Jeder in seinem Tempo:Am Anfang war die Spielgruppe

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Kinderhaus-Leiterin Anna Varga-Schaub (links oben) und Pädagogin Maria Kühnstetter mit einer Gruppe Kinder. (Foto: Toni Heigl)

Das Montessori-Kinderhaus in Dachau feiert 25-jähriges Bestehen. Die Einrichtung erfreut sich wachsender Nachfrage

Von Maximilian Kiessl, Dachau

"Hilf mir, es selbst zu tun. Zeige mir, wie es geht. Tu es nicht für mich. Ich kann und will es alleine tun." Angelehnt an dieses Prinzip der Pädagogin Maria Montessori (1879-1952) dürfen Kinder nun bereits seit 25 Jahren im Montessori Kinderhaus Dachau lernen, spielen und Erfahrungen sammeln. Was anfing als kleines Projekt engagierter Eltern, die sich eine besondere Form der Erziehung für ihre Kinder wünschten, ist heute ein etablierter und gut besuchter Kindergarten mit zwei Regelgruppen von jeweils 25 Kindern - die Gruppen Moosgrün und Himmelblau. Die Kinder werden von drei Jahren an bis zum Schuleintritt betreut. Im Angebot ist auch eine Eltern-Kind-Gruppe für acht bis zehn Kinder im Alter von 18 Monaten bis zweieinhalb Jahren, die sich mit jeweils einem Elternteil wöchentlich einmal im Rhythmikraum treffen. Die Krippengruppe Sonnengelb betreut umfassend zwölf Kinder im Alter von zwei bis drei Jahren.

Seinen Anfang nahm die Geschichte des Kinderhauses in der Landwirtschaftsschule Dachau, wo ursprünglich sechs Elternpaare eine Kinderspielgruppe ins Leben riefen. Aus dieser entstand 1994 ein kleiner Kindergarten für 21 Kinder. "Wir sind damals Vorreiter für diese Pädagogik hier im Landkreis gewesen", erinnert sich Anna Varga-Schaub, Leiterin des Kindergartens und von Anfang an mit dabei. Der Kindergarten war damals noch in der Ligsalzstraße in Dachau-Ost untergebracht.

Da die Nachfrage immer mehr stieg und das Gebäude nicht mehr ausreichte, wurde ein Umzug nötig. 2001 war es soweit, dank eines städtischen Zuschusses und der tatkräftigen Unterstützung durch die Eltern. Seitdem befindet sich das Kinderhaus in der Brucker Straße im Stadtteil Mitterndorf.

Doch was macht das Kinderhaus und das Prinzip Montessori eigentlich aus? Für Anna Varga-Schaub besteht der wichtigste Unterschied zu herkömmlichen Kindergärten im Personal. Die Pädagogen seien speziell ausgebildet und hätten eine individuelle Sicht auf jedes der Kinder, sagt sie. Dadurch könne die Arbeit mit den Montessori-Materialien auf die Bedürfnisse der Kinder ausgerichtet werden. So hat jeder die Möglichkeit in seiner eigenen Geschwindigkeit und den individuellen Fähigkeiten entsprechend zu lernen. Und dabei wird auch die Eigeninitiative gestärkt. "Wir bauen ein Nest für die Kinder", sagt die Leiterin des Kinderhauses. Es sei wichtig, die Kinder in ihrem eigenen Tempo heranwachsen zu lassen und ihnen die Zeit zu geben, die sie benötigen. "Die Kinder können tätig sein, wie sie wollen und werden nicht kleingehalten", betont Anna Varga-Schaub. Diese pädagogischen Prinzipien haben Bestand. Auch der Trägerverein, der im Hintergrund agiert und sich mit den wirtschaftlichen Aufgaben befasst, setzt sich nach wie vor aus Eltern zusammen.

Anna Varga-Schaub bemerkt jedoch eine Veränderung - im Verhalten der Kinder. Die ganze Gesellschaft habe sich verändert, heutzutage seien oftmals beide Elternteile in Vollzeit berufstätig und einer Doppelbelastung ausgesetzt. Dadurch seien die Kinder häufiger müde und erschöpft, und würden teilweise eher in Ruhe gelassen werden wollen.

Die Nachfrage steigt indes weiter an, deshalb erwägt das Kinderhaus, eine zweite Krippengruppe zu eröffnen. Damit einhergehen würde allerdings ein weiterer Umzug, da das Haus dann schlicht zu klein wäre. Doch das sind momentan nur Gedankenspiele, heißt es, konkret geplant ist noch nichts.

© SZ vom 12.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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