Jubiläum:Haus der Demokratie

Lesezeit: 2 min

Bei einem Pressegespräch im Max Mannheimer Haus betonen Vertreter aus Politik und Gesellschaft die Bedeutung der Einrichtung. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Im Max Mannheimer Haus findet am Samstag das Fest der Begegnung statt. Nun gibt es auch ein Schild zu Ehren des Holocaust-Überlebenden

Von Jacqueline Lang, Dachau

Es ist ein Jubiläum der ganz besonderen Art: Das Dachauer Jugendgästehaus, das seit Kurzem nach dem Holocaustüberlebenden und Ehrenbürger der Stadt Max Mannheimer benannt ist, feiert am kommenden Samstag, 4. August, sein zwanzigjähriges Bestehen. Die Feierlichkeiten sind eingebettet in die, dieses Jahr zum 36. Mal stattfindende, Internationale Jugendbegegnung. 86 Teilnehmer aus insgesamt 22 Nationen nehmen daran teil.

Anlässlich dessen weißt der Amtschef des Bayerischen Sozialministeriums, Michael Höhenberger, auf die Wichtigkeit dieser in Deutschland nahezu einmaligen Einrichtung hin. "Deutschland hat sich mit der Bewältigung seiner Geschichte nicht so leicht getan", sagt er in seiner Rede. Damit sei auch zu erklären, dass die Errichtung einer solchen Bildungsstätte so lange gedauert habe. Eine besondere Rolle komme in diesem Zusammenhang auch der Internationalen Jugendbegegnung zu. "Wir müssen wieder mehr kämpfen für unsere Demokratie." Vor allem die Zeitzeugen, die jedes Jahr an der Begegnung teilnehmen und den Jugendlichen von ihrem Leben und dem unsäglichen Leid erzählen, das sie erlebt haben, seien "unglaublich wertvoll". "Sie dienen als lebendes Beispiel dafür, dass das was war, niemals wieder passieren", betont Höhenberger.

Der Dachauer Landrat Stefan Löwl, der im Vorstand der Stiftung Jugendgästehaus Dachau sitzt, erzählt von seiner Begegnung mit den vier Jugendlichen aus dem polnischen Partnerlandkreis Oświęcim, sowie zwei Max Mannheimer Stipendiaten von den Philippinen, die in diesem Jahr auch an der Begegnung teilnehmen. Er habe ihnen die Frage gestellt, sagt Löwl, wie viele Nationen denn nun in diesem Jahr teilnehmen würden. Keiner der insgesamt sechs Teilnehmer habe die Frage beantworten können. Für Löwl ein schönes Signal, denn am Ende sei es nebensächlich wo jemand herkomme. "Wenn man sich kennt, versteht man sich und wenn man sich versteht, haben die vielen dunklen Mächte, die gerade unterwegs sind, keine Chance", betont Löwl.

Die Begegnung ist eine ausgewogene Mischung aus Workshops, dem Besuch der Dachauer KZ-Gedenkstätte und anderen Gedenkstätten im Umland, wie etwa dem ehemaligen SS-Schießplatz in Hebertshausen. Doch das, was die Veranstaltung für die Jugendlichen zu etwas wirklich Unvergesslichem macht, sind die Gespräche mit Zeitzeugen. Insgesamt sieben von ihnen werden in diesem Jahr über ihr Schicksal berichten.

Einer davon ist Abba Naor. Der heute 90-Jährige wurde im Alter von gerade einmal 13 Jahren von den Nazis verschleppt und kam schließlich in eines der Dachauer Außenlager, bis er im Mai 1945 schließlich von den Amerikanern befreit wurde. Naor bedankt sich im Namen aller Überlebenden für "die Möglichkeit, zu reden, zu erzählen". Insgesamt 120 Stunden im Jahr spreche er an Schulen über seine Geschichte, berichtet er. "Leider werden wir weniger", so Naor. Aus diesem Grund ruhen seine Hoffnungen auf der heranwachsenden Jugend, die in diesen Tagen in Dachau zusammengekommen ist - ungeachtet ihrer Herkunft, ihrer Religion oder Hautfarbe.

Passend zum Jubiläum hat das Max Mannheimer Haus nun auch endlich ein eigenes Schild bekommen: Zwei Metallfachklassen der Berufsschule in Bad Aibling haben das große Metallschild, auf dem nun gut leserlich "Max Mannheimer Haus" steht, entworfen. Einmal mehr konnte durch die Zusammenarbeit mit der Berufsschule "eine Brücke geschlagen werden", wie Michael Höhenberger vom Bayerischen Sozialministerium es formuliert. Es ist eine Brücke zwischen den Generationen.

Das Fest der Begegnung, das gemeinsam vom Dachauer Jugendgästehaus und der Internationalen Jugendbegegnung veranstaltet wird, startet am kommenden Samstag um 15 Uhr. Um 18 Uhr wird die Big Band Dachau gemeinsam mit der Zeitzeugin Esther Bejerano auftreten. Um 20 Uhr wird die Münchner Singersongwriterin Ami Warning gemeinsam mit ihrem Vater Wally Warning auftreten.

© SZ vom 02.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: