Interdisziplinäre Netzwerk:Gebündelte Kompetenz

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CSU-Landtagsabgeordneter Bernhard Seidenath aus Haimhausen. (Foto: Niels P. Joergensen)

In Dachau hat sich eine Genossenschaft gegründet, die Gesundheitsversorgung und Prävention verbessern will. Freistaat und Landkreis fördern das Unterfangen

Von Robert Stocker, Dachau

Wenn ein Hausarzt auf dem Land seine Praxis schließt, wird es immer schwieriger einen Nachfolger für ihn zu finden. Und Fachärzte gibt es im Hinterland ohnehin zu wenig, während Dachau etwa mit Kinderärzten überversorgt ist. Um diese Probleme will sich jetzt eine Genossenschaft kümmern, die sich die Gesundheitsversorgung im Landkreis auf die Fahnen geschrieben hat. Die Genossenschaft will ein Netzwerk von Mitgliedern gründen, die in verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens beschäftigt sind. Ziel ist der Aufbau einer Gesundheitsregion Plus, die vom Freistaat gefördert wird. Der Verbund will die Gesundheitsversorgung, die Prävention und die Förderung der Gesundheit verbessern.

Der gemeinnützigen Genossenschaft gehören unter anderen der Awo-Kreisverband, das Dachauer Helios Amper Klinikum, der Gesundheitsverbund Dachauer Land eG sowie Hausärzte, Apotheker oder Hebammen an. "Die Vernetzung ist ein Gebot der Stunde", betont der CSU-Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath, der auch stellvertretender Vorsitzender des Gesundheits- und Pflegeausschusses des Landtags ist. Seidenath hat die Gründung der Genossenschaft auf den Weg gebracht. Sie soll das vom bayerischen Gesundheitsministerium festgelegte Konzept für die Gesundheitsregion Plus umsetzen. Der Freistaat fördert den Betrieb einer Geschäftsstelle mit maximal 50 000 Euro pro Jahr. Die Geschäftsstelle übernimmt alle operativen Aufgaben. Hauptamtlicher Geschäftsführer ist der ehemalige BR-Redakteur Werner Buchberger, der das Ressort Gesundheit leitete und mit Marianne Koch die Sendung "Das Gesundheitsgespräch" moderierte. Buchberger ist auch Vizepräsident der Bayerischen Krebsgesellschaft und verfügt im Gesundheitsbereich über viele Kontakte. Er hat besonders die fachärztliche Versorgung im Landkreis im Blick. Ehrenamtlicher Geschäftsführer ist der Mediziner Georg Graf von Hundt. Als Aufsichtsratsvorsitzender der Genossenschaft fungiert der Dachauer Apotheker Max Lernbecher. Er gehört dem Vorstand des bayerischen Apothekerverbands an und ist Sprecher der Apotheker im Landkreis. Wie Hundt arbeitet er ehrenamtlich für die Genossenschaft. "Man muss rechtzeitig wissen, wenn ein Hausarzt aufhört, um seine Nachfolge vorzubereiten", sagt Lernbecher zum Thema Ärzteversorgung. "Ein Einzelkämpfer kann das so nicht leisten." Im Verbund gehe das leichter. Die 14 Mitglieder des Aufsichtsrats arbeiten ehrenamtlich, während der hauptamtliche Geschäftsleiter ein Gehalt bezieht.

Zum Konzept der Gesundheitsregion Plus gehört auch die Gründung eines Gesundheitsforums. In dem Gremium sollen alle wichtigen Vertreter des lokalen Gesundheitswesens vertreten sein. Sie behandeln die Themen Gesundheitsförderung und Gesundheitsversorgung. Zudem soll es Arbeitsgruppen geben, die passgenaue Maßnahmen zu den Bereichen Gesundheitsförderung und Prävention und Gesundheitsversorgung entwickeln. Auch der Landkreis sitzt mit im Boot. Der Kreisausschuss befürwortete jetzt einstimmig den Antrag der Genossenschaft, beim Freistaat eine Förderung zu beantragen. Denn die Fördermittel erhält nur ein Landkreis oder eine kreisfreie Stadt, die den Zuschuss dann an die Genossenschaft weitergeben. Voraussetzung für die staatliche Förderung ist, dass sich auch der Landkreis mit einem Zuschuss von mindestens 20 Prozent beteiligt. Der Kreisausschuss beschloss, dieser Forderung nachzukommen. Vorgesehen ist ein Zuschuss von maximal 20 000 Euro pro Jahr. Außerdem müssen Landkreis und Genossenschaft jährlich einen Aktionsplan mit Maßnahmen präsentieren.

"Als Ehrenamtliche sind wir an die Grenzen der Vernetzung gestoßen", sagte Aufsichtsratsvorsitzender Lernbecher im Kreisausschuss. "Mit der Gesundheitsregion Plus haben wir die Chance, die Angebote auch interdisziplinär zu bündeln." Die Ernährungsberatung und der Gesundheitsschutz hätten in anderen Regionen Erfolge gezeigt. Laut Geschäftsführer Werner Buchberger gibt es in Bayern mittlerweile 33 Gesundheitsregionen. Der Landkreis Cham etwa habe einen "Gesundheitsbotschafter" installiert, der den Menschen näher bringt, was zu einem gesunden Leben gehört. Auch das Gesundheitsamt unterstützt das Projekt. "Wir haben schon zu wenig Personal für die Pflichtaufgaben", sagte Leiter Hans Bergemann. Deshalb findet er es gut, dass sich das Netzwerk um so wichtige Themen wie Prävention und Versorgungsstruktur kümmert. Kreisrätin Marese Hoffmann (Bündnis 90/Die Grünen) hält interdisziplinäre Maßnahmen für besonders wichtig. "Wenn das funktioniert, wäre das ein Glücksfall für den Landkreis." Außerdem komme im Gesundheitswesen das Geld oft nicht an der richtigen Stelle an.

© SZ vom 05.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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