Israel:Haifas Bürgermeister besucht Dachau

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Dachaus Oberbürgermeister Bürgel lädt bei seiner Israel-Reise seinen Kollegen Yona Yahav ein - und bereitet eine Kooperation mit einer Klinik in Rechovot vor.

Helmut Zeller

Die "Hängenden Gärten" sind eine der Attraktionen der isarelischen Hafenstadt Haifa. (Foto: DPA)

- Es bleibt schwierig, aber Dachaus Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) ist dem Ziel einer Städtepartnerschaft mit einer israelischen Kommune einen Schritt näher gekommen. Auf seiner Israel-Reise traf Bürgel in Jerusalem mit dem Bürgermeister von Haifa, Yona Yahav, zusammen. Der Politiker, früherer Abgeordneter der Labor Party in der Knesset, akzeptierte eine Einladung nach Dachau. Haifa, die drittgrößte Stadt Israels, pflegt bereits Partnerschaften mit fünf deutschen Kommunen. Der einflussreiche Bürgermeister könnte aber eine wichtige Rolle als Vermittler für Dachau spielen. Als noch bedeutender bewertet Bürgel den Besuch im Kaplan Medical Center in Rechovot bei Tel Aviv. Das Krankenhaus, eines der modernsten im Land, und die Amperkliniken AG erwägen eine Kooperation. Von ihrem Zustandekommen hängt für Dachau viel ab. Die israelischen Gesprächspartner in Rechovot sehen in einer Kooperation beider Kliniken eine wesentliche Voraussetzung für eine spätere Städtepartnerschaft.

Am 1. Dezember reist, sofern die Gewalteskalation im Nahen Osten das nicht verhindert, eine Dachauer Delegation nach Israel, darunter Oberbürgermeister Peter Bürgel, Krankenhauschef Bernward Schröter, Chefärzte und Landrat Hansjörg Christmann (CSU). Der Landkreis hält 5,1 Prozent der Anteile an der Amperkliniken AG. Vermittelt hatte den Kontakt der Holocaust-Überlebende Abba Naor, Vertreter Israels in der Stiftung Bayerische Gedenkstätten. Bürgel, der vom Israelischen Städte- und Gemeindetag zu einer dreitägigen Konferenz in Jerusalem eingeladen worden war, nutzte die Gelegenheit zu ersten Gesprächen und einer Besichtigung der Klinik. Die 2500 Beschäftigten des Kaplan Centers versorgen jährlich 120 000 Notfallpatienten. Mehr als 55 000 Patienten werden stationär und weitere 250 000 Menschen in anderen Einrichtungen der Großklinik behandelt. Das Lehr-Krankenhaus, das der Hebrew University Jerusalem angegliedert ist, arbeitet medizinisch auf höchstem Standard und verfügt über 40 Zentren, darunter für Herz- und Krebserkrankungen und Trauma-Patienten. Besonders stolz waren Bürgels Gesprächspartner auf die neu errichtete Kinderklinik mit Räumen für Schulunterricht und Küchen für die Eltern. Die Eltern können mit ihren Kindern für die Dauer der Behandlung im Krankenzimmer, die mit Laptops für die Patienten ausgerüstet sind, wohnen. Im Kaplan Center, das etwa 50 Kilometer vom Gazastreifen entfernt liegt, kommen jährlich 6500 Kinder zur Welt. Vor Raketenangriffen der radikal-islamistischen Hamas ist die Kinderklinik durch eine besondere Betonkonstruktion und Stahltüren geschützt.

Peter Bürgel war von dem Besuch sehr beeindruckt und erklärte: "Ich habe ein sehr gutes Gefühl." Er stimmte mit der Generaldirektorin Hadar Givati-Cohen und Moshe Tal vom Freundeskreis der Klinik überein, dass eine Kooperation, unter anderem etwa ein Austausch von Ärzten, zum Vorteil beider Krankenhäuser und ihrer Patienten sei. Darüber hinaus wäre, wie Bürgel und seine Gastgeber erklärten, dieses Projekt ein Beitrag zur Stärkung der deutsch-israelischen Beziehungen. Der Dachauer Oberbürgermeister wäre erfreut, wenn diese Initiative mit dem Namen seiner Stadt verbunden wäre. Die Kooperation mit einer Klinik in Dachau hat im Vorfeld auf israelischer Seite schon Bedenken hervorgerufen. Der Name Dachaus, Standort des ehemaligen Konzentrationslagers, steht weltweit für die Verbrechen der Nationalsozialisten.

Insofern darf es schon als ein Erfolg gelten, dass Bürgel zu der Konferenz der deutsch-israelischen Partnerstädte eingeladen worden ist. Anja Spiller von der israelischen Botschaft in Berlin sicherte Bürgel weiter Unterstützung für seine Aussöhnungspolitik zu. Seinem Auftritt bei der Konferenz wurde allgemein Wohlwollen entgegengebracht. Für Haifa, das Partnerschaften mit Bremen, Mainz, Düsseldorf, Erfurt und Mannheim unterhält, kommt Dachau nicht in Frage. Aber Bürgermeister Yona Yahov könnte der Stadt neue Türen aufschließen - sofern der Kontakt bei seinem Besuch in Dachau vertieft werden kann. Die Vorbereitungen laufen.

© SZ vom 20.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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