Giftstoff-Alarm an der Grundschule Dachau-Ost: Die Stadt Dachau hat die Turnhalle an der Anton-Günther-Straße vorsorglich gesperrt, um Kinder und Jugendliche vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu schützen. Grund für die Maßnahme sind die erhöhten PCB-Werte in der Hallenluft. Diese hatte die Stadt im Zuge der geplanten Erweiterung der Grundschule festgestellt. Seit Dienstag vergangener Woche ist die Halle geschlossen. An diesem Dienstag findet eine Informationsveranstaltung für Eltern und Lehrkräfte statt.
Die Abkürzung PCB steht für polychlorierte Biphenyle. Die Stoffe befinden sich in der Atmosphäre, den Boden oder Gewässern. Sie können Krebs auslösen oder stehen im Verdacht, unfruchtbar zu machen. In Gebäuden, die in den sechziger und siebziger Jahren entstanden, misst man immer wieder eine erhöhte PCB-Belastung in der Luft. Auch in der Mittelschule Dachau Süd wurden zu hohe PCB-Werte festgestellt. Für die Zeit der Generalsanierung sind Schüler und Lehrer in die Ludwig-Thoma-Schule umgezogen.
Eine Raumluftkonzentration von weniger als 300 Nanogramm PCB pro Kubikmeter gilt als langfristig unbedenklich. Während die Luft in den Klassenzimmern an der Anton-Günther-Straße rein ist, haben Mitarbeiter der Stadt Dachau in der Turnhalle 675 Nanogramm PCB in einem Kubikmeter Luft gemessen. Zwar liegen die Werte damit deutlich unter dem "Interventionswert" von 3000 Nanogramm pro Kubikmeter, bei dem eine akute Gesundheitsgefahr besteht. Dennoch ist die Halle bis auf Weiteres gesperrt. Der Leiter des städtischen Amtes für Schule und Soziales, Markus Haberl, sagt: "Die Stadt agiert hier sehr vorsichtig." Man könne sich sehr lange ohne Bedenken in der Halle aufhalten. Trotzdem wolle man die Werte auf unterhalb von 300 Nanogramm pro Kubikmeter drücken, bevor man das Gebäude wieder frei gebe. Die Quelle der PCB-Belastung sei die Dehnungsfuge in der Hallenwand. "Wir versuchen jetzt, drüber zu lackieren." Ob das hilft und wie lange die Halle noch geschlossen bleibt, könne er momentan nicht sagen, so Haberl.
"Wenn es regnet, haben wir ein Problem"
Schüler und Lehrer der Grund- und der Mittelschule, die das Gebäude ebenfalls nutzt, müssen improvisieren. Sie müssen im Freien sporteln. "Wenn es regnet, haben wir ein Problem", sagt Grundschulleiterin Andrea Noha. Außerdem fehle der Einrichtung nun ein Veranstaltungsort. "Wir haben keine Aula." Bisher seien die Viertklässler immer in der Turnhalle am Schuljahresende verabschiedet worden.
Noch härter trifft es die Mittelschule. Dort stehen am Schuljahresende die Quali-Prüfungen in Sport an. Direktorin Renate Polansky hat kurzerhand Ausweichmöglichkeiten organisiert. Sie hat die Halle der Ludwig-Thoma-Schule für einen Tag angemietet. Dort sollen die Prüfungen für Basketball und eventuell Volleyball stattfinden. Die Fußballer können ihre Können auf einem Platz an der Fünfkirchner Straße beweisen. "Wir müssen jetzt flexibel sein und das nutzen, was wir haben", sagt Polansky. Mitte Juli wollten Kinder und Jugendliche der Mittelschule ein Musical in der Halle aufführen. Auch die Abschlussfeier der Absolventen hätte dort über die Bühne gehen sollen. Diese beiden Veranstaltungen verlege man die Aula, sagt Polansky. Das werde zwar eng. "Aber das ist dann halt so." Wie Noha erhofft sich Polansky neue Erkenntnisse von der Informationsveranstaltung der Stadt.
Die Stadt informiert Eltern und Lehrkräfte in der Mensa der Mittelschule Ost über mögliche Sanierungsmaßnahmen. Ein Mitarbeiter des Gesundheitsamtes ordnet die Messwerte aus gesundheitlicher Sicht ein. Beginn um 19.30 Uhr.