Jetzt sind es vier Bewerber:Krasser Quereinsteiger

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"Parteiengeplänkel hat auf kommunaler Ebene nichts verloren", findet Georg F. Seitz. (Foto: oh)

Georg F. Seitz will Bürgermeister in Petershausen werden und gründet dafür extra eine neue Wählergruppierung: die Überparteiliche Bürgervereinigung

Von petra schafflik, Petershausen

Die politische Landschaft in Petershausen ist um eine weitere Gruppierung reicher. Am Samstag riefen einige Männer und Frauen auf einer Gründungsversammlung im Sportheim die neue Überparteiliche Bürgervereinigung Petershausen (ÜBP) ins Leben. Die Initiative kam von Georg F. Seitz, der bei der Veranstaltung einstimmig als Bürgermeisterkandidat nominiert wurde. Jetzt sind es vier Bewerber, die bei der Kommunalwahl im kommenden März ins Petershausener Rathaus einziehen möchten. Neben Amtsinhaber Marcel Fath (FW) haben Günter Fuchs (CSU) und Jürgen Junghans (FDP) ihren Hut bereits in den Ring geworfen.

Als politisch unbeschriebenes Blatt geht Georg F. Seitz in Rennen. Der 56-Jährige lebt am Kreithof, einem Ortsteil der Gemeinde Jetzendorf kurz hinter der Landkreisgrenze. Der gelernte Landwirt führte lange Jahre neben dem eigenen Hof die Geschäfte eines Sportwagenverleihs. Jetzt tritt er beruflich kürzer und möchte sich politisch engagieren und zwar in Petershausen, wo er sich seit Kindesbeinen stark verwurzelt fühlt. Mit der ÜBP will er sich dafür einsetzen, "dass es wieder aufwärts geht in Petershausen und die Gemeinde von den Schulden runterkommt."

Wer in Bayern Bürgermeister werden möchte, muss zunächst einmal von einer Partei oder Wählervereinigung nominiert werden. Für Georg F. Seitz, der bisher in keiner Gruppierung aktiv ist, hieß das, erst einmal eine gründen. Noch kurz vor Veranstaltungsbeginn am Samstag war er nervös, ob auch genügend Bürger an dem herrlichen Sommerabend den Weg ins Sportheim finden würden. Doch schließlich saßen im Wirtssaal neben einigen interessierten Gästen auch 20 wahlberechtigte Petershausener, die ohne viel Aufhebens per Akklamation die ÜBP ins Leben riefen.

Genauso unaufgeregt und zügig benannten 16 Teilnehmer einstimmig Georg F. Seitz als ÜBP-Kandidaten für das Bürgermeisteramt. Sollte er es auf den Chefsessel im Rathaus schaffen, will Seitz vieles anders machen, wie er erläuterte. "Kommunalpolitik ist Daseinsfürsorge", das habe er auf der bayerischen Verwaltungsschule gelernt, wo er einen Vorbereitungskurs für Bürgermeisterkandidaten absolviert. Aber müssen wichtige Projekte wie der neue Kindergarten oder die Erweiterung der Schule so viel Geld kosten? Diese Frage stellt Seitz. In Vierkirchen sei eine sechsgruppige Kita für 3,4 Millionen Euro fertig gestellt worden, Rohrbach plane für vier Millionen Euro, sagt er. Doch in Petershausen an der Jetzendorfer Straße koste die vergleichbare Einrichtung 6,8 Millionen Euro, mit Grunderwerb, Straße und Erschließung mehr als acht Millionen Euro. Auch grundsätzlich stellt Seitz das Konzept in Frage. Vielleicht ließe sich der Waldkindergarten ausbauen, der ohne festes Gebäude viel preiswerter arbeite, meint er. Oder ein oder zwei Gruppen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb installieren. "Kinder sollen mehr raus in die Natur." Dann hätte ein kleiner, viergruppiger Kindergarten in Kollbach genügt, hingestellt preiswert als Fertigbau.

Seitz hinterfragt weitere Projekte, die aktuell im Bau sind. Die Erweiterung des Park- und-Ride-Parkplatzes hält er für unnötig, die alte Brücke an der Dr.-Hörmann-Straße, die gerade durch einen Neubau ersetzt wird, hätte es aus seiner Sicht noch getan. Auch das von den Petershausenern lange gewünschte Konzept für eine Erholungsfläche auf der Glonninsel beobachtet er mit Skepsis. "Das wird schön, aber braucht es das? Und wenn schon, dann gehört dort ein Naturbad hin, wie in Vierkirchen."

Kritisch sieht Seitz auch die Entwicklung des Baugebiets Rosenstraße. Viel zu dicht werde geplant, das missfalle einigen Grundstückeigentümern und den Anliegern. Sein Motto: Die Grundeigentümer "schnell und locker bauen lassen".

Ein Dorn im Auge bei allen Projekten sind Seitz die enormen Planungskosten. So würde beim Kindergarten die stattliche Summe von 852 000 Euro ausgegeben "für einen Stararchitekten aus München", bei Nachbargemeinden stamme der Entwurf vom "Planer um die Ecke" und koste nur 200 000 Euro, sagt er.

Insgesamt beobachtet er die finanzielle Situation der verschuldeten Gemeinde mit großer Sorge. Während andere Kommunen im Münchner Speckgürtel gut dastünden, sei Petershausen aktuell mit 22 Millionen hoch verschuldet, künftige Projekte ließen diesen Schuldenstand in den kommenden Jahren noch anwachsen. "Da muss konsequent der Rotstift angesetzt werden." Auch das bekanntlich nicht immer sehr harmonische Klima im Gemeinderat, wo er seit Monaten jede Sitzung verfolgt, missfällt Seitz. "Parteiengeplänkel hat auf kommunaler Ebene nichts verloren." Für eine bessere Zusammenarbeit will er sich einsetzen.

Zunächst plant Seitz aber in den kommenden Wochen seine Ideen in einem Wahlprogramm zu formulieren, im Herbst möchte die ÜBP eine Kandidatenliste für den Gemeinderat präsentieren. Bevor die neue Gruppierung aber zur Wahl zugelassen wird, braucht sie 120 Petershausener, die sich im Januar im Rathaus in Unterstützerlisten für die ÜBP eintragen.

© SZ vom 01.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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