In der Versöhnungskirche:Das Leben danach

Lesezeit: 1 min

Theaterstück erinnert an Hanna Mandel

Seit einigen Jahren beschäftigt sich die Forschung mit dem Leben der jüdischen NS-Opfer nach dem Holocaust: Auch wenn es vielen gelang, nach Kriegsende eine Familie zu gründen und beruflichen Erfolg zu erzielen - das Leben danach blieb im Schatten von Auschwitz.

Ein Theaterstück beschäftigt sich mit diesem Thema: Am Donnerstag, 13. Juli, zeigt die evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau (Zugang durch des Hof des Klosters Karmel, Alte Römerstraße 91) das Stück "Ich lebe doch noch!" - Die wahre Geschichte von Hanna Mandel und ihrem Leben nach Auschwitz.

Eine Frau spricht über ihre Kindheit, über ihre sieben Geschwister. Besonders die jüngste Schwester liebt sie sehr. Aber dann verliert Hanna Mandel, 1927 in Rumänien geboren und in Ungarn aufgewachsen, ihre gesamte Familie in Auschwitz. Sie selbst überlebt mehrere Konzentrationslager. Aber nach der Befreiung hört das Grauen nicht auf. Hanna steht im Theaterstück einer unbekannten Frau gegenüber und erzählt mit unverblümter Ehrlichkeit von ihren Gefühlen: Als sie im KZ Salzwedel von den Amerikanern befreit wird, will Hanna ein deutsches Kind töten als Rache für ihre kleine Schwester, die von den Nazis ermordet wurde. In dieser Schilderung stecken die widerstrebenden Gefühle von Hanna. Wut, Trauer, Vergeltung, Unglaube und Gerechtigkeitssinn überlagern und wechseln sich ab. Nach und nach beginnt Hanna ihr Leben zu ändern. Sie hinterfragt ihren religiösen Mann, die Rolle der Frau in der Gesellschaft und führt schließlich ein selbstbestimmtes Leben. Und als sie im Fernsehen eine Gedenkfeier für die Holocaust-Opfer sieht, sagt Hanna: "Aber ich lebe doch noch!" Denn als Überlebende mit all ihren Traumata fühlt sie sich vergessen.

Das Theaterstück von Heiko Ostendorf basiert auf dem Buch "Beim Gehen entsteht der Weg" des Theologen Norbert Reck, der bei der Aufführung anwesend sein wird. Als Ehrengäste kommen Kinder und Enkelkinder von Hanna Mandel. Das Gastspiel vom "theater odos" aus Münster erinnert an Hanna Mandel, die vor 90 Jahren geboren wurde und 2003 in München starb. Eintritt ist frei.

© SZ vom 08.07.2017 / hz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: