In die Flucht geschlagen:Exhibitionist verurteilt

Lesezeit: 2 min

62-Jähriger entblößt sich am See in Obergrashof vor zwei Mädchen

Von Benjamin Emonts, Dachau

Der 62-jährige Angeklagte vor dem Amtsgericht Dachau hat sich in der Vergangenheit vor allem als ungeeigneter Autofahrer erwiesen. Zwischen 1993 und 2015 hat der Dachauer insgesamt acht Vorstrafen gesammelt - wegen Fahrens ohne Führerschein, Straßenverkehrsgefährdung, Unfallflucht, Trunkenheit am Steuer, Körperverletzung oder Besitz von Betäubungsmitteln. Nun aber wirft ihm die Staatsanwaltschaft eine völlig anders gelagerte Tat vor. Der verheiratete Mann soll sich an einem Baggersee in Obergrashof vor zwei minderjährigen Mädchen entblößt und selbst befriedigt haben. Er muss sich vor dem Amtsgericht Dachau nun wegen exhibitionistischer Handlungen verantworten.

Der Fall hatte sich bereits im Juli 2014 ereignet. Der Angeklagte war an dem heißen Sommertag gerade von einem Aufenthalt in seinem Heimatland Slowenien zurückgekehrt, als er auf die Idee kam, sich in dem Baggersee ein wenig aufzufrischen. Er ging dafür in eine kleine, versteckte Bucht, in der sich zwei junge Frauen gerade ins Wasser begaben. Nach der Version des Angeklagten passierte danach nichts Schlimmes. "Ich habe meine Hose ausgezogen und wollte ins Wasser springen", erzählt er. Als die Mädchen ihn dann nackt sahen, hätten sie hysterisch geschrien. Deshalb sei er geflüchtet. "Ich hatte Panik." Die Darstellung der zwei jungen Frauen aus Dachau, die damals 15 und 16 Jahre alt waren, sieht allerdings ganz anders aus. Sie schildern, dass der Mann an seinem erigierten Glied manipuliert und dabei gestöhnt und zu ihnen geblickt habe. Die Mädchen schrien und forderten ihn auf, sofort damit aufzuhören. Der Mann aber ließ sich nicht abbringen. Erst als die Mädchen aus dem Wasser kamen und ihre Smartphones aus ihren Rucksäcken hervorholten, rannte er davon.

Doch die Mädchen verfolgten ihn und trafen auf dem Weg auf drei Freunde, denen sie von dem Vorfall erzählten. Die jungen Männer sprinteten dem Mann sofort hinterher und kamen gerade noch rechtzeitig, um dessen Nummernschild zu notieren. Die alarmierte Polizei fuhr keine Stunde später vor dem Anwesen des Mannes vor, wie ein Beamter dem Gericht schildert. Nach mehrmaligem Klingeln und Klopfen öffnete der Mann die Tür.

Auf dem verschwitzten Oberkörper des Mannes erkannten die Beamten unzählige feine Kratzspuren, die er sich bei seiner Flucht durch das Gestrüpp zugezogen haben musste. Der Angeklagte schien getrunken zu haben. Auf der Dachauer Wache wurden ihm Blut und eine DNA-Probe entnommen. Der Alkoholtest ergab 1,2 Promille.

Die Version des Angeklagten, der ohne Anwalt erschienen ist, bezeichnet Amtsrichter Tobias Bauer als "völlig unglaubwürdig". "Ich habe nicht die leisesten Zweifel, dass es so geschehen ist, wie die Zeuginnen vorgetragen haben. Sie haben masturbiert mit der Intention, dass die beiden jungen Mädchen das sehen. Und Sie waren dabei sexuell erregt", sagt der Richter. Er verurteilt den 62-Jährigen wegen exhibitionistischer Handlungen in zwei tateinheitlichen Fällen zu einer Bewährungsstrafe von sechs Monaten. Außerdem muss der arbeitslose Mann nun innerhalb eines Jahres 100 Sozialstunden bei der Brücke Dachau ableisten.

Die heute volljährigen Mädchen haben den Vorfall überwunden, wie sie sagen. Den Baggersee in Obergrashof aber meiden sie seither. "Das ist schon ein echt komisches Gefühl, wenn man hier vorbeifährt", sagt eine der jungen Frauen.

© SZ vom 12.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: