In Karlsfeld:Gerissene Quacksalber

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Junge Mitglieder der Muckerlbühne zeigen im Stück "Der Medicus vom Orient" ihr schauspielerisches Talent

Von Richard Möllers, Karlsfeld

Schauspielerisches Talent, Witz und Humor beweisen junge Darsteller der Karlsfelder Muckerl-Bühne in dem Stück "Der Medicus vom Orient" von Toni Feller. Der Zweiakter ist eine gelungene Mischung aus lustigen, aber auch dramatischen und aktionsreichen Szenen. Der Medicus (Rebecca Lang, 15) zieht mit seinen Komplizen Josephine (Leonita Zejnulfaku, 14) und dem Lockvogel Leopold (Emelie Kalwa, 14) durch das Land. Die drei Schwindler verdienen gutes Geld damit, den Landsleuten verschiedene Salben, Tropfen und andere Medizin anzudrehen. Durch ihre geschickten Tricksereien gaukeln sie dem Volk vor, die Medizin helfe gegen Hämorriden, Zahnweh oder sonstige im Mittelalter verbreitete Krankheiten. Die Sprechstunden finden auf dem Markplatz statt. Im Sammelsurium der Heilmittel gibt es auch ein großes, schwarzes Wundertuch, das der Medicus angeblich von einem Scheich aus dem Orient bekommen hat. Durch die vermeintliche Heilkraft des Tuches bekommt sogar ein armer Landsknecht seinen im Kampf verlorenen Arm zurück und eine hässliche, alte Hexe wird plötzlich zur Schönheit.

Aufgeregt waren die Jungschauspieler der Muckerl Bühne Dachau. Aber als sie dann auf die Bühne im Gartlerstüberl in der Kufsteiner Straße in Karlsfeld auftraten, lief alles wie am Schnürchen. (Foto: Niels P. Jörgensen)

So wird auch das Fürstenpaar Hohenzinken auf die Wunderheiler aufmerksam. Fürstin Sieglinde will sich ihre überaus lange, hässliche Nase in ein formschönes Riechorgan verwandeln lassen. Das Geschäft läuft so lange gut, bis der König mit einer Nachricht das Fürstenpaar Hohenzinken über die Schwindeleien der angeblichen Wunderheiler aufklärt. Die anschließende Hinrichtung scheint unausweichlichzu sein, wäre da nicht noch der Lockvogel Leopold, der im wahrsten Sinn des Wortes ganz besonders gut schauspielern kann und so das Unglück in letzter Sekunde verhindert.

Die jungen Schauspieler sind Talente. Die Muckerl Bühne präsentierte den Medicus vom Orient. (Foto: Niels P. Joergensen)

Seit Dezember haben die Darsteller, die zwischen zehn und 56 Jahren alt sind, das Stück geprobt. "Dabei war eigentlich der Sommernachtstraum von Shakespeare geplant, doch dessen Umsetzung war dann doch zu umfangreich", meint Rudi Siegl, der seit 30 Jahren Vorstand der Schauspielergruppe ist. Für ihn gehört auch spontanes Improvisieren auf der Bühne zu einem guten Schauspieler. Er freut sich jetzt schon wieder auf das alljährlich stattfindende Krimidinner im Januar, das immer ausverkauft ist. Was kann man denn durch das Schauspielern für den Alltag lernen? "Man entwickelt mehr Selbstbewusstsein und lernt, immer laut und deutlich zu sprechen. Das kann zum Beispiel für Bewerbungsgespräche hilfreich sein", meint die 14-jährige Emelie. "Außerdem bekommt man mehr Empathievermögen, wenn man ständig in neue Rollen schlüpft", fügt ihre Freundin Leonita an. Für Rebecca geht es auch schlicht darum, dem langweiligen Schulleben hin und wieder zu entkommen. Das Karlsfelder Trio hat zusätzlich zu den Hauptrollen auch noch die Regie übernommen. Besonders witzig wird es, wenn die Schauspieler eine Brücke zwischen Mittelalter und Moderne schlagen. Beispielsweise wird der Ritter, der wegen einer Zahnoperation noch in der Narkose liegt, kurzerhand mit dem AC/DC-Klassiker "Highway To Hell" aufgeweckt, was zu einigen Lachern im Publikum führte. Mit der Debatte um die Wirkung von Alternativmedizin wie homöopathischen Arzneimitteln und der Rolle des Placeboeffekts knüpft das Stück auch einen aktuellen Bezug zur heutigen Zeit.

Auch dem elfjährigen Shahrokh, der mit Onkel und Tante einen Ausflug macht, gefällt es sehr gut. Er war auch letztes Jahr schon bei der Vorstellung von Robin Hood unter den Zuschauern und könnte sich durchaus vorstellen, selbst einmal auf der Bühne zu stehen.

© SZ vom 24.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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