In einer Zeit der Umbrüche:Stabswechsel im Schulamt

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Der ehemalige Leiter der Grund- und Mittelschule Bergkirchen, Albert Sikora, tritt die Nachfolge von Agnes Brunner an. Auf den 52-Jährigen warten viele Aufgaben - von der Digitalisierung über Inklusion bis hin zur Ganztagsschule

Von Petra Schafflik, Dachau

Damit alles rund läuft an den 33 Grund- und Mittelschulen im Landkreis, an denen 850 Pädagogen 8500 Schülerinnen und Schüler unterrichten, braucht es natürlich Koordination und auch eine gewisse Bürokratie. "Aber man muss sehen, dass einen die Verwaltung nicht zu sehr in Beschlag nimmt", sagt Albert Sikora, der jetzt die Leitung des Dachauer Schulamts übernommen hat. "Denn am wichtigsten sind Kontakt und Kommunikation mit den Menschen."

Agnes Brunner wird in den Ruhestand verabschiedet. (Foto: Toni Heigl)

Der 52-jährige Sikora war bereits 2016 von der Grund- und Mittelschule Bergkirchen als Schulrat in die Behörde gewechselt. Dort tritt er nun als Leiter die Nachfolge von Agnes Brunner an, die in den Ruhestand verabschiedet wurde. An der Spitze des Schulamts sieht sich Sikora mit vielfachen Herausforderungen konfrontiert.

Ein wichtiges Thema, das aktuell auch die Grund- und Mittelschulen beschäftigt, ist die Digitalisierung. Das geht los beim neuen Unterrichtsfach Informatik, das bereits im kommenden Schuljahr in den fünften Klassen eingeführt wird. Parallel gilt es, in den Schulhäusern die materielle Ausstattung vom Glasfaseranschluss bis zur Dokumentenkamera aufzustocken. Bisher gebe es unterschiedliche Standards, je nachdem, wie viel an den einzelnen Standorten von den als Sachaufwandsträger zuständigen Gemeinden schon investiert wurde. Ziel ist nun eine Vereinheitlichung. "Wir wollen den gesamten Landkreis auf ein Niveau bringen." Als medieninformationstechnischer Berater unterstützt Experte Tobias Frischholz die Schulen, die sich zusammentun, um die Digitalisierung gemeinsam zu stemmen. Nachdem für die Finanzierung mit dem Digitalpakt jetzt Bund und Freistaat aufkommen, kann überall investiert werden, "unabhängig davon, ob eine Gemeinde sich das leisten kann." Bei aller Begeisterung für die neuen digitalen Möglichkeiten: "Die Person, die im Klassenzimmer steht, der Lehrer oder die Lehrerin, bleibt enorm wichtig", weiß der erfahrene Pädagoge Sikora. Für die Schulen gestalte es sich daher als Herausforderung, "den Wandel mitzugehen und gleichzeitig weiterhin allen Schülern den wichtigen emotionalen Halt zu geben". Neben dieser menschlichen Komponente geraten auch die grundlegenden Fähigkeiten wieder stärker in den Fokus. "Lesen, Schreiben, Rechnen - für diese Basiskompetenzen müssen wir uns Zeit nehmen." Parallel will Sikora die Schüler der Grund- und Mittelschulen noch enger an die naturwissenschaftlichen Fächer heranbringen. Der Leiter des Schulamts möchte, dass der Mint-Campus intensiver genutzt wird, zwei Standorte an Schulen zusätzlich entstehen, wo Schüler unter Anleitung von Fachkräften Experimente durchführen. Gerade weil Grund- und Mittelschullehrer oft selbst keine Naturwissenschaft studiert hätten, soll die Kooperation mit externen Experten "ausgebaut und breiter aufgestellt werden".

Wie schon seine Vorgängerin wird Sikora das Thema Ganztagsschule beschäftigen. Denn an den Mittelschulen hat sich der offene Ganztag als Kombination von klassischem Vormittagsunterrichts mit nachmittäglichem Betreuungsangeboten institutionalisiert. Doch bei den Grundschulen "ist viel im Fluss". Parallel gibt es vielfach Hort und Mittagsbetreuung, der an den Mittelschulen erfolgreiche offene Ganztag, jetzt auch für jüngere Schüler rechtlich möglich, könnte dazukommen. Die klassische Ganztagsklasse, in der sich Unterricht, Üben, Spiel und Sport über den Tag abwechseln, "wird an den Grundschulen nicht so gut angenommen, wie gedacht", sagt Sikora, der bereits als Schulleiter in Bergkirchen erlebte, dass es für diese besondere Schulform oft nicht genügend Interesse der Eltern gibt. Doch an den großen Schulen in Karlsfeld, Dachau-Augustenfeld und Petershausen werden Ganztagsklassen entstehen, sobald dort die aktuell laufenden oder geplanten Schulerweiterungen oder Neubauten fertig sind.

Albert Sikora übernimmt einen Posten mit großer Verantwortung. Künftig ist er für 33 Schulen, 850 Lehrer und 8500 Schüler zuständig. (Foto: Toni Heigl)

Als wichtiges Aufgabenfeld sieht Sikora das Thema Inklusion, das die Pädagogen vor große Herausforderungen stellt. Gerade an den Grundschulen sitzen in den Klassen Schüler mit enorm unterschiedlichen Voraussetzungen, nicht selten werde ein Unterrichtsthema in siebenfacher Differenzierung aufbereitet, um allen Mädchen und Buben gerecht zu werden. "Die Lehrer brauchen da professionelle Unterstützung", sagt Sikora. Fortbildungen seien wichtig, doch brauche es auch eine Aufstockung der personellen Ressourcen.

Alle Veränderungen an den Schulen können nur gelingen, wenn engagierte Lehrer in den Klassen stehen. Nicht selbstverständlich. Zum einen gibt es an den Kreisschulen eine hohe Fluktuation, weil viele Pädagogen nicht aus Oberbayern stammen und nach einigen Jahren im Landkreis in die Heimat zurückkehren wollen. Gleichzeitig ergreifen grundsätzlich zu wenige junge Menschen den Lehrerberuf, "vor allem Grundschulpädagogen fehlen."

© SZ vom 13.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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