Jahresversammlung:Anmaßende Politik

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Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz gehe in die richtige Richtung, sagt Franz Xaver Peteranderl. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Handwerker wollen sich keinen Mindestlohn vorschreiben lassen

- Bei der Jahresversammlung der Kreishandwerker im Schwarzberghof in Dachau herrscht gute Stimmung. Fast zu gut, wenn es nach Metzgermeister Werner Braun geht: "da muss ich ja fast etwas Krawall stiften". Ulrich Dachs, der Kreishandwerksmeister, wird für weitere drei Jahre ins Amt gewählt, sein Stellvertreter wird der Obermeister bei den Bäckern, Hans Wörmann. Einstimmig wird auch der Rechnungsprüfer Christoph Wagner gewählt.

Franz Xaver Peteranderl, der Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern, spricht über die neuesten Entwicklungen im Handwerk. Angesprochen werden auch mögliche Lösungen für den herrschenden Fachkräftemangel. Gerade Bäcker und Metzger suchen händeringend Nachwuchs. Die vorgestellten Gesetzesentwürfe, beispielsweise das Fachkräfteeinwanderungsgesetz, gingen in die richtige Richtung, müssten aber noch bearbeitet werden, so Peteranderl. Sorgen bereitet den Handwerkern vor allem die geplante Grundsteuer und das Fahrverbot für Dieselfahrzeuge in den Innenstädten.

Kritisiert wird die laxe Überprüfung des Meisterzwangs in manchen Handwerksbereichen. Beispielsweise bei den Malern dauere es zum Teil Monate, bis ein nicht autorisierter Betrieb gesperrt wird. Die geplante Verschärfung der Meisterpflicht sieht Klaus Durchdenwald, Obermeister der Maler, deshalb eher kritisch, da es in seinen Augen nichts verändern wird. Peteranderl verspricht, sich für eine stärke Kontrolle einzusetzen.

Am Mindestlohn für Auszubildende scheiden sich die Geister. Benno Huber, Obermeister bei den Schreinern, findet die Entwicklung gut. "Ist doch klar, das auch für Auszubildende Mindestlöhne gezahlt werden müssen", sagt er. Gerade im Großraum München sei sonst der Lebensunterhalt quasi unmöglich. Viele Betriebe sind jedoch mit den Kosten überfordert, gerade weil der Auszubildende meist fast ein Vierteljahr schulbedingt nicht am Arbeitsplatz ist. Einig sind sich alle dabei, dass der Entschluss der Politik "anmaßend" ist. Die Aushandlung des Lohns sei eine Sache der Tarifparteien, nur die hätten auch den Blick für die regionalen Umstände. Die Entscheidung müsse bei den Unternehmen bleiben.

Vielleicht wichtiger beim Werben um Auszubildende als der Lohn erscheint vielen Handwerksbetrieben, die sogenannte Akademisierung zu stoppen. Eltern müssten sich darüber bewusst werden, dass eine Ausbildung eine dem Studium gleichwertige Berufslaufbahn ist.

© SZ vom 29.05.2019 / DAJK - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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