Im Sozialkundeunterricht wird eine Idee geboren:Ein Zeichen gegen Rassismus

Lesezeit: 2 min

Den Titel "Schule ohne Rassismus" sehen die Schüler der Karlsfelder FOS als eine Verpflichtung. (Foto: Privat/oh)

90 Schüler der Fachoberschule Karlsfeld wollen Zivilcourage zeigen und treten gegen Ausgrenzung auf

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Als Zeichen für Vielfalt und gegen Ausgrenzung haben 90 Fachoberschüler in Karlsfeld am Freitag bunte Heliumballons steigen lassen. Sie wollen, dass ihre FOS eine "Schule ohne Rassismus" wird. Per Unterschrift hatten sie sich deshalb zuvor dazu verpflichtet, Zivilcourage zu zeigen, wann immer es nötig ist. "Die Idee kam von den Schülern der zwölften Klasse, als wir über Artikel eins des Grundgesetzes gesprochen haben", erinnert sich Peter Hackl, der Sozialkundelehrer der FOS. "Wär doch cool", sagten die 17- bis 24-Jährigen. Sie informierten sich und motivierten die Elftklässler, das Vorhaben umzusetzen. Während des gesamten Schuljahrs hat die Schüler das Thema nun begleitet, am Freitag bekam die FOS die entsprechende Urkunde. "Aber sie ist keine Auszeichnung dafür, dass wir etwas geleistet haben, sie ist eher eine Verpflichtung", erklärt Hackl. Hält die Schule sie nicht ein, wird ihr der Titel wieder aberkannt.

"Wir haben uns Gedanken gemacht, was Rassismus ist, dass es Ausgrenzung wegen Hautfarbe und Religion geben kann. Dann sind die Schüler langsam darauf gekommen, dass auch im Alltag, an der Schule Diskriminierung stattfindet. Bei kleinen Dingen, etwa einem Kommentar zur schlechten Leistung eines anderen oder wenn man sich über den Musikgeschmack oder die Kleider eines anderen lustig macht", berichtet Hackl. Das habe viele nachdenklich gestimmt. Und dann überlegten sie, wie langweilig und monoton ein Leben ohne Vielfalt wäre. Abwechslung ist wichtig, sagten sie und drehten schließlich einen Imagefilm, der bei der Verleihung der Urkunde gezeigt wurde. Jeder Schüler durfte in seiner Muttersprache sagen: "Nein zu Rassismus" oder "Ich bin gegen Rassismus". In zehn oder 15 Sprachen ist das "Nein" nun festgehalten, nicht nur auf Arabisch, Englisch oder Französisch, auch in Chinesisch, Bulgarisch, Litauisch und bayerisch.

Als Paten konnten die Karlsfelder Fachoberschüler den Moderator der Disney-Sendung "Art-Attack", Benedikt Weber, gewinnen. Bei der Vergabe des Titels am Freitag erinnerte er die Schüler daran: Wer andere ausgrenzt, macht sich nicht besser, sondern schlechter. Seine unkomplizierte und offene Art kam gut an. Beim Projekttag, der demnächst stattfinden soll, wird Weber ebenfalls kommen. Dann können die Schüler wieder viele Selfies mit ihm machen. Eingeladen wird auch ein Polizist, der die jungen Leute darüber aufklären soll, wie man Zivilcourage zeigen kann.

Außerdem soll im ganzen Gebäude an die "Schule ohne Rassismus" erinnert werden. Zur Verleihung haben die Schüler bereits kleine Boote gebastelt, auf die sie geschrieben haben, was ihnen wichtig ist, also: "Toleranz" oder "Akzeptanz". Die kleinen Papierschiffchen sollen an den Spruch erinnern: "Wir sitzen alle in einem Boot". Die Stellwand, an der die Boote festgeheftet sind, steht nun in der Aula neben dem Pausenverkauf. Für jeden sichtbar. Demnächst wollen die Schüler noch Plakate aufhängen, auf denen steht, warum sie gegen Rassismus sind.

© SZ vom 04.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: