Integration von Flüchtlingen in Markt Indersdorf:Helfer gesucht

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Ankunft der Asylbewerber in Markt Indersdorf: Eine Mutter mit ihrem Kind zieht in die Tennishalle ein. (Foto: Toni Heigl)

Der Asylkreis Markt Indersdorf feiert sein 250. Treffen. Im Zuge dessen ziehen die Ehrenamtlichen Bilanz. Unter anderem haben sie 41 Menschen in Arbeit gebracht. Doch die Aktiven wünschen sich mehr Unterstützung

Von Christiane Bracht, Markt Indersdorf

Vor sechs Jahren kamen die ersten Asylbewerber nach Markt Indersdorf. Es waren 27, die in der Tennishalle einquartiert wurden. Sofort fanden sich einige Bürger, die bereit waren zu helfen. Sie gründeten den Asyl-Helferkreis Indersdorf, der sich seither regelmäßig trifft, die ersten fünf Jahre nahezu wöchentlich, seit einem Jahr nur noch im 14-tägigen Turnus. Jetzt haben die freiwilligen Helfer ihr 250. Treffens gefeiert. Georg Weigl, einer der drei Koordinatoren, blickte zurück, warb zugleich aber auch um neue Helfer.

Derzeit leben 67 Flüchtlinge in Markt Indersdorf: 52 Männer, zehn Frauen und fünf Kinder. Es werden jedoch bald mehr. Das Landratsamt hat Neuzuweisungen angekündigt, so Weigl. Die meisten haben einen Paten oder eine Patin, die sich um die Dinge des alltäglichen Lebens kümmern. Also Hausaufgabenbetreuung für die Auszubildenden, Einzelunterricht zur Verbesserung der Sprache, damit sie sich im Beruf leichter tun, aber auch Unterstützung bei Behördengängen oder bei der Wohnungssuche. Diese Patenschaften haben sich als sehr effektiv erwiesen, so Weigl.

Doch die Helfer haben gemerkt, dass die Aufgaben immer vielfältiger und umfangreicher werden, deshalb wünschen sie sich Unterstützung von mehr Freiwilligen. Der Helferkreis hat mit 20 sehr engagierten Indersdorfern angefangen. Inzwischen gibt es 20 weitere, auf welche die Aktiven bei Einzelaufgaben zurückgreifen können. Außerdem gibt es immer mal wieder einen Wechsel unter den Helfern. Zu den regelmäßigen Treffen kommen jedoch durchschnittlich nur noch zehn Freiwillige. Dennoch haben sich laut Weigl die Treffen als gut erwiesen. Dort wird Aktuelles besprochen. Im gemeinsamen Gespräch entwickeln sich oft neue Ideen, die dann zur Lösung bestimmter Probleme beitragen. Diese Arbeitsweise hat wohl auch dazu geführt, dass auch nach sechs Jahren die meisten Helfer noch immer Freude an ihrer Aufgabe haben, so der Koordinator. Denn die Betreuung ist sehr zeitaufwendig und zuweilen auch anstrengend.

Aber die Helfer unternehmen auch gelegentlich etwas mit den Flüchtlingen, um sie in den Ort zu integrieren. Beim Glonntalfestival kochten sie afrikanisch. Außerdem gab es einen gemeinsamen Adventskaffee. Einige Flüchtlinge haben beim Imkerverein einen Kurs gemacht. Im Gymnasium nahmen sie am Robotik-Projekt teil. Einige bauten unter Anleitung einen Solarkoffer. Ebenso aktiv waren die Asylbewerber beim Krippenbau, Nähen oder Malen. Höhepunkte waren neben einem Fußballturnier, ein gemeinsamer Besuch beim Circus Krone und beim Hoftheater in Bergkirchen mit anschließendem Abendessen. Einige Helfer besuchten zudem den Asylgipfel Oberbayern, denn es ist wichtig, gut vernetzt zu sein. Außerdem fördert dies die Kommunikation unter den Helfergruppen.

Zu dem Jubiläumstreffen brachte Weigl auch einige überraschende Zahlen mit. So leben 38 Flüchtlinge in Containern an der Rieder Straße. Neun davon sind bereits anerkannt. Sie könnten in eine eigene Wohnung ziehen, doch es ist sehr schwierig, auf dem Markt eine Bleibe zu finden. Unter ihnen ist auch eine fünfköpfige somalische Familie mit drei kleinen Kindern. Außerdem gehören vier junge berufstätige Männer zu den sogenannten Fehlbelegern, die kein Zimmer oder eine Wohnung anderswo finden. Die Helfer suchen intensiv mit den betreffenden Flüchtlingen. Wer etwas weiß, wird gebeten sich bei Georg Weigl zu melden.

24 Flüchtlinge haben es in Markt Indersdorf bereits geschafft, eine eigene Wohnung zu bekommen. Und fünf nigerianische Männer teilen sich eine Wohnung an der Rothbachstraße, die ihnen zugeteilt wurde.

33 Asylbewerber haben noch kein Bleiberecht in Deutschland. Manche sind schon seit sechs Jahren in Markt Indersdorf. Sieben Männer haben sogar ein Arbeitsverbot, teilweise seit 2015. Es sind Senegalesen oder Leute, die wohl abgeschoben werden sollen. Dazu fehlen jedoch die nötigen Identitätspapiere. 34 Flüchtlinge dürfen vorerst bleiben.

41 Flüchtlinge haben einen sozialversicherungspflichtigen Job, davon arbeiten fünf in Teilzeit und sieben machen eine Ausbildung. In den vergangenen Tagen haben zwei Männer ihre Ausbildung zum Bäcker beziehungsweise Maurer begonnen. Für diese beiden sucht der Helferkreis noch nach Unterstützern. Selbst wer nur einmal in der Woche helfen kann, ist willkommen. Ein weiterer wartet gerade auf die Arbeitsgenehmigung vom Landratsamt. Ein anderer geht gerade in die Integrationsklasse in der Berufsschule. Einer studiert sogar.

Zehn Flüchtlinge können nicht arbeiten, weil es Kleinkinder sind, Mütter, alte oder kranke Menschen. Zehn Personen bekommen noch Asylleistungen vom Landratsamt, darunter sind auch die sieben, die nicht arbeiten dürfen. Zwei Familien und ein Flüchtling erhalten Geld vom Jobcenter.

© SZ vom 04.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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