Job 2017:Berufe erkunden

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5000 Besucher kommen zur Jobmesse nach Dachau und erfahren, was es mit dem goldenen Boden des Handwerks auf sich hat. 60 Betriebe nutzen die Chance, ihre Ausbildung zu präsentieren und zugleich um Lehrlinge zu werben

Von Magdalena Hinterbrandner, Dachau

Das Interesse an den Handwerksberufen geht zurück, immer mehr Jugendliche streben eine akademische Laufbahn an. "Oft liegt das auch am Elternhaus, wenn man den Kindern einredet, sie sollen etwas machen, womit man dann viel Geld verdient", sagt Frank Donath. Um den Jugendlichen den goldenen Boden des Handwerks zugänglicher zu machen, organisiert Donath mit seiner Agentur Donath & Friends im Auftrag des Arbeitskreises Schule und Wirtschaft Dachau seit 2009 jährlich eine Jobmesse in Dachau. Am Samstag boten wieder etwa 60 Aussteller - vom Handwerk bis zum öffentlichen Dienst - in der ASV-Halle in Dachau Informationen rund um ihre Ausbildungsmöglichkeiten an. Und 5000 Besucher kamen. Die Betriebe sehen die Jobmesse als Chance, die Reize ihrer Berufe zu präsentieren und um Lehrlinge zu werben.

"Wir haben vormittags dann sogar ein Schwein zerlegt, da konnten dann alle zuschauen"

"Wenn man an Metzger denkt, haben viele ja ein Bild vor sich, dass sie eher abschreckt", sagt Metzgermeister Christoph Wagner und lacht. Seine Metzgerei hat einen kleinen Stand aufgebaut, bei dem man neben Informationen zum Metzgerberuf auch leckere, hausgemachte Wurst probieren kann. Dabei habe sich das Fleischerhandwerk in den vergangenen Jahren sehr gewandelt. "Die Arbeit ist wahnsinnig abwechslungsreich, mittlerweile haben ja auch viele Metzgereien ihren eigenen Catering-Service, man hat viel mit Menschen zu tun und jede Woche erlebt man etwas anderes", sagt Wagner. Alles Informationen, die er dank der Jobmesse den Jugendlichen nahelegen kann. Entgegen seinen Erwartungen stößt das Metzger-Handwerk dieses Jahr auf der Jobmesse auf großes Interesse. "Wir haben vormittags dann sogar ein Schwein zerlegt, da konnten dann alle zuschauen", erzählt der Metzgermeister. Für ihn sei wichtig, den Schülern auch die Praxis näherzubringen.

Auch die Pfleger von den Helios-Kliniken locken durch praktische Vorführungen die Jugendlichen und Schüler an ihren Stand. Drei auszubildende Mädchen im Pflegeberuf messen den Blutdruck bei jungen Leuten oder erzählen von ihrem Ausbildungsberuf. "Das Interesse am Pflegeberuf ist schon da, aber wir würden uns mehr wünschen", erklärt Susanne Kruse, Lehrerin an der Berufsfachschule für Krankenpflege Dachau. Um Jugendliche von diesem Beruf zu überzeugen, setzten sich die Standbetreiber auf der Job 2017 mit voller Motivation ein. "Es geht uns einfach darum, dass der Beruf des Pflegers oder der Pflegerin nicht in Vergessenheit gerät. Wir sind hauptsächlich auf der Jobmesse, damit wir gesehen werden", so Kruse.

Polizist zu werden bedarf harter Arbeit und Disziplin

Gesehen werden will auch die bayerische Polizei. Polizistin Michaela Lerchl ist für Fragen rund um den Polizeidienst da. "Es ist ja immer der Traum eines jeden Jungen, einmal Polizist zu werden. Aber oft sieht die Ausbildung ganz anders aus als das Berufsbild, das viele von der Polizei haben", so Lerchl. Polizist zu werden bedarf harter Arbeit und Disziplin. "Es ist schon einmal schwer genug, den Sporttest zu bestehen, der als Voraussetzung für den Job gilt", erklärt die Polizistin. Trotzdem ist sie überzeugt, dass man diesen Beruf, vorausgesetzt man trägt die entsprechende Leidenschaft in sich, auf jeden Fall erlernen sollte. "Ich selber habe erst in einer Bank gearbeitet, aber das war einfach nicht meine Welt, und dann bin ich zur Polizei", erzählt Michaela Lerchl. Sie kann also wirklich aus Leidenschaft überzeugen.

Die Leidenschaft ist in jedem Beruf das Wichtigste, davon ist auch der Schreinerlehrling Bertram Fabio überzeugt. Der 16-Jährige ist im ersten Lehrjahr und vertritt mit seinem Chef Ulrich Dachs die Schreinerinnung auf der Jobmesse. "Ich habe schon früher als kleiner Junge mit meinem Opa viel mit Holz gearbeitet, und diese Faszination ist geblieben", erzählt Bertram. Deshalb habe er sich auch für den Schreinerberuf entschieden. Er ist auch der Meinung, dass das Handwerk eine gute Grundlage bietet, weitermachen könne man dann immer noch. Seine Überzeugung und Faszination für den Schreinerberuf möchte er auch an die Besucher der Jobmesse weitergeben. "Es kommen auch unerwartet viele an unseren Stand, dann machen wir ein paar praktische Dinge vor und vielen gefällt das auch wirklich", sagt der Schreinerlehrling. Die Jobmesse sehen die Schreier als Chance. "Man bekommt so viele Informationen über den Schreinerberuf, die man nicht bekommen würde, wenn man keinen Schreiner kennt. Ich glaube, es würde auffallen, wenn wir nicht da wären", sagt der Innungsmeister Ulrich Dachs.

Das Handwerk muss wieder mehr überzeugen

Viele Berufsspektren sind auf der diesjährigen Jobmesse vertreten. Mit praktischen Vorführungen überzeugen nicht nur die Fleischer und Schreiner, sondern auch die Friseure und Schüler des Mint-Campus, die einen Roboter vorführen, der von allein einen Zauberwürfel lösen kann. Gutes Angebot schafft auch viel Nachfrage, und so kann Frank Donath auf eine stolze Zahl von 5000 Besucher blicken. "Es ist wichtig, dass wir das machen. Das Handwerk muss wieder mehr überzeugen. Es muss in die Köpfe, dass dieser Sektor der goldene Boden ist und die beste Basis und Voraussetzung für die Zukunft. Letztendlich ist aber am wichtigsten, dass man das macht, was einem Spaß macht, und nicht das, was am meisten Geld bringt", sagt er.

© SZ vom 15.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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