die Vorsitzende des Kulturförderkreises, sind dennoch zuversichtlich: "Das Publikum kommt schon noch."

Das zeigten die Erfahrungen der vergangenen Veranstaltungen: 2008 fand - damals noch unter Federführung der Agenda-Gruppierungen - das erste Jugendfestival von und für Jugendliche statt. Seitdem wird es in der Regel alle zwei Jahre von der gemeindlichen Jugendarbeit und dem Kulturförderkreis veranstaltet. Ein innovatives Gemeinschaftsprojekt, bei dem Jugendliche und Erwachsene zusammen anpacken, um die Organisation, den Aufbau der Bühne, Technik und Bewirtung zu stemmen. "Um jungen Bands und Nachwuchskünstlern ein Publikum zu geben", wie Olaf Schräder sagt.

Bands und Sänger fördern, das ist ohnehin in Petershausen ein Thema. Dafür gibt es den Bandübungsraum. Und wann immer es eine Gelegenheit gibt, bei Festen und Veranstaltungen den Gruppen eine Bühne zu geben, wird sie ergriffen. Sei es beim "Tag der Regionen" im vergangenen Jahr oder beim Marktfest, das heuer zum zweiten Mal im Juli stattfinden wird. "Die Jugendlichen klemmen sich noch richtig hinter ihre Musik, das ist einfach toll", lobt Petra Brunner.

Erste Früchte tragen die Auftritte in der kleinen, aber feinen Gemeinde bereits. "Fast", so kann es Barbara Blickle getrost sagen, "ist unsere Bühne schon ein Start-up!", oder, wie es Bürgermeister Marcel Fath ausdrückte, "ein Rock-Incubator": Die Band Owing to the rain hatte vor zwei Jahren ihren ersten Auftritt in Petershausen. Im vergangenen Jahr war sie bereits im Finale des Europäischen Emergenza-Band-Contest! Und Leadsänger Philip Donath wird heuer noch bei "The Voice of Germany" zu sehen sein. Auf den Auftritt seiner Band müssen sich die Besucher jedoch bis spät in der Nacht gedulden.

Denn zuvor lösen weitere hoffnungsvolle Newcomer wahre Begeisterungsstürme des Publikums aus, das zwar jetzt zahlreicher, aber noch nicht Aula füllend gekommen ist: Den Anfang macht Jonas Wittmer. Noch etwas schüchtern steht er alleine auf der Bühne, im blau karierten Hemd und Gitarre. Sobald der Gymnasiast aus Kollbach singt, ist er jedoch ganz der Profi: selbstbewusst, sicher in Text und Spiel und mit einer Stimme, die man sonst nur im Radio zu hören bekommt. Da kommt er ohne Zugabe natürlich nicht von den Brettern. Und entsprechend stolz steigt er von ihnen dann hinunter. Zum ersten Mal so richtig vor Publikum ist Jonas Wittmer, der seit neun Jahren Gitarre spielt, aufgetreten, "Musik wird dennoch nur mein Hobby bleiben", meint er trotz der Lobeshymnen.

Mindestens genauso gut kommen Alex und Verena beim Publikum an. Begleitet von Alex an der Gitarre und zweiter Stimme, lockt der Gesang von Verena ein größeres Publikum vom Pausenhof in die Aula. Keine Angst vor den Originalinterpreten wie Lady Gaga oder Pink hat sie - mit ihrer vielseitigen Stimme braucht Verena jene auch nicht zu fürchten. Dabei hatte die 20-Jährige noch nie Gesangsunterricht. "Sie ist ein Naturtalent", lobt Alex, die mit ihrer Freundin und ehemaligen Mitschülerin der Realschule Weichs seit 2012 gemeinsam singt und spielt.

Ein Gegengewicht zu den musikalischen Darbietungen gibt bei dem vielseitigen Festival die P-Town-Drama Group, die sich mit dem "Kaktus" an ein modernes und sehr sozial- und gesellschaftskritisches Stück gewagt hat - Anfang und Ende spielen sie - quasi als Appetithäppchen für die Aufführung, die im Herbst folgen wird.

Ganz alleine auf der Bühne muss Philipp Dietrich rappen: seine Gesangspartnerin Amira kann wegen der S-Bahnstreckensperrung in München Petershausen nicht mehr erreichen. Professionell rappt er dennoch über die Bühne und begeistert auch das ältere Publikum mit seinen unglaublich rasant vorgetragenen und rhythmischen Texten. Seit drei Jahren ist der Schlagzeuger und Azubi (Kfz-Mechatroniker) in diesem Musik-Genre unterwegs. "Mal schauen, was noch so kommt", sagt er angesprochen auf seine musikalischen Zukunftspläne.

© SZ vom 15.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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